Der erste Streich

1.3K 55 0
                                    

Am nächsten Tag ging ich schon zur ersten Stunde bei Fred und George mit. Bei den beiden war es besser, immer aufzupassen, dass man alle Änderungen mitbekam. Es konnte sich nämlich einiges ändern. Es hatte gestern ja noch nicht mal das Tabu-Wort festgestanden. Es war ''Krieg'', wie mir George flüsternd im Verwandlungsunterricht mitteilte. Da sie gerade die Riesen-Kriege besprachen, war das wohl ein relativ häufiges Wort. Sobald Verwandlung vorbei war, sagten wir den anderen das Tabu-Wort. Grinsend betrat die Klasse den Raum für Geschichte der Zauberei. Ich setzte mich zu Fred und George. Nun betrat Professor Binns das Zimmer. Er schwebte zum Pult, holte seine Unterlagen heraus und begann, zu reden.
''Die Riesen Kriege...''
''Tabu!'', rief die Klasse. Professor Binns sah auf. Dann begann er erneut, als wäre nichts gewesen.
''Die Riesen-Kriege....''
''Tabu!''
''Seien Sie doch endlich ruhig! '', ermahnte er.
''Wir ich eben sagen wollte, begannen diese Kriege....''
''Tabu!''
''Begannen sie ca. 1365. Der Krieg brach....''
''Tabu!''
''Was ist denn heute mit ihnen los? Nun gut. Der Krieg....''
''Tabu!''
''Brach aufgrund der Tatsache aus, dass mehrere Zauberer ins Gebiet der Riesen eindrangen. Bis heute ist nicht geklärt, warum sie das taten. Da die Riesen sich bedrängt fühlten, verteidigten sie ihr Lager. Die Zauberer definierten das als Gefahr, die vernichtet werden muss und griffen an. Zahlreiche Riesen und Zauberer starben in diesem Tabu....äh....Krieg.''
''Tabu!'', prusteten alle los. Professor Binns war eindeutig verwirrt, während die Klasse sich kaputtlachte.
''So seien Sie doch still! Dieser Krieg war für....''
''Tabu!''
''Er war für die Riesen Grund einer dramatischen Änderung ihrer Lebensweise. Um zu überleben, bildeten sie nämlich Gruppen. Da sie einen Anführer, einen sogenannten Gurk, brauchten, veranstalteten sie oft Kämpfe, um zu sehen, wer der stärkste war. Wer den Gurk angreift, tötet den Gurk und wird der neue Gurk oder stirbt. Häufig wurde dem Gurk oder dem Herausforderer am Ende des Gefechts der Kopf abgerissen. Das diente zur Bestätigung, dass dieser Riese der schwächere war. So läuft es bei den Riesen heute noch. Daher sind auch nicht mehr viele von ihnen übrig. In Europa liegt die Zahl der Riesen inzwischen unter 300. So kam es also dazu, dass die Riesen sich zusammengefunden haben, um die Zauberer zu besiegen. Daher auch der schlechte Ruf der Riesen. Nun, dieser Krieg dauerte.....''
''Tabu!''
So ging das die restliche Stunde über weiter. Als es gongte, sagte ich zu Fred:''Weißt du, dieser Streich ist nicht nur lustig, er bringt sogar noch was.''
Fred und George schauten mich blöde an.
''Na ja. Es haben alle aufgepasst, damit sie das Tabu-Wort nicht verpassen. Ich glaube, ihr habt allesamt wesentlich mehr vom Unterricht mitbekommen, als sonst.'', erklärte ich. Wir alle grinsten noch breiter als vorher und gingen nach unten Richtung Gewächshäuser. Dort war ich auch gerne. Für Kräuterkunde brauchte man keinen Zauberstab, also konnte ich da auch mitmachen. Allerdings durfte ich dort nur den Unterricht der Erst- bis Drittklässler besuchen. Wieder mal eine Anordnung von Albus, damit ich nicht zu viel Vorwissen hatte. Doch Pomona verstand mich und brachte mir manchmal in den Ferien etwas Neues bei, was eigentlich erst in der vierten oder fünften Klasse kam. Jetzt allerdings war ich mit einer ersten Klasse unterwegs, von daher..... Es wurde eine sehr langweilige Stunde für mich. Nun ja, so langweilig, wie es mit Fred und George eben werden konnte. Jetzt gab es Mittagessen. Wurde auch Zeit!, dachte ich mit knurrendem Magen. Nach dem Essen, bei dem ich mich an den Bratkartoffeln gütlich tat, lief ich Sybill über den Weg. Die Lehrerin entdeckte mich und hielt mich zurück, als ich weitergehen wollte.
''Ich sah dich in meinem Turmzimmer in der fünften Klasse sitzen. Dies ist die nächste Stunde. Sollte ich etwa den Ruf des Schicksals ignorieren? Natürlich begann ich sofort nach dem Unterricht, dich zu suchen, meine Liebe.'', sagte sie. Ich verdrehte innerlich die Augen. Konnte Sybill sich nicht ein Mal normal ausdrücken? Wenn sie mich gerne in ihrem Unterricht haben wollte, konnte sie mich auch normal darum bitten, mit ihr zu kommen. Ich folgte ihr zu ihrem Turm. Dort saßen bereits einige Schüler, darunter Lilly Revate aus Ravenclaw, die ich auch schon gut kannte, mit ihrer Freundin Sarah Puter, die in ihrem ersten Jahr in Hogwarts noch eine Zahnspange gehabt hatte, weshalb sich ihr Nachname, als sie sich mir vorgestellt hatte, stark nach ''Potter'' angehört hatte und ich gesagt hatte:''Ich dachte, das wäre Harry Potter....''
Sarah hatte daraufhin ihre Spange herausgenommen und den Irrtum aufgeklärt. Das war ihr aber ein paar Mal öfter so gegangen und Peeves machte sich zu ihrem Ärger inzwischen einen Spaß daraus, Sarah immer mit ''Potter'' anzusprechen. Sybill schnippte nun mit den Fingern in Richtung der Falltür, die in der Decke war. Hinter dieser war der Klassenraum für Wahrsagen, wenn man das so bezeichnen konnte. Der Turm war nämlich nicht wirklich wie ein Klassenzimmer eingerichtet. Es gab Sessel und Sitzpolster, die um kleine Tische gruppiert waren und der Raum war nur über eine silberne Leiter zu erreichen, welche gerade auf Sybills Schnippen hin zu uns herunter schwebte. Ich kletterte hinter einigen anderen hinauf. Die Ravenclaws hatten mit Hufflepuff Unterricht, wie ich feststellte. Auch Elias Dollfeather entdeckte ich. Er hatte ja immer Angst vor Severus. Wie er wohl Sybill fand? Gute Frage. Ich setzte mich mit Lilly und Sarah an den Tisch vor Elias. Sybill eröffnete die Stunde mit den Worten:''Ihr Lieben, wie ihr bemerkt haben solltet, ist Ariane heute hier im Unterricht. Die Schicksalsgöttin befahl mir, sie zu holen. Wir werden heute das Handlesen wiederholen. Annika, meine Liebe, wärst du so nett und erklärst das noch einmal für Ariane?'' Annika, eine Hufflepuff mit braunen, etwa schulterlangen Haaren und Pony, sah auf und begann stockend zu erklären:''Also es gibt verschiedene....Linien auf den Händen. Die Lebenslinie und die....Kopflinie. Die Lebenslinie sagt einem, was für Dinge passieren könnten und die Kopflinie, wann man stirbt und so was.'' Annika sah Sybill an, welche nickte und sich der Klasse zuwandte. Bisher hatte sie uns den Rücken zugekehrt. Die Stunde verbrachte ich damit, abwechselnd Lilly und Sarah die Hände zu deuten und meine Hände deuten zu lassen. Wir ließen aber auf Anweisung Sybills vorerst die Kopflinie weg. Dabei wollte sie den einzelnen Gruppen immer helfen. Elias konnte ich deutlich die Nervosität ansehen, als sie seinem Tisch näher kam. Bei mir sagte sie nur, ich würde mindestens 60 Jahre alt werden. Sie war im Grunde nicht wirklich die größte Hilfe. Und eine echte Seherin war sie auch nicht. Nicht immer, jedenfalls. Manchmal schaffte Sybill es, etwas vorherzusehen, aber das kam wahrhaft selten vor und konnte genauso gut Zufall sein. Ich war nach der Stunde froh, wieder klare Luft atmen zu können und stellte mich ans Fenster. Dann beschloss ich, zu Pflege magischer Geschöpfe zu gehen. Das würde nach dem stickigen Turmzimmer die beste Variante sein.

