V.I.E.R.U.N.D.F.Ü.N.F.Z.I.G

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Wir lagen über einer Stunde stillschweigend nebeneinander. Mein Kopf auf seinem Arm und mit einer Hand unter seinem Shirt. Diese lag auf seiner Brust und jeder Atemzug, so wie jedes Herzklopfen konnte ich spüren. Es war so schön. Die Stille. Die Geborgenheit. Ich hätte ewig so liegen können. Zusammen mit ihm.

"Ich sollte aber bald wieder gehen. Und du schlaf etwas." Er wollte sich gerade ein Stück bewegen, um sich aufzusetzen, aber ich legte mich auf seine Brust und legte den Arm um ihn.

"Bitte. Bleib. Bis Morgenfrüh?"

"Das geht nicht. Ich will kein Ärger machen. Raylie wird das sicher nicht gefallen."

Er hatte ja recht. Aber ich fühlte mich so wohl, dass ich gern mit ihm zusammen eingeschlafen wäre.

"Willst du nicht lieber ihn, neben dir?" Er strich sich das Haar zurück und schaute mich dann an. Ich erwiderte den Blick.

Ich wusste nicht, wie ich Antworten sollte.

Aber wenn ich jetzt eine Antwort geben soll, die ehrlich ist, hätte ich Nein sagen müssen. Ich hätte ihn lieber neben mir gehabt.

Ich hatte auch Angst, was Falsches zu sagen. Angst noch mehr zu verlieren. Ich bin momentan auf Raylie angewiesen. Ich habe nichts. Kein Job, kein eigenes Einkommen kein eigenes zu Hause, oder Wohnung. Was würde Chester tun? Und vor allem Lorita, die eh zu Raylie halten würde. Sollte ich aber aus Angst, alleine auf der Straße zu landen, bei Raylie bleiben? Obwohl ich mir nicht mehr sicher bin?

"Du überlegst zu lange. Das heißt, du bist dir deiner Gefühle nicht sicher. Also doch noch nicht entschieden?"

"Ich weiß es nicht. Aber ... ist Liebe nicht mehr als Sex? Mehr als ein Mann an deiner Seite zu haben, der dich attraktiv findet? Ob er mich überhaupt auch liebt? Oder hängt er immer noch zu sehr an Chloe? Lorita hängt sich auch, zu oft mit rein."

Ich sprang auf, um mich auf meine Knie zu setzten. Ich schaute ihn an. Ohne auch nur mit einem Gesichtsmuskel zu zucken.

Er hob fragend die Augenbrauen und wartete wohl, auf weitere Sätze.

"Mit dir ist es anders. Geborgenheit und Vertrauen. Du beruhigst mich. Bei dir kann ich mich vollkommen fallen lassen und ich weiß, du würdest mich immer wieder auffangen. Bei Raylie habe ich immer Angst was Falsches zu sagen oder zu tun. Ich bin deswegen oft angespannt und zurückhaltend in seiner nähe. Ständig, hat er was zu meckern. Er ist ... schwierig. Ja, er hat seine Momente, aber nur, wenn wir uns streiten, versucht er mich mit schönen Worten zu Beschwichtigte."

"Ist das ein Grund, ihn zu verlassen? Vielleicht ändert er sich noch. Ich möchte nicht, dass du zu mir kommst, weil er schwierig ist, sondern weil du mich liebst. Ich hoffe, dass du irgendwann weißt, was du willst. Ich verteidige ihn nicht, ich wäre froh, wenn du ihn verlassen würdest aber nicht so." Er stieg auf und schien etwas betrübt zu sein.

"Nein. Du ... du hast es falsch verstanden. Nicht deswegen würde ich ihn verlassen. Warum hörst du nicht richtig zu?"

Schrie ich ihn an. Tränen liefen mir über das Gesicht. Trauer, Wut, alles machte sich breit in mir.

"Das hab ich."

"Nein! Hast du nicht. Du hast nur das Letzte gehört. Aber nicht wie ich erklärte, wie ich mich fühle, wenn du bei mir bist. Es ist mehr ... Mehr als nur Verlangen und dieses zu befriedigen, mehr als das was ich sehe und körperlich spüre, wenn du mich berührst." Meine Stimme wurde leiser und ich konnte kaum noch reden. Meine Tränen liefen immer mehr über meine Wangen und mein Hals schnürte sich zu.

"Es ist mehr als das, was ich gerade sehe."

Sprach ich schluchzend und lief auf ihn zu und legte meine Hände auf seine Brust. Ich schloss die Augen und legte dann auch meine Stirn gegen diese.

"Wenn ich die Augen schließe, sehe ich nur dich." Flüsterte ich und atmete schwer, durch das Weinen.

"Lass es uns nicht überstürzen, wie du und Raylie. Ich werde auf dich warten und solltest du doch bei Raylie bleiben ... Ich werde dich immer beschützen und für dich da sein. Denn meiner Gefühle bin ich mir sicher. So sicher wie noch nie." Er hob meinen Kopf. Fasste mein Gesicht mit beiden Händen und wischte mit seinem Daumen, die Tränen von meinen Wangen.

"Ich liebe dich. Und das wurde mir klar, als wir vor dem Café saßen. Deine süße und manchmal Unbeholfene Art und Weise. Deine strahlenden Augen und dein lächeln, haben mir immer den Tag versüßt. Also du nicht mehr jeden Tag da warst, habe ich dich vermisst, jede Sekunde."

"Warum warst du dann erst so abweisend?"

Schluchzte ich und rieb mir die Augen.

"Da ich dachte, ich hätte eh keine Chance und du bist einfach nur nett. Ich wollte kein Mitleidsflirt oder nur eine schnelle Nummer sein. Und als Lückenbüßer war ich mir zu schade. Aber als ich merkte, wie du wirklich bist, fühlte ich mich immer mehr zu dir hingezogen. Leider war es dann zu spät. Und du hattest Raylie an deiner Seite. Du schienst auch die, Interesse verloren zu haben, oder nicht?"

Ich war so blöd. Ich habe ihn so mies behandelt, als ich mit Raylie zusammen gekommen bin. Warum habe ich mich von Raylie so einlullen lassen? Mir fiel in dem Augenblick der Deal ein und wie er immer war und teils noch ist. Ist es vielleicht sogar Angst? Habe ich Angst vor ihm, bleibe ich deswegen? Und weil mir eingeredet wurde, dass er der Richtige ist? Wieso habe ich nicht selbst entschieden? Das konnte ich ja nie, da alles so schnell ging und mir oft Zeit zum denken und selbst handeln fehlte.

Das haben Raylie und Lorita gut hinbekommen.

Ob das auch so bei Chloe war? Keinen eigenen Willen? Mit der Psyche gespielt und ihr eingeredet, was sie zu denken und zu fühlen hat? Langsam wurde mir das unheimlich, so mehr ich drüber nachdachte und überlegte, ob es dann so gut ist, bei diesen Leuten zu bleiben? Aber was ist mit Chester? Ich fasste mir an den Kopf. Ich lief auf und ab. Ließ mich dann auf den Boden fallen. Warum tun sie das? Was steckt dahinter?

Ich schaute Jayson dann an.

"Hör mir genau zu!"

Forderte ich und teilte ihm meine Gedanken mit, nachdem ich mich wieder zusammenriss und tief durchatmete.

Dirty Deal! - Zeig mir dein Wahres Ich!Where stories live. Discover now