Emilys Pov
Das geplante Wochenende mit Justin rückte immer näher, doch als wenn das nicht schon genügend Probleme aufwerfen würde, gab es noch etwas anderes, was mich in diesen Tagen beschäftigte, was ich aber liebend gerne ignoriert hätte. Das ging nur leider nicht so einfach.
„Bist du so weit Emily?“, hörte ich Ian von unten zu mir hinaufrufen. Ich prüfte noch schnell mein eher notdürftig aufgetragenes Makeup und griff nach meiner Tasche. Dabei fiel mein Blick auf Justins Armband um mein Handgelenk. Er hatte es mir für heute geliehen. „Damit du etwas hast, woran du dich festhalten kannst“, hatte er geflüstert und mich ganz fest in die Arme genommen, bevor er mein Zimmer über die Leiter zum Vorgarten hin verlassen hatte.
Unten angekommen stieß ich nicht nur auf meinen Bruder, der in einen Anzug gekleidet auf mich wartete, was ein sehr seltenes Bild war. Auch Pattie und Justin standen im Flur. Justin im Anzug. Du lieber Himmel. Ich musste Konzentration bewahren.
Vorsichtig lächelte ich meinen Freund an. Ich hasste es, dass wir unsere Beziehung nicht offen ausleben konnten. Am liebsten wäre ich jetzt sofort zu ihm hinüber gegangen und hätte mich in seiner riesigen Umarmung vor der Welt versteckt. Denn die Welt gefiel mir heute morgen überhaupt nicht.
Ich würde heute vor Gericht gegen Bill aussagen müssen. Ich würde mich ganz alleine vor die Leute stellen und reden müssen.
Darüber.
Ich wollte gar nicht daran denken.
Höchstwahrscheinlich würde er mit ein paar Sozialstunden davonkommen. Eigentlich lohnte sich meine Aussage überhaupt nicht. Aber Ian, Pattie und Justin bestanden darauf, dass ich aussagte. Auch, wenn ich damit nichts erreichen würde.
Sie meinten, es zähle einzig und allein die Tatsache, dass ich das Statement setzte, dass er nicht alles machen konnte, ohne die Konsequenzen dafür tragen zu müssen. Das sah ich ja irgendwie auch ein. Ich würde ihn vielleicht durch meine Aussage davon abhalten, es wieder zu machen. Bei anderen Mädchen.
Trotzdem wollte ich nicht aussagen. Ich wollte mich nicht noch einmal an diese Nacht erinnern. Ich wollte das nicht alles noch einmal erleben. Ich wollte es einfach vergessen und mich auf mein Glück mit Justin konzentrieren.
Dementsprechend befand sich meine Laune auf einem selten gesehenen Tiefpunkt, als ich mich neben Ian auf die Rückbank des Autos setzte. Justin saß vorne neben Pattie auf dem Beifahrersitz. Er würde als Zeuge aussagen müssen. Ich wollte auch Zeuge sein. Ich wollte nicht das Opfer sein. Warum verdammt war ich immer und überall das Opfer?
„Beruhig dich mal Emily. Du bist ja ganz verkrampft. Du musst das nur heute schnell machen und dann ist es vorbei.“, versuchte Ian auf mich einzureden. Justin hielt sich dezent zurück. Ich konnte jedoch spüren, wie sich seine Muskeln anspannten, weil auch er mich trösten wollte, es aber nicht konnte.
So ein Mist. Wir mussten dringend eine Lösung für unsere „top – secret“ Beziehung finden. Lange würden wir das nicht mehr aushalten. Das nächste große Problem würde das gemeinsame Wochenende am Meer werden. Wie sollten wir Ian erklären, dass wir beide plötzlich über ein Wochenende nicht da sein würden? Wir hatten absolut keine Idee, wie wir das regeln sollten.
Den Rest der Autofahrt sagte niemand mehr ein Wort. Wir schwiegen alle. Wahrscheinlich war das auch das Beste so. Auf diese Weise konnte jeder von uns seinen eigenen Gedanken nachhängen. Trotzdem merkte ich, wie Ian immer mal wieder besorgt zu mir hinüberblickte. Er machte sich wirklich Sorgen um meinen Zustand. Ausnahmsweise war er mal ein halbwegs normaler großer Bruder.
Auf dem Weg vom Auto zum Gerichtsgebäude nahm Pattie meine Hand. Es tat gut, doch ich hätte lieber Justins gehalten. Er ging ein paar Meter vor uns neben Ian. Die beiden unterhielten sich über etwas, was ich nicht verstehen konnte. Wahrscheinlich irgendetwas Unwichtiges. Sie wollten nur Konversation betreiben um die Situation ein wenig aufzulockern. Pattie und ich schwiegen. Ich war froh darüber. Ich wollte das jetzt einfach nur schnell hinter mich bringen.
Im Endeffekt war es einfacher, als ich dachte. Aber das lag nicht an der wirklich freundlichen Richterin, die mir sehr geduldig zuhörte und es lag auch nicht daran, dass ich es so gut es ging mied, Bill anzusehen, während ich sprach.
Nein. Es lag an Justins Armband. Immer, wenn ich spürte, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete, griff ich mit meiner rechten Hand an mein linkes Handgelenk um das feine Leder unter meinen Fingern zu spüren. Es war so, wie Justin es gesagt hatte. Ich hielt mich daran fest. Es war fast so, als säße er selber neben mir und würde mich dazu anspornen weiter zu reden.
Und weiter.
Und weiter.
Und weiter.
Es war zwar einfacher als gedacht, aber ich war trotzdem extrem erleichtert, als der Hammer auf den Tisch fiel und ich den Raum verlassen durfte.
Justin hatte ganz am Anfang seine Zeugenaussage gegeben. Er war ziemlich aufgebracht gewesen und hatte mehrmals von der Richterin darauf hingewiesen werden müssen, auf seine Ausdrucksweise zu achten. Ich fand, er machte das toll.
Bill saß die ganze Zeit neben seinem Anwalt und schwieg. Er hatte nichts zu sagen. Er hatte eindeutig verloren. Ich bezweifelte, dass er sich jemals noch einmal trauen würde, einem Mädchen zu nahe zu kommen.
Wie wir erwartet hatten, fiel seine Strafe auf Sozialstunden aus. Hundert. Immerhin. Laut Justin und Ian viel zu wenig. Ich regte mich nicht darüber auf. Mir war es egal, was jetzt mit Bill passierte, solange ich ihn nicht mehr sehen musste.

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From Hate To Love (Justin Bieber Fanfiction)
FanfictionEmily Blair wohnt seit ihrer Geburt gemeinsam mit ihrem Bruder Ian und ihrer Mutter Deborah im kleinen Städtchen Stratford in Kanada. Ihr Vater hat die Familie kurz nach ihrer Geburt für eine andere jüngere Frau verlassen. Emily hat eigentlich ein...