Voldemort

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Als wir bei Harry und Hermine ankamen, kochte Hagrid immernoch vor Zorn. Ich erzählte Harry und Hermine, was passiert war und Hagrid schickte Harry mit mir, Malfoy und Fang mit, als wir erneut an eine Biegung kamen. Malfoy versuchte immer wieder vergeblich, Harry zu triezen, der sich nahe bei mir hielt. Ihm war die Nervosität aber nicht so anzumerken, wie Malfoy, der tatsächlich bei jedem Geräusch zusammenzuckte und sich umblickte, während ich nur sagte:"Da war nichts, Malfoy!"
Dieses Szenario wiederholte sich oft, während das Blut am Wegrand immer mehr wurde und ich langsam nach dem Einhorn Ausschau hielt. Ich überlegte, ob ich vielleicht bereits grüne Funken schicken sollte, um Hagrid zu zeigen, dass das Einhorn definitiv bei uns in der Nähe war, als plötzlich ein unheimliches Rascheln vor uns ertönte. Es klang wie ein Umhang, der über den Boden schleifte und es gehörte definitiv nicht in diesen Wald. So langsam wurde ich unruhig. Wir waren nur drei Erstklässler und ein Hund und was auch immer da war hatte die Einhörner angefallen. Ich zwang mich zur Ruhe und ging weiter, als ich hinter den Bäumen etwas silbernes entdeckte. Es war das Einhorn und es war eindeutig nicht mehr am Leben. Eine tiefe Wunde war in seinem Bauch und weiteres silbriges Blut ronn heraus. Ich hob meinen Zauberstab und schoss wortlos grüne Funken nach oben, als sich plötzlich ein Schatten von den Bäumen löste und auf das Einhorn zu schwebte. Es beugte sich darüber und schlürfte das Blut. Mir blieb das Herz stehen, als mein Gehirn langsam realisierte, was das bedeutete. Dann blickte das Etwas mit seinen milchigen Augen zu uns auf. Ein panischer Schrei von Malfoy, der sofort die Flucht ergriff, löste mich aus meiner Starre. Ich schickte den grünen Funken rote hinterher und stolperte zurück. Harry ebenfalls. Seine Hand war zu seiner Stirn gezuckt und er hielt sie auf seine Narbe gedrückt. Ich starrte wie hypnotisiert auf das Wesen, während ich weiter zurückwich. Plötzlich stolperte Harry und fiel auf die Knie, beide Hände auf seiner Narbe, ich zog ihn schnell wieder hoch, als etwas über uns hinwegsprang und sich auf das Wesen stürzte. Es war Firenze, ein Zentaur. Das Wesen ergriff sofort die Flucht und ließ das Einhorn zurück, dessen Blut es geschlürft hatte. Bei diesem Gedanken fühlte sich mein Magen an, als wolle er das Abendessen wieder loswerden. Firenze wandte sich zu uns um und fragte:"Geht es Ihnen gut?"
"Ja", sagte ich.
"Was war das?", fragte Harry. Firenze antwortete nicht. Stattdessen musterte er uns beide.
"Sie sind der junge Potter", sagte er zu Harry. "Besser, Sie beide gehen zurück zu Hagrid. Der Wald ist nicht sicher - besonders für Sie. Können Sie reiten? Dann geht es schneller."
Er sank hinunter auf die Vorderbeine und bedeutete uns, aufzusteigen.
"Aber Firenze, denk an Lenix!", sagte ich. Ich konnte nicht noch einmal auf einem Zentauren reiten! Was würde Albus sagen, wenn Firenze ebenfalls den Wald verlassen müsste?
"Wir müssen hier weg!", drängte Firenze und Harry sah mich fragend und bittend zugleich an. Ich überwand meine Zweifel, seufzte und stieg hinter Harry auf Firenzes Rücken, doch nur wenig später passierte, wovor mir gegraut hatte. Bane und Ronan brachen durch die Bäume und Bane donnerte:"Firenze!"
Ich zuckte zusammen und sah ängstlich zu Bane. "Was tust du da? Du hast Menschen auf dem Rücken! Kennst du keine Scham? Bist du ein gewöhnliches Maultier?"
"Ist dir klar, wer das ist? Das sind der junge Potter und Ariane Dumbledore! Je schneller sie den Wald verlassen, desto besser", erwiderte Firenze. Ich kannte dieses Verhalten nur zu gut und wäre am liebsten im Erdboden verschwunden.
"Ich muss dich nicht daran erinnern, Firenze, wie haben einen Eid abgelegt, uns nicht gegen den Himmel zu stellen. Haben wir nicht in den Bewegungen der Planeten gelesen, was kommen wird?", fragte Bane. Ronan scharrte mit den Hufen. "Ich bin sicher, Firenze hat nur das Beste im Sinn gehabt", sagte er mit düsterer Stimme. Er war auch bei Lenix dagegen gewesen, ihn zu verbannen. Bane hingegen schlug wütend mit den Hufen aus. "Das Beste! Was hat das mit uns zu tun? Zentauren kümmern sich um das, was in den Sternen steht! Es ist nicht unsere Aufgabe, herumstreunenden Menschen nachzulaufen!"
Firenze wurde wütend und stellte sich auf die Hinterbeine. Ich krallte mich an Harry fest, plumste aber trotzdem herunter und landete mit einem schmerzhaften Aufprall auf der von Wurzeln durchzogegen Erde. Firenze brüllte währenddessen:"Siehst du nicht dieses Einhorn? Verstehst du nicht, warum es getötet wurde? Oder haben die Planeten dir dieses Geheimnis nicht verraten?"
Ich jedenfalls verstand es. Es war grausam und erschreckend zugleich. Wer würde so etwas nur machen? Gedankenverloren verpasste ich den Rest des wütenden Rufes, der die nächtliche Stille des Waldes durchschnitt. Firenze wirbelte herum und bedeutete mir, wieder auf ihn zu klettern. Wie in angsterfüllter Trance stieg ich wieder auf und wandte mich noch kurz zu Ronan und Babe um, die noch immer dort standen. Firenze galoppierte von ihnen weg durch die Bäume.
"Warum ist Bane so wütend?", fragte Harry in die Stille. "Was war eigentlich dieses Wesen, vor dem du uns gerettet hast?"
Die erste Frage konnte ich beantworten, auf die Antwort auf die zweite Frage war ich ebenso gespannt wie Harry. Doch Firenze antwortete nicht, sondern ermahnte uns, die Köpfe wegen der Äste tief zu halten. So langsam vermutete ich, dass Firenze die Frage nicht gehört hatte, denn er schwieg weiterhin, doch vielleicht überlegte er auch nur. Plötzlich hielt Firenze in dichtem Gestrüpp inne.
"Wissen Sie, wozu Einhornblut gebraucht wird?", fragte Firenze uns.
"Nein", sagte Harry, der verdutzt schien und wollte fortfahren, doch ich unterbrach ihn.
"Ich schon", sagte ich und erschauderte. "Grauenhaft."
"Ja, nicht wahr? Es ist etwas schreckliches, ein Einhorn abzuschlachten", sagte Firenze. "Nur jemand, der nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hat, könnte ein solches Verbrechen begehen. Das Blut eines Einhorns wird ihn am Leben halten, selbst, wenn der Tod nach ihm greift - doch zu einem schrecklichen Preis. Er hat etwas reines und schutzloses gemeuchelt, um sich selbst zu retten, aber nun hat er nur noch ein halbes Leben, ein verfluchtes, von dem Augenblick an, da das Blut seine Lippen benetzt."
Der letzte Teil war an Harry gerichtet gewesen. Eine Weile war alles still.
"Aber wer könnte so verzweifelt sein? Wenn man für immer verflucht ist, dann ist der Tod doch besser, oder?", fragte Harry. Ich nickte. Es stimmte, was er dachte, denn so an seinem Leben hängen, wenn es einen solchen Preis hatte...
"Das ist wahr", sagte Firenze. "Außer wenn er nur lange genug leben muss, um noch etwas anderes zu trinken - etwas, das einem alle Stärke und Macht zurückbringt - etwas, das bewirkt, dass man nie sterben wird. Wissen Sie beide, was in diesem Augenblick in der Schule versteckt ist?"
"Der Stein der Weisen", hauchte ich. Harry hatte es lauter gesagt. "Natürlich!", sagte er. "Das Lebenselexier! Aber ich verstehe nicht, wer..."
"Können Sie sich niemanden denken, der seit Jahren darauf wartet, an die Macht zurückzukehren, der sich ans Leben klammert und auf seine Chance lauert?"
Ich erstarrte. Voldemort. In diesem Wald. Das konnte nicht sein! Doch was tun? Zu Albus? Sofort war ich voller Tatendrang.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt