Quidditch

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"Harry Potter!" Die Stimme von Minerva McGonagall schallte über die Ländereien zu den versammelten Erstklässlern hinüber. Ich sah ihr entgegen und war wohl die Einzige, die wusste, was geschehen war und woher sie so schnell erfahren hatte, dass Harry geflogen war. Selbst ich konnte in diesem Moment allerdings nicht sagen, was Minerva mit Harry anstellen wollte. Ich wusste allerdings, dass es zwei Optionen gab: Entweder sie bestrafte Harry, der Rauswurf würde aber nicht infrage kommen, oder sie nahm ihn ins Quidditch Team von Gryffindor auf, das gerade händeringend einen Sucher aufzutreiben versuchte.
"Mitkommen!", herrschte Minerva Harry an. Das sagte mir auch nicht mehr. Besorgt sah ich Harry hinterher, der Minerva ins Schloss folgte.

Rolanda kehrte nur wenig später zurück. Sofort wurde sie von der Klasse mit Fragen über Harrys Schicksal bombardiert. Doch Rolanda hatte nich nichts davon mitbekommen und war etwas überrascht. Doch dann bekam sie von den Gryffindors über Malfoy zu hören und sah ihn streng an.
"Es wird keiner beweisen können, dass Sie das tatsächlich getan haben, Mr. Malfoy, doch seien Sie sicher, ich behalte Sie im Auge", sagte Rolanda zu Malfoy, dann setzten wir den Unterricht fort. Ich machte mir allerdings weiterhin Gedanken über Harry und Ron schien es ähnlich zu gehen. Immer wieder spähte er zum Schlossportal hinüber, um zu sehen, ob Harry vielleicht zurückkam. Ich rechnete nicht damit. Ich kannte Minerva. Wenn Harry nicht bestraft worden war, hätte sie nicht gewollt, dass er damit prahlte und wenn er eine Strafe bekommen hatte, würde sie so viel Mitgefühl haben, ihn danach nicht zurück in den Unterricht zu schicken. Außer vielleicht, wenn nur Hauspunkte draufgegangen waren. Dafür hätte sie Harry allerdings nicht zwangsläufig mit ins Schloss genommen. Also wahrscheinlich entweder das eine oder das andere Extrem. Ich hoffte auf das Beste.

Erst im Gemeinschaftsraum trafen wir schließlich Harry wieder. Ich sah, wie Hermine in Hörweite stehen blieb, dann wurde mir von Seamus Finnigan die Sicht versperrt. Er und Dean Thomas waren in Harrys Schlafsaal und waren genauso um Harry besorgt.
"Es ist alles in Ordnung!", rief Harry in dem allgemeinen Chaos. Ich drängte mich weiter vor.
"Wohin hat Minerva dich geführt?", fragte ich.
"Sie hat mir Wood vorgestellt. Ich bin für Gryffindor Sucher", sagte Harry.
"Du bist im Quidditch Team?", fragte ich.
"Sucher?", fragte Ron. "Aber Erstklässler kommen sonst nie in die Mannschaft. Du musst der jüngste Spieler seit mindestens..."
"Einem Jahrhundert sein. Ja", sagte Harry.
"Krass!", meinte Seamus.
"Aber ich kann Quidditch gar nicht! Was, wenn ich mich voll blamiere?", fragte Harry.
"Glaub ich nicht. Du hättest dich mal sehen sollen! Als ob du dein Leben lang nichts anderes gemacht hättest!", sagte ich.
Plötzlich standen Fred und George neben mir.
"Gut gemacht, Harry!", sagte Fred.
"Wood hat uns gerade erzählt, was los ist. Wir sind auch im Team. Treiber", sagte George.
"Also, wir müssen wieder los. Lee meint, er habe einen neuen Geheimgang entdeckt, der aus der Schule raus führt. Wetten es ist der hinter dem Standbild von Gregor dem Kriecher, den wir schon in unserer ersten Woche hier entdeckt haben.", sagte Fred.
"Ich komm mit!", meinte ich und folgte den beiden aus dem Gemeinschaftsraum.
"Lee weiß also immer noch nichts von der Karte?", fragte ich die Zwillinge.
"Nope", sagte George. Ich schüttelte nur den Kopf. Doch da kam Lee Jordan auf uns zu. Er war im letzten Jahr zu Fred und George gestoßen und auch Kommentator fürs Quidditch geworden.
"Wo ist der Gang?", fragte Fred.
"Oben. Kommt mit!", sagte Lee. Es führte uns tatsächlich in Richtung des Bilds von Gregor dem Kriecher.
"Lee, der Gang liegt nicht zufällig hinter einem Standbild von einem ziemlich buckeligen Zauberer namens Gregor der Kriecher?", fragte ich.
"Oh. Den kennt ihr schon?", fragte Lee.
"Allerdings.", sagte Fred.
"Dann lass uns wieder zurück gehen", sagte George.
"Wir müssen uns sowieso noch einen Schuljahreseröffnungsstreich einfallen lassen", sagte Fred.
"Schuljahreseröffnungsstreich. Was ist das bitte für ein Wort?", fragte ich.
"Eins, das man besser nicht in einen Aufsatz schreiben sollte", sagte Fred.
"Erstens hat der Lehrer dich dann auf dem Kicker...", sagte George.
"Und zweitens: Was ist schon ein Streich mit Vorwarnung?!", sagte Fred. Ich musste grinsen. Die beiden hatten doch echt nur Quatsch im Sinn.

Ich sah auf meine Armbanduhr und stellte fest, dass es Zeit fürs Abendessen war. Ich setzte mich zu Harry und Ron, die sich immer noch über Quidditch unterhielten. Kaum hatte ich mich gesetzt, kam jemand an den Tisch, auf den ich gut und gerne hätte verzichten können. Malfoy.
"Nimmst deine letzte Mahlzeit ein, Potter? Wann fährt der Zug zurück zu den Muggeln?", fragte er. Ich sah zu Harry, der aber ganz gelassen aussah.
"Hier unten bist du viel mutiger. Und deine kleinen Kumpel hast du auch mitgebracht", sagte Harry.  Crabbe und Goyle, die Malfoy wie üblich am Rockzipfel hingen, knackten mit den Knöcheln, aber ich war nicht die Spur nervös. Wir waren direkt vor dem Lehrertisch und die Halle war gefüllt mit Schülern, die alles bezeugen konnten.
"Mit dir würd ich es jederzeit alleine  aufnehmen. Heute Nacht, wenn du willst. Zaubererduell. Nur Zauberstäbe, kein Körperkontakt. Was ist los? Noch nie von einem Zaubererduell gehört, was?", sagte Malfoy gehässig zu Harry. Ron sprang ein und sagte:"Natürlich hat er. Ich bin sein Sekundant, wer ist deiner?"
Ich musste grinsen. Ein Sekundant. Also bitte!
"Crabbe.", sagte Malfoy. "Mitternacht, klar? Wir treffen uns im Pokalzimmer. Da ist immer offen.", sagte Malfoy und verschwand zum Slytherin Tisch.
"Was ist ein Zaubererduell? Und was soll das heißen, du bist mein Sekundant?", fragte Harry. "Ein Zaubererduell ist in eurem Fall vollkommen sinnlos. Eigentlich werden in Duellen richtig starke Zauber angewendet, um den Gegner möglichst lahm zu legen. Aber du und Malfoy...", sagte ich grinsend.
"Ihr könnt euch gerade mal mit Funken besprühen.", beendete Ron.
"Und was ist ein Sekundant?", fragte Harry.
"Der ist noch sinnloser als das eigentliche Duell. Der ist nämlich da, um deine Angelegenheiten zu regeln, falls du stirbst.", sagte ich. Harry sah nicht begeistert aus.
"Harry, keiner von euch kann beim Zaubern wirklich Schaden anrichten. Ich wette, er hat ohnehin erwartet, dass du ablehnst.", sagte Ron.
"Und was ist, wenn ich mit meinem Zauberstab rumfuchtele und nichts passiert?", fragte Harry.
"Dann wirf ihn weg und hau Malfoy eins auf die Nase.", meinte Ron.
"Wenn du willst, kann ich dir dem Entwaffnungszauber beibringen. Dann fliegt Malfoy der Zauberstab weg.", sagte ich. Harry nickte begeistert.
"Entschuldigt, wenn ich störe.", mischte Hermine sich ein.
"Hermine, es ist doch ihre Sache.", sagte ich beschwichtigend.
"Wenn ihnen die Punkte abgezogen werden, die ich im Unterricht verdient habe, ist es nicht nur ihre Sache.", sagte Hermine spitz. "Das ist wirklich sehr egoistisch von euch."
"Und es geht dich wirklich nichts an.", sagte Harry.
"Hermine, wir werden nicht erwischt. Ich kenne dieses Schloss besser als selbst Filch!", sagte ich. Hermine rümpfte die Nase und wandte sich wieder ihrem Essen zu.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt