Animagi und verhexte Türen

416 19 4
                                    

Am Montag um 5 stand ich pünktlich vor dem Verwandlungsklassenzimmer. Der Tag war ziemlich langweilig gewesen und so normal, wie es auf Hogwarts nur ging. Ich öffnete leise die Tür und sah, dass Minerva schon da war.
"Da bist du ja", sagte Minerva, als ich die Tür hinter mir schloss und nach vorne zum Pult ging.
"Setz dich!", forderte Minerva mich auf und ich setzte mich an den Tisch vor dem Pult. "Nun, du weißt wahrscheinlich, was nötig ist, um ein Animagus zu werden. Dass mein eine Mondphase lang ein Alraunenblatt im Mund behalten muss?"
"Ja", sagte ich.
"Die nächsten Vollmond sind die folgenden", sagte Minerva und einige Daten erschienen an der Tafel. Der nächste Vollmond war in etwa zwei Wochen, die Daten standen aber bis zum Schuljahresende und noch bis in die Sommerferien dort.
"Ich denke, vor Juni mit dem Alraunenblatt anzufangen, hat wohl kaum Sinn", sagte Minerva. Ich nickte. Das hatte ich mir auch schon überlegt, doch es war schon etwas enttäuschend, wie lange man brauchte.
"Wir werden sehen, wie lange wir üben müssen, doch es kann auch durchaus sein, dass du das Blatt erst in den Sommerferien nimmst. Ein anderes Problem ist, dass das Blatt dir beim Schlafen gerne einmal aus dem Mund fallen dürfte, was bedeutet, wir müssen deinen Körper vorher daran gewöhnen, damit es nicht dauernd rausfällt und wir von vorne anfangen müssen", erklärte Minerva weiter. Dieser Gedanke war mir noch nicht gekommen, doch es stimmte. Es war sehr wahrscheinlich, dass mein Körper das Blatt aus fremd einstufte und es im Schlaf loswerden wollte.
"Und wie soll ich meinen Körper daran gewöhnen?", fragte ich.
"Indem wir einfach ein Blatt nehmen und es vorher schon in deinen Mund legen, nur über Nacht. Und wenn wir das eine Weile machen, dürfte es keine Probleme mehr damit geben. Damit werden wir in etwa einem Monat anfangen", sagte Minerva. Ich nickte. Das schien Sinn zu machen.
"Gut, dann legen wir mit dem Üben los", sagte Minerva. Den Rest der Stunde musste ich ungesagte Zauber üben. Ich fand es sehr schwer und am Ende der Stunde hatte ich trotz Minervas Tipps immernoch nur eine Ecke von meinem Filz gefärbt. Ungesagte Zauber brauchte ich, wenn ich ein Animagus war, um mich zu verwandeln, was mich nicht gerade zuversichtlich stimmte. Ich ging mit dem Gedanken ins Bett, dass morgen ein besserer Tag werden würde.

