[9] Alexander Albon x George Russell

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veröffentlicht am 26.10.2020

[9] „Hattest du jemals vor, es mir zu sagen?"

Portimão, 25.10.2020

Georges Sicht:

Kaum hatte ich mein Auto im parc fermé abgestellt und war ausgestiegen, suchte ich auch schon die Umgebung nach Alex ab. Als mir mein Renningenieur die Ergebnisse durchgegeben hatte, wurde mir nur das bestätigt, was ich befürchtet hatte, als ich den Red Bull meines Freundes so kurz vor mir sah. Er hatte ein katastrophales Rennen gehabt und ich wusste, wie schwer gerade alles für ihn war. Naja, das wusste wohl jeder, aber die Leute konnten trotzdem nicht aufhören, immer mehr Druck auf ihn auszuüben. Wollten sie, dass er unter all dem zusammenbrach? Waren sie dann glücklich?

Schließlich fand ich ihn. Er lief mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern zu der Waage, auf welche er sich stellte. Seine ganze Körperhaltung war so zusammengesackt, dass es mir einen Stich ins Herz versetzte. Alleine der Helm verhinderte, dass ich seinen Ausdruck genauer sehen konnte und vermutlich würde er ihn auch am liebsten nicht mehr ausziehen. Mir war bewusst, dass er den Tränen nah stand. Niemand sollte sie sehen. Niemand sollte sehen, wie kurz er davor war, sich selbst aufzugeben.

Bevor er weiterging, drehte er seinen Kopf schließlich nochmal zu den drei Siegern und somit auch zu Max, welcher von ihrem feiernden Team empfangen wurde. Das schien ihm den Rest zu geben. Trotz der Entfernung konnte ich erkennen, wie sein ganzer Körper zu beben anfing, bevor er schnellen Schrittes verschwand. Nun kam auch wieder Leben in mich, nachdem ich wie angewurzelt stehen geblieben war. Ich zog meinen Helm aus und wog mich schnell ebenfalls, ehe ich hinter Alex her eilte. Ich musste jetzt unbedingt zu ihm und ihn in meine Arme schließen. So oft hatte er mir in letzter Zeit klar gemacht, dass er mich gerade mehr brauchte als je zuvor und ich wusste, dass ich immer für ihn da sein würde. Niemals würde ich auch nur daran denken, ihn alleine zu lassen.

Mein Weg führte mich leider mitten zu den Post-Race Interviews von Will Buxton und Jack Aitken, die mich natürlich nicht passieren ließen. Ich konnte noch im Augenwinkel sehen, wie Alex zwischen zwei Motorhomes verschwand, um sich erstmal vor den Interviews zu drücken, bevor ich auch schon aufgehalten wurde.

„George!", rief mein ehemaliger Teamkollege aus der Formel 2 und ich seufzte schwer, während ich mich zum Mikrofon begab. Das Interview ging meiner Meinung nach viel zu lange, heute schienen sie wirklich nicht locker lassen zu wollen. Mit jeder vergehenden Sekunde, wurde ich unruhiger und meine Antworten auf ihre Fragen knapper, bis ich endlich gehen durfte.

Nun konnte mich nichts mehr aufhalten. Ich tat es Alex gleich und machte einen Bogen um die Interviews, bis ich zum Hintereingang des RedBull Motorhomes kam, und öffnete sogleich die Tür, um einzutreten. Ein paar Mitarbeiter warfen mir schiefe Blicke zu, immerhin kam nicht jeden Tag ein Williams Fahrer durch den Hintereingang herein. Glücklicherweise wussten sie von meiner und Alex' Beziehung, sodass sie mein Auftreten nicht weiter kommentierten. Stattdessen nickte einer von ihnen sogar einfach nur eine Richtung, in die mein Freund wohl verschwunden war, und ich lief sofort dorthin. Vor der Tür mit dem Schild ,Alexander Albon' blieb ich stehen, um kurz innezuhalten. Wie schlimm würde seine Verfassung sein?

Ein Schluchzen und das darauffolgende Hämmern gaben mir eine Antwort. Sehr schlimm. Ich zögerte keine weitere Sekunde, sondern riss die Tür auf, woraufhin ich sofort geschockt die Luft einzog. Alex hatte beide Hände zu Fäusten geballt und schlug immer wieder auf die Wand ein, während ihm etliche Tränen über die Wangen liefen.

„Alex", hauchte ich fassungslos und schloss schnell die Tür hinter mir, bevor ich vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zuging. Ihn so zu sehen, trieb mir ebenfalls Tränen in die Augen und ein Schmerz zog durch meinen gesamten Körper. Mein Freund reagierte nicht auf mich, sondern schlug immer weiter zu, weswegen ich bezweifelte, dass er mich überhaupt bemerkt hatte. Er war wie in einer Trance gefangen aus Wut und Hass gegenüber allem - und so wie ich ihn kannte vor allem gegen sich selbst.

Formel 1 Oneshots [boy x boy]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon