Formel 1 Oneshots [boy x boy]

[10] Charles Leclerc x Pierre Gasly

veröffentlicht 29.03.2021

[10] „Du hast nicht angerufen. Du hast nicht geschrieben. Nichts."

Rouen, 15. Juni 2019

Pierres Sicht:

„Charles, scheiße, wo bist du?", sprach ich meinem Freund zum bestimmt zwanzigsten Mal auf die Mailbox, „Wir warten seit fast einer Stunde auf dich und du meldest dich einfach nicht! Wenn sich das nicht bald ändert, dann kannst du dir einiges anhören, wenn ich wieder Zuhause bin!"

Aufgebracht legte ich auf und fuhr mir durch das Gesicht. Wo zur Hölle war er denn? Wir hatten ausgemacht, dass wir uns um drei bei meinem Elternhaus zum Geburtstag meiner Mutter treffen würden. Nun war es fast vier und von dem Monegassen fehlte jegliche Spur. Normalerweise wären wir ja einfach zusammen gekommen, aber da er noch Termine bei Ferrari hatte, hatte das eben nicht funktioniert.

Dass der Jüngere wie vom Erdboden verschluckt war, war nicht nur nervig, sondern auch ungewöhnlich. Normalerweise war auf ihn immer Verlass, wenn er mal nicht zu einem Treffen aufkreuzte, dann hatte er mindestens zwei Stunden früher auch abgesagt. Ob vielleicht doch etwas geschehen war?

„Kommst du wieder rein?", ertönte plötzlich die Stimme meiner Cousine hinter mir, weswegen ich mich zu ihr drehte. Sie stand im Türrahmen zum Wohnzimmer, von welchem aus man in den Garten konnte.

Ich nickte nur stumm und lief zu ihr. „Charles meldet sich einfach nicht", nuschelte ich bedrückt. Mitfühlend legte Louise eine Hand auf meine Schulter und schenkte mir ein Lächeln.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass Pascale es ihm verzeihen wird", merkte sie an, was mich zum Schnauben brachte.

„Ja, meine Mutter verzeiht ihm vielleicht, aber ich nicht! Ich habe ihm gesagt, dass es für mich wichtig ist, dass er da ist. Es ist das erste Familienfest, das wir als Paar besuchen können und er taucht einfach nicht auf! Was soll das denn?", murrte ich.

„Vielleicht ist was wichtiges dazwischen gekommen", vermutete sie und ich zuckte nur mit den Schultern.

„So wichtig, dass er sich nichtmal bei mir melden konnte? Sicher." Ich tippte mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und seufzte dann schwer. „Ihm wird doch nichts passiert sein, oder?", gab ich leise zu bedenken. Die Wut war in der Hinsicht gut, dass ich nicht dazu kam, mir Sorgen zu machen, und das Unbehagen in den Hintergrund rückte. Allerdings konnte ich nicht leugnen, dass sich ein mulmiges Gefühl in mir breit machte.

„Bestimmt nicht." Auffordernd drückte sie mich wieder in das Haus rein. „Und jetzt vergiss ihn und feier den Geburtstag deiner Mutter!" Bereitwillig ließ ich mich von ihr zurück ins Esszimmer führen.

„Pierre!" Pascales Gesicht erhellte sich, als ich endlich wieder an der Feier teilnahm. „Hast du Charles endlich erreicht?"

„Ja", log ich mit einem leichten Lächeln. „Es kam leider noch ein spontaner Videodreh dazwischen, weswegen er nicht kommen kann. Aber ich soll dir alles Gute von ihm ausrichten. Das nächste Mal schwänzt er solche spontanen Termine auch, damit er kommen kann, das hat er versprochen."

Kurz wirkte meine Mutter enttäuscht, aber dann lächelte sie auch schon wieder. „Schade, aber wir sehen ihn ja spätestens nächsten Monat, wenn dein Vater Geburtstag feiert, oder?"

Wenn er nicht davor auch noch unser Halbjähriges vergisst und ich Schluss mache, fuhr es mir durch den Kopf, allerdings schüttelte ich diesen Gedanken direkt wieder erschrocken ab. Nein, sicherlich würde ich das nicht machen, zumal das Halbjährige Jubiläum nicht sonderlich spektakulär war. Selbst wenn er es vergessen würde - was sicherlich nicht der Fall sein würde -, würde ich nicht Schluss machen, auf gar keinen Fall. Ich sollte wirklich langsam meinen Frust unter Kontrolle bringen.