Das war auch so, denn für diesen Tag war der Streich für Filch angesetzt. Ich traf mich in der zweiten Pause in Filchs Korridor mit ihnen. Als ich um die Ecke kam, sah ich Fred, der über der Karte des Rumtreibers kauerte und George, der bereits eine falsche Türklinke in der Hand hielt und sie ein Stück neben der richtigen Tür mit Zauberkleber an die Wand klebte. Ich holte meinen Zauberstab hervor und machte mich an die richtige Tür. Zuerst versiegelte ich sie, dann legte ich einen Anpassungszauber darauf, sodass sie aussah, wie die Wand daneben. Ich trat zurück, um zu sehen, ob noch etwas fehlte und nickte zufrieden grinsend, als ich keinen Unterschied zur echten Wand feststellen konnte. George war mit der falschen Tür ebenfalls fertig, während Fred noch die Karte im Blick behielt.
"Gut, dann nichts wie los!", sagte George.
"Ja. Ariane, komm mit! Wir haben ein Versteck gefunden", sagte Fred.
"Wo denn?", fragte ich.
"Wirst schon sehen", sagte Fred nur. Er und George gingen auf das andere Ende des Korridors zu, wo ich einen kleinen Besenschrank erkennen konnte.
"Wir haben ihn mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegt", sagte Fred.
"So, dass er groß genug für uns alle ist", sagte George. Meine Augen blitzten auf und ich öffnete die Schranktüren, um hineinzuklettern. Wir hatten einen fabelhaften Blick auf Filchs falsche Tür.
"Lumos!", sagte Fred neben mir und beleuchtete die Karte.
"Wo ist er?", fragte ich ihn.
"Im vierten Stock, er geht jetzt in Richtung Treppe", sagte Fred und deutete auf einen der vielen Punkte auf der Karte. Filch war mit Mrs Norris unterwegs und auf "Verbrecherjagd".
"Sollen wir ihn herlocken?", fragte ich.
"Nein", sagte George.
"Sonst ist er noch vorgewarnt, dass was nicht stimmt", meinte Fred. "Und es ist auch nicht mehr nötig. Er hat seinen Sündenbock gefunden."
Fred deutete auf die Karte, wo Filch gerade mit Jeane Forcet im Schlepptau in Richtung Treppe lief. Jeane war eine Slytherin aus Freds und Georges Jahrgang, die ich gut kannte und die nicht sehr auf Regeln bedacht war. Sie war aber immer ziemlich offen und freundlich, weshalb ich sie wirklich gern hatte, auch wenn sie bei manchen Dingen grob werden konnte. Jeane wurde von Filch geradewegs zu dessen Büro geführt, während George sagte:"Schade, dass es eine Slytherin ist, die wir retten."
"Ach komm schon, Jeane ist echt nett. So lange es nicht Malfoy ist", sagte ich.
"Malfoy? Doch nicht etwa Lucius Malfoys Sohn?", fragte Fred.
"Doch, genau der. Ein arrogantes Arschloch, wie sein Vater", sagte ich.
"Und in deinem Jahr, nehme ich an", sagte George. Ich nickte düster.
"Wenn du willst, können wir den als nächstes drannehmen", sagte Fred.
"Nicht schlecht. Auch wenn mir im Moment noch das Bild von ihm an Weihnachten im Kopf ist", sagte ich und senkte dabei die Stimme. Filch näherte sich.
"Stimmt. Diese Knallbonbons sind spitze", grinste George, flüsterte aber. Dann sahen wir gebannt auf Filch, der bei der falschen Tür angekommen war. Ich war jetzt schon innerlich am Lachen, doch als Filch dann die Türklinke ergriff, an der Tür rüttelte und sie nicht aufbekam, konnte ich mir ein leises Kichern nicht mehr verkneifen. Natürlich machte die Tür keine Anstalten, aufzugehen und Filch, der deshalb fast durchdrehte, schrie jetzt Jeane an.
"Ihr ungezogenen Rotznasen! Bälger! Was fällt euch ein!", schallte seine Stimme durch die Gänge. Jeane sah aus, als schwanke sie zwischen Grinsen und Angst gegenüber Filch. Dieser Blick brachte Filch jedoch noch mehr zum Rasen.
"Mach die Tür auf!", schrie er Jeane an. Diese zückte ihren Zauberstab und trat auf die Tür zu.
"Alohomora!", sagte sie. Nichts geschah. Was hätte auch aufgehen sollen? Ich tauschte mit Fred und George Blicke. Auch sie verkniffen sich scheinbar das Lachen, als plötzlich jemand anders den Korridor betrat. Es war Snape.
"Was ist hier los?", fragte er Filch kalt.
"Meine Tür geht nicht auf", keuchte Filch, der ganz außer Atem von seinen Gebrüll war.
"Was soll das heißen?", fragte Snape.
"Irgendein Schüler muss sie verhext haben", sagte Filch.
"Das werden wir gleich haben", meinte Snape. "Alohomora!"
Auch bei ihm passierte nichts.
"Finite in cantatem!", sagte er dann. Die Tür verschwand, nur die Türklinke blieb übrig. Alarmiert blickte ich zu den Zwillingen, die jetzt allerdings über Snapes und Filchs Gesichter lachten. Auch Jeane schien verwirrt.
"Nun, offenbar ist dies hier eine Fälschung gewesen", sagte Snape. Er ging ein Stück weiter nach vorne, blieb etwa zwei Meter vor der eigentlichen Tür stehen und sagte wiederum:"Finite in cantatem!"
Wieder geschah nichts.
"Nun, wir werden Ihr Büro suchen müssen, Filch", sagte Snape. "Miss Forcet, Sie können gehen."
"Wer hat das getan!", wetterte Filch. "Ich krieg' dich! Ich werde dich bestrafen! An den Fußgelenken aufhängen!"
Fred, George und ich beobachteten gebannt, wie Snape weiter an der Wand entlang ging, während Jeane schon die Treppe nach oben genommen hatte. Beim übernächsten Versuch erwischte Snape dann die Tür, die wieder zum Vorschein kam. Nur ohne Türklinke. Snape öffnete das Büro mit einem weiteren "Alohomora", doch Filch stand erneut vor einem Wutanfall.
"Wie soll ich die Tür auf bekommen? Sie wissen, ich kann nicht", sagte Filch halb panisch, halb wütend zu Snape.
"Wir werden diese Tür für Sie reparieren. Bis dahin schlage ich vor, dass sie möglichst nicht geschlossen wird", sagte Snape. Wieder grinste ich über Filchs Gesicht.
"Sieht ja begeistert aus", raunte Fred zwinkernd. Snape schritt nun in Richtung seines eigenen Büros davon, während Filch in seines stapfte, die Tür zufallen wollte, sie dann jedoch offen ließ. Erneut grinste ich in mich hinein. Man hörte jetzt Filch in seinem Büro murmeln.
"Schuldiger ... Unbekannt. Verbrechen ... Tür verhext und woanders platziert. Vorgeschlagene Strafe..."
Filch hielt Inne und ich blickte Fred und George an, mit einem Blick, der die beiden zum Losprusten brachte ich kicherte ebenfalls, während Filch sagte:"Bettpfannen putzen oder die Pokale. Oh, ja, ich lasse sie in der Bibliothek die Bücher abstauben, ja."
"Wen denn?", flüsterte George und wir mussten wieder lachen. Wenige Minuten später kam Filch wieder aus seinem Büro und ging nach oben ins Schloss. Das war auch für uns das Zeichen und wir kletterten grinsend aus dem Schrank heraus.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt