Part 59

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Flashback - Emilys Pov

Ich glaube echt nicht, was meine Mum mir da gerade offenbart hat. Ich glaube es nicht. Kann sie sich denn überhaupt nicht in mich hineinversetzen? Kann sie sich nicht denken, dass die Jungs mich umbringen werden? Dass sie mich fertig machen werden, bis ich wimmernd in irgendeiner Ecke liege? Wie kann sie mir das antun? Wie kann sie mir das antun? Wie?

Ich bin 12. Ich könnte doch für ein langes  Wochenende alleine zu Hause bleiben. Es wäre überhaupt kein Problem für mich. Ich habe ihr das gesagt, aber sie duldet keine Widerrede. Ich muss mit. Verdammte scheiße, ich muss mit Pattie, Justin und Ian in das Strandhaus von Justins Vater fahren. Warum? Warum?

Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie Justin reagieren wird, wenn er das erfährt. Ian ist schon komplett ausgerastet und hat so fest gegen das Regal im Wohnzimmer getreten, dass ein Brett rausgebrochen ist. Genützt hat es ihm nichts. Und mir auch nicht. Leider. Justin wird mich noch mehr hassen, als bisher. Das wird das schrecklichste Wochenende meines Lebens.

Justins Pov

Das wird so geil. Das wird einfach nur ein mega – hammer – geiles Wochenende. Und dann auch noch ein verlängertes. Das heißt, ich werde vier Tage mit Ian und Mum alleine am Meer verbringen. Partys, Mädchen, Sommer, endlich Ruhe vor der Kleinen. Ian und ich waren noch nie zusammen im Urlaub. Das wird einfach nur genial!

Ich helfe Mum dabei, unsere Taschen in den Kofferraum zu packen. Ich habe fast nur Badesachen eingepackt. Etwas anderes werde ich dort nicht brauchen. Ian müsste auch jeden Moment rüberkommen. Wir wollen in einer Viertelstunde losfahren. Ich bin voller Vorfreude.

Ich habe grade das letzte Gepäckstück verstaut, als eine Hand neben mir auftaucht und eine lilane Schwimmtasche in den Kofferraum legt. Bitte? Lila? Ian? Nein! Ich drehe mich um und sehe, dass es sich um Deborahs Hand handelt. Das kann nur eines bedeuten. Sie wäre nicht mit rübergekommen um sich von Ian zu verabschieden.

Und kaum als ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, sehe ich Emily, die versucht sich hinter ihrer Mutter zu verstecken. Euer Ernst?

„Was soll der Scheiß, Mum!“, rufe ich aufgebracht und hebe die lilane Schwimmtasche wieder aus dem Wagen. Meine Mum, die gerade Getränke in den Seitenfächern des Wagens demoniert, steckt den Kopf aus einem der Fenster.

„Was meinst du, Justin?“, ruft sie munter. Phh. Die weiß genau, was ich meine. Die soll mal schön ihre scheinheilige Fresse halten. Dumme Kuh. Das sage ich natürlich nicht.

„Reg dich ab, Justin. Emily fährt mit, weil ich kurzfristig noch eine Geschäftsreise übers Wochenende machen muss und sie nicht alleine zu Hause lassen möchte.“, klärt mich Deborah, sichtlich unbeeindruckt von meiner Wut, auf, nimmt mir die Schwimmtasche wieder aus der Hand und wirft sie zurück in den Kofferraum.

„Fuck!“, entfährt es mir und ich trete gegen einen der Hinterreifen des Wagens.

„Justin Drew, benimm dich!“, höre ich sofort die strenge Stimme meiner Mum vom Fahrersitz. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Wieso? Wieso? Wieso ist mir selbst ein Wochenende ohne diese Nervensäge vergönnt?

Ich weiß, dass es unhöflich ist und Mum mich dafür wahrscheinlich wieder zusammenscheißen wird, aber ich nehme die lilane Schwimmtasche aus dem Kofferraum, werfe sie einmal quer über die Straße, werfe Emily einen Blick zu, der sie hoffentlich einschüchtert, und setzte mich auf den Rücksitz des Wagens. Die können mich alle mal.

Emilys Pov

Die ganze Fahrt über sagt Justin kein Wort. Er und Ian sitzen zusammen auf der Rückbank und ich vorne neben Pattie. Das ist auch gut so. Ich hätte es keine Sekunde neben einem der beiden hinten ausgehalten.

Meine Befürchtungen haben sich bestätigt. Justin ist so angepisst, wie selbst ich ihn noch nie erlebt habe. Pattie hat mich vor der Fahrt noch versucht zu beruhigen. Sie denkt, er würde sich genauso schnell wieder abregen, wie er sich aufgeregt hat. Ich denke etwas anderes. Ich denke, dass er seine Wut nutzen wird, mir das Wochenende zur Hölle zu machen. Und ich behalte Recht.

Als wir ankommen, verkrieche ich mich sofort in das Zimmer, das Pattie für mich fertig gemacht hat. Es ist ein schönes Zimmer. Es hat Meerblick. Aber ich werde das nicht genießen können. Das weiß ich.

Dann passiert etwas seltsamen. Justin lässt mich in Ruhe. Er tut das ganze Wochenende über so, als wäre ich nicht da. Er ignoriert mich. Ich kann ungestört meine alkoholfreien Cocktails am Pool trinken und mich am Strand sonnen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen traue ich ihm nicht. Ich bin die ganze Zeit auf der Hut. Ich habe Angst, dass er sich seinen großen Streich für den letzten Tag aufbewahrt.

Als ich am letzten Morgen, eine Stunde, bevor wir losfahren wollen, aufwache, bewahrheitet sich mein Verdacht. Erst spüre ich nur ein leichtes Kribbeln an meinen Füßen. Als ich wacher werde, merke ich, dass sich das Gefühl, das ein bisschen wie Kitzeln ist, über meinen gesamten Körper erstreckt.

Verwirrt setzte ich mich in meinem Bett auf und lasse einen Schrei von mir, als ich sehe, was er getan hat. Anstatt meiner Bettdecke bedecken mich tausende von Ameisen. Sie krabbeln über meinen ganzen Körper und unter meinen Schlafanzug.

„Pattiiiiieeeee!“, schreie ich unter Tränen, während ich aus dem Bett springe und versuche die kleinen Tiere mit meinen Händen von meinem Körper zu entfernen. Doch es ist zwecklos. Ich habe das Gefühl, es werden immer mehr.

Es dauert ein paar Sekunden, doch dann steht Pattie in meinem Zimmer und realisiert sofort, was los ist. Sie schleift mich ins Bad, zieht mir meinen Schlafanzug aus und stellt mich unter die Dusche. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Auch nicht, als das warme Wasser auf mich herunterprasselt und eine Ameise nach der anderen im Abfluss verschwindet.

Pattie reibt beruhigend mit ihrer Hand über meinen Rücken. Doch es hilft nichts. Ich breche zusammen. In diesem fremden Haus, in dieser fremden Dusche und mit Ameisen auf dem Kopf sinke ich nieder und verstecke den Kopf in meinen Händen. Ich spüre, wie Pattie sich neben mich setzt. Sie hat noch ihre Klamotten an. Sie wird ganz nass.

„Alles wird gut, Emily. Alles wird gut.“, redet sie immer weiter auf mich ein.

Als ich mich einigermaßen beruhigt habe, trete ich gemeinsam mit Pattie den Weg zum Wagen an, an dem die Jungs schon warten. Ian unwissend. Justin mit seinem Mistkerllächeln.

Auf den ersten Blick ist klar, wer der beiden hinter den Ameisen steckt.

Und dann erlebe ich etwas, was ich noch nie erlebt habe. Pattie geht auf Justin zu und schlägt ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich zucke für einen winzigen Moment zusammen und dann ist alles still. Es ist so ein Moment, in dem einem der eigene Herzschlag und die eigene Atmung bewusst wird. Ich sehe, wie Justin seine Mutter fassungslos anschaut und ihr dann vor die Füße spuckt. Er spuckt ihr wirklich vor die Füße.

„Das reicht Justin Drew. Dieses Mal bist du zu weit gegangen. Ich habe es dir mehrmals angedroht, aber jetzt ist es so weit. Du gehst ab nächstes Jahr aufs Internat.“

Justin zuckt nicht einmal mit der Wimper, als er sich umdreht und in den Wagen steigt.

Später auf der Fahrt, als Pattie tanken ist, entscheidet sich Ian dazu, mit auszusteigen, um sich ein wenig die Füße zu vertreten. Ich gehe automatisch davon aus, dass auch Justin den Wagen verlassen hat, aber als ich mich halbwegs entspannt auf dem Beifahrersitz zurücklehne, spüre ich seinen Atem an meinem Ohr.

„Glaub nicht, dass ich es nicht wieder machen würde. Nächstes Mal nehme ich Spinnen.“ Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. Nein. Das lasse ich mir nicht gefallen. Pattie hat mir gesagt, ich soll mich wehren. Ich versuche es zumindest. Ohne mich umzudrehen antworte ich ihm.

„Es wird kein nächstes Mal geben, Bieber. Du hast dein Ziel erreicht. Ich versprech dir, dass ich niemals mehr einen Fuß in dieses verfluchte Strandhaus setzten werde.“ Ich bin froh, dass Justin die Chance zu einer Antwort genommen wird, da Pattie und Ian wieder einsteigen.

Flashback Ende

From Hate To Love (Justin Bieber Fanfiction)Where stories live. Discover now