Doch bis zu Professor Kesselbrand schaffte ich es nicht. Hagrid fing mich ab.
''Hey, Ariane! Komm ma' mit! Will dir was zeigen. Wird dir gefallen.'', sagte Hagrid.
''Was gibt's denn?'', fragte ich, während ich Hagrid zum Waldrand folgte.
''Ich hab bei der Lichtung, wo vor zwei Jahren diese Baumkrankheit war, was gefunden.'', sagte Hagrid nur. Ich folgte ihm zu der betreffenden Lichtung und er zeugte auf eine Eiche. Zwischen den Ästen konnte ich eine Art Nest erkennen. Etwas blaues mit weißen Sprenkeln hüpfte darin herum.
''Ein Jobberknoll.'', rief ich erstaunt.
''Jep. Und er hat Eier gelegt.'', sagte Hagrid.
''Wow. Severus wird sich freuen.'', sagte ich. Federn von Jobberknollen fanden zum Beispiel in Veritaserum Verwendung und die Federn waren normalerweise schwer zu bekommen. Severus musste immer eine Menge dafür ausgeben.
''Wollen wir im Nest nach Federn suchen, wenn der Jobberknoll was zu Fressen sucht?'', fragte ich.
''Wie willst du'n das anstellen?'', fragte Hagrid. Ich überlegte kurz.
''Du hebst mich hoch und ich hole eine Feder raus.'', sagte ich. Hagrid tat kopfschüttelnd, was ich sagte und schüttelte mich so durch, dass ich erst kurz Zeit brauchte, um wieder klar sehen zu können. Dann bemerkte ich, dass Hagrid mich direkt vor das Nest hielt, in dem ein paar Federn lagen. Ich nahm mir vier Stück heraus. Das würde für zwei Kessel Veritaserum genügen. Ich nickte Hagrid zu und er ließ mich wieder runter. Ich seufzte erleichtert auf. Von Hagrid durchgeschüttelt zu werden, war nicht das Schönste, das ich mir vorstellen konnte.
''Wollen wir das gleich zu Severus bringen?'', fragte ich Hagrid.
''Mach nur. Ich muss noch zu den Einhörnern. Ha'm mal wieder Junge. Nu. Ich bring' dich zum Waldrand, dann geh' ich zu den Einhörnern weiter.'', sagte Hagrid und stapfte los. Ich joggte hinterher. Am Waldrand verabschiedete ich mich und ging zur Schule hoch. Ich lief auf direktem Weg in die Kerker und zu Severus' Büro. Severus war nicht dort. Er musste wohl noch unterrichten. Ich schrieb schnell mit der nächstbesten Feder auf das nächstbeste Pergament.

Ich hoffe, du wirst diese Jobberknoll Federn nützlich finden. Hagrid und ich haben sie gerade eben aus einem Nest im Wald geholt. Wenn alles glatt geht, gibt es bald noch einen ganzen Vorrat davon.
Ariane

Ich legte die Notiz auf die Federn und verließ das Büro. Im Unterricht störte ich Severus lieber nicht. Da wurde er immer fuchsig. Ich wusste jetzt nicht mehr, was ich tun sollte. Sollte ich einem Lehrer einen Besuch abstatten oder in einen der Gemeinschaftsräume gehen? Oder sollte ich auf mein Zimmer gehen? Ich wusste es nicht. Ich war immer noch am überlegen, als ich die Eingangshalle betrat. Am Fuß der Mamortreppe blieb ich unschlüssig stehen. Plötzlich quikte eine Stimme hinter mir:''Guten Tag, Ariane. Willst du nicht mitkommen? Ich könnte mit dir den Schwebezauber wiederholen.''
''Gerne, Filius. Ich komme.'', sagte ich und folgte dem Professor die Treppe hinauf. Eigentlich konnte ich den Schwebezauber in und auswendig, aber so hatte ich wenigstens etwas zu tun.

Am Abend im Bett dachte ich über den Tag nach. Er hatte wirklich lustig angefangen mit dem Streich von Fred und George. Und dieser Jobberknoll. Es würde sicher mehr Federn als diese vier geben, im Laufe der Zeit. Vielleicht konnten Hagrid und ich ja immer am Wochenende mal vorbei kommen. Mit dem Gedanken, dass das keine schlechte Idee war und ich Hagrid das morgen sagen würde, schlief ich ein.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt