Quidditch

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Ich saß beim Frühstück in der Großen Halle. Gestern Abend hatte Charlie die Auswahlspiele für den neuen Hüter von Gryffindor veranstaltet. Ich musste ihn unbedingt fragen, wer gewonnen hatte. Ich hatte nicht zusehen können, weil ich mit Hagrid noch einmal nach dem Jobberknoll und seinen Jungen geschaut hatte. Nach dem Essen lief ich zu Charlie herüber.
''Hi! Wer hat gestern gewonnen?'', fragte ich.
''Oliver Wood. Ein Drittklässler. Etwas übereifrig, aber ansonsten spitze.'', sagte Charlie. Er war Sucher des Teams.
''Willst du vielleicht morgen Abend zum Training kommen? Ich weise Oliver heute nur ein.'', fragte Charlie.
''Warum nicht? Ich wünschte nur, ich könnte auch mal fliegen.'', sagte ich.
''Hast du denn schon mal gefragt?'' Charlie sah mich ungläubig an.
''Ich glaube nicht, dass Professor Dumbledore da etwas dagegen hat.'', fügte er hinzu.
''Ich glaube schon. Im Unterricht darf ich ja auch nicht zaubern.'', sagte ich.
''Ach, komm! Versuchs doch wenigstens mal!'', meinte Charlie.
''Na gut. Aber versprechen kann ich nichts.'', sagte ich und lief aus der Halle, um Oliver Wood abzufangen und ihm zu gratulieren.
''Hey, Oliver! Glückwunsch!'', sagte ich zu ihm. Wir standen am Anfang der Mamortreppe. Oliver strahlte.
''Cool, oder?'', sagte er.
''Ja. Charlie meinte, er weist dich heute Abend ein?''
''Ja. Ich bin ein bisschen nervös, ehrlichgesagt.''
''Keine Sorge. Aber streng dich an! Morgen komm ich zum Training.'' Oliver sah nicht gerade entspannter aus.
''Kopf hoch! Das erste Spiel ist doch erst in drei Wochen.''
''Was? Schon in drei Wochen?''
Hätte ich bloß nichts gesagt.
''So schlimm kannst du nicht sein, wenn Charlie dich in die Mannschaft aufnimmt.'', versuchte ich ein letztes Mal, Oliver aufzumuntern. Diesmal klappte es. Bei der Erwähnung, dass er in der Mannschaft war, schwoll seine Brust etwas. Ich verabschiedete mich und rannte zu Albus ins Büro, um ihn zu fragen, ob ich morgen beim Training der Gryffindors teilnehmen konnte. Albus saß wie üblich an seinem Schreibtisch und las irgendwelche Blätter durch.
''Ariane! Warum bist du nicht irgendwo im Unterricht?'', fragte Albus.
''Ich wollte dich was fragen.''
''Na dann. Leg los.'', sagte Albus und blickte auf.
''Darf ich morgen beim Training von der Quidditch Mannschaft aus Gryffindor auch fliegen?''
Albus überlegte eine Weile. Dann sagte er:''Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.''
Mit glänzenden Augen verließ ich das Büro. Ich lief sofort zu Charlie, der jetzt Zauberkunst hatte. Ich schlich mich ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich tauchte hinter den anderen Schülern ab und huschte zu Charlie. Dieser saß relativ weit hinten, also ging das ganz gut.
''Ariane! Hast du mich erschreckt!'', sagte er.
''Ich habe die Erlaubnis!'', sagte ich.
''Erlaubnis für was?''
''Ich darf beim Training morgen fliegen!''
''Cool!''
''Ruhe, da hinten!'', unterbrach uns Filius.
''Ah, Ariane. Schön, dass du uns Gesellschaft leistest.'', fügte er an, als er mich sah. Ich nickte ihm zu und wandte mich dann wieder an Charlie. Charlie meinte, ich sollte morgen als Jägerin trainieren, wenn ich gut genug fliegen konnte. Das Fliegen war aber kein Problem, da ich ein paar Mal bei den Flugstunden der Erstklässler teilgenommen hatte und auch manchmal in den Ferien im Wald oder im verlassenen Stadion geübt hatte. Bisher aber immer heimlich und allein.

So ging ich am nächsten Abend mit dem Team von Gryffindor aufs Quidditchfeld. Ich hatte mir mit Fred und George als Beratung einen der Schulbesen ausgesucht und ging jetzt mit Oliver, Charlie, Angelina, John, Seline und den Treibern Anton und Melisha auf das Feld. Charlie erklärte erst mal kurz, wie das Training heute laufen würde.
''Also. Am Anfang machen wir Übungen mit dem Quaffel. Gegenseitig zuwerfen. Dann gehen alle auf ihre Positionen. Ariane, du spielst als Jägerin mit. Üblicher Ablauf: Die Jäger schießen aufs Tor und weichen den Klatschern aus. Ich suche.'' Charlie sah während des Redens die verschiedenen Spieler an, je nach dem, von wem er sprach. Dann bestieg er seinen Besen und alle anderen folgten ihm in die Luft. Ich stellte fest, dass ich etwas aus der Übung war, kam während dem Training mit dem Quaffel jedoch schnell wieder rein. Das Team war gut aufeinander eingespielt und Oliver fügte sich schnell ein. Was Charlie über Oliver gesagt hatte, stimmte, dachte ich, als ich den Quaffel zu John warf, der mir schräg gegenüber zwischen Angelina und Charlie flog. Die Mannschaft bildete einen Kreis. Der Quaffel kam unvermutet von Melisha zurück. Ich erwischte ihn mit dem Fuß und kickte ihn in Richtung Seline. Sie musste abtauchen, um den Ball zu erwischen und kam erst zurück auf unsere Flughöhe, bevor sie zu Oliver passte. Oliver warf zu Angelina, die zu Charlie, zu Anton, zu John, zu Melisha, zu mir...... So ging das eine Weile weiter. Als Oliver gerade ein ganzes Stück nach hinten hatte fliegen müssen, um den Quaffel von Anton zu erwischen, brach Charlie ab und schickte uns auf unsere Positionen. Ich flog mit John, Seline und Angelina auf die Torringe zu. Angelina hatte den Quaffel. Die Zweitklässlerin war erst dieses Jahr ins Team gewählt worden, doch die Auswahlspiele für die Jäger Gryffindors hatten bereits vor fast einer Woche stattgefunden. Angelina passte zu Seline. Seline zu John. John schoss aufs Tor, doch Oliver wehrte ab. Als nächstes machte ich eine gute Vorlage für Seline. Diese hätte fast getroffen, musste jedoch im letzten Moment einen Schlenker drehen, um nicht von einem Klatscher erwischt zu werden. Melisha grinste von der anderen Seite des Stadions zu uns herüber. Doch dann traf John. Dann Angelina und ich machte auch ein Tor. Aber nur sehr knapp. Oliver hielt meine Bälle meistens ohne Probleme. Er war echt gut. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie Charlie dem Schnatz nachjagte, ihn fing und in eine Pfeife blies.
''Schluss für heute! Klasse, ihr alle! Ariane, du könntest mit mehr Training eine wirklich klasse Jägerin werden.'', sagte Charlie beim Landen.
''Sie kanns ja auch mal auf den anderen Positionen versuchen.'', meinte Anton.
''Gerne.'', sagte ich.
''Aber auch beim Quidditch muss ich schauen, dass ich mit allen Mannschaften trainiere, sonst fühlt sich jemand benachteiligt.'', sagte ich mahnend. In diesem Fall wollte ich niemanden gegen mich aufbringen. Das war nicht schlau.
''Wie du es nur bei den Slytherins aushälst....'', sagte John gerade.
''Die können echt nett sein, wenn du dich nicht mit ihnen anlegst oder in Gryffindor bist. Ravenclaws haben da glaub ich die ehesten Chancen. Wenn Slytherins mit Leuten aus anderen Häusern etwas machen würden, dann mit Ravenclaws.'', überlegte ich laut. Alle sahen mich an.
''Warum denn das?'', fragte Angelina dann.
''Aus eurer Sicht formuliert: Slytherin hält Hufflepuff für Flaschen und Gryffindor und Slytherin sind sowieso schon immer verfeindet.'', erklärte ich. Seline nickte. Die anderen folgten. Geneinsam verließen wir dann die Umkleide und gingen zur Schule hoch. Es war inzwischen fast dunkel. Ich musste mich nun etwas beeilen, um noch vor acht im Turm bei Albus zu sein. Das war das Zeitlimit. Bis acht Uhr durfte ich draußen sein. Dann musste ich entweder in den Turm zu Albus oder zu Hagrid in die Hütte. Und das war, laut Albus, schon recht gnädig, wenn man bedachte, dass auch die Erst- und Zweitklässler um diese Zeit im Gemeinschaftsraum sein sollten. Es hatte eindeutig seine Vor- und Nachteile, ich zu sein. Zum einen konnte Albus mir wirklich jedes Geheimnis entlocken, wenn er mich lange genug ansah, zum anderen konnte ich alles, was viele erst in Hogwarts lernten, schon jetzt. Viel früher. Ich dachte noch etwas weiter nach, bis ich dann eine Uhr sah. Es war drei Minuten vor Acht. Ich rannte los und kam atemlos vor dem Wasserspeier an.
''Apfelmus.'', keuchte ich.
''Exakt eine Minute zu spät.'', sagte der Wasserspeier und sprang beiseite. Ich lief die Wendeltreppe zu Albus' Büro nach oben und betrat das Büro. Albus saß am Schreibtisch, wo auch sonst, und blickte mich an, wie ich da mit dem Besen in der Hand keuchend vor ihm stand.
''Die Zweitklässler in Team von Gryffindor werden wohl nicht ganz pünktlich in ihrem Turm gewesen sein.'', stellte Albus mit einem Blick auf seine Uhr fest. Ich kam langsam zu Atem und erzählte Albus noch ein wenig vom Training mit den Gryffindors, bevor ich schließlich zu Bett ging.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt