Ein Abschied Für Immer?

187 5 0
                                    

Inzwischen saß ich auf der Fensterbank im Krankenzimmer von Laura. Immer wieder musste ich auf gähnen und neben mir stapelte sich bereits ein kleiner Berg an Energy Dosen. Meine Nacht war nicht ganz so erholsam.

Zwar konnte ich ruhig liegen bleiben aber während ich die Decke über mir anstarrte, kreisten die Gedanken weiter. Immer im Abschlag zwischen Sorge um Laura, Reue das ich mich nicht einfach im Zimmer versteckt habe. Unsicherheit ob es für sie überhaupt okay wäre, dass ich da war und Wut auf so ziemlich alles. Direkt als die Sonne aufging machte ich mich frisch, schrieb Annika das ich bereits im Krankenhaus bin und ging zurück zu Laura.

Mein Blick fiel mal wieder auf sie. Wie sie da liegt und schläft. Kann man ein Koma eigentlich als schlafen bezeichnen? Ich habe mal gehört das man trotz Koma, Geräusche und so wahrnehmen kann. Ich hoffe sie schläft, sich das vorzustellen macht es wenigstens ein wenig erträglicher.

Mit dem Bling Geräusch meines Handys schaue ich auf dieses. Wieder eine E-Mail.
Ich bereute es ein wenig nicht mein Laptop mitgenommen zu haben, am Handy zu arbeiten ist deutlich nerviger. Aber da komme ich wohl nicht drum herum.

So saß ich hier einige Stunden unverändert. Sah mal zu Laura und dann zurück zur Arbeit bis sich die Tür öffnete. Ich schaute gar nicht erst auf. Die Schwestern liefen hier rein und raus im Minuten Takt sodass ich mich an diese Störungen schon gewöhnt habe.

"Aaah hier bist du. Na dann hätte ich ja noch ewig vor deiner Zimmertür warten können."
"Hä?"
Ich schaute auf und erkannte Annika.
"Oh, sorry ich dachte du wärst ne Schwester."
Grinste ich etwas verlegen und entschuldigend.
"Vor meiner Zimmertür warten? Wieso? Ich habe dir doch geschrieben."
Annika nahm ihr Handy raus und schaute drauf.
"Nein, hast du nicht."
"Doch, ganz sicher."
Damit sah ich selber nach.
"uuuh, ich habe vergessen sie abzuschicken." sagte ich während ich ihr das Handydisplay entgegen hielt.
Sie musste etwas lachen.
"Ohman Dag."
"Tut mir leid.

Sie winkt jedoch meine Entschuldigung ab und ging nun weiter in den Raum zu Laura.
" Wie geht es ihr? "
Ich zuckte mit Schultern.
" Unverändert... Schätze ich."
Annika strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht und ich musste bei dem Anblick leicht lächeln.

Seitdem ich hier drinnen bin habe ich das selbe Bedürfnis. Ich will sie auch berühren. Ihre weiche Wange streicheln. Ihre zarte Hand halten. Ihr ein Kuss auf die Stirn geben, irgendwas halt. Aber jedes mal erinnerte ich mich an ihre Nachrichten und musste dieses Bedürfnis unterdrücken. Umso glücklicher war ich aber, dass Annika sich nun um sie kümmern konnte wie Laura es verdiente. Zwar half ich dabei auch so gut ich konnte aber meine Arbeit bestand eher darin eine Schüssel mit Wasser zu füllen, Lappen zu holen und was Annika halt sonst so für die Grundpflege braucht.

Am Ende schminkte sie Laura sogar ein wenig. Dann beugt sie sich vor und flüstert Laura etwas ins Ohr was wohl sicher nicht für meine Ohren bestimmt war aber dennoch deutlich zu verstehen war.
"So süße. Jetzt riechst du wieder gut und siehst gut aus. Mach dir also keine Gedanken darum wie Dag dich jetzt sieht." Ich lachte stumm in mich rein.
"Ich hoffe Vincent kümmert sich auch so um mich wenn ich mal im Koma bin." scherzte ich ein bisschen. Dann sah ich aber ein das er unangebracht war. Dennoch versuchte Annika cool zu bleiben.
"Ganz sicher und wenn nicht dann rette ich auch deinen Anblick."
Erleichtert das sie darauf einging grinste ich.
"Danke."

Ehe aber Annika darauf eingehen konnte öffnete sich wieder die Tür. Ich brauchte einen Moment aber erkannte sie dann vom Vortag. Die Eltern von Laura. Gestern wirkten sie ziemlich freundlich aber jetzt, wo sie uns ansahen fühle ich mich doch ziemlich eingeschüchtert.

»Guten Morg..« Annika und ich fingen zeitgleich an sie zu begrüßen aber wurden direkt unterbrochen.
»Raus hier!« sagte die Mutter aufeinmal.
Wir beide sahen sie nur Irritiert an.
"Schatz." der Vater sagte dies liebevoll aber mahnend und legte dabei einen Arm um sie.
"Nichts Schatz, ich will die beiden nicht sehen."

Nun sahen Annika und ich uns fragend an aber ehe einer von uns was sagen konnte fügt sie hinzu.
"Wobei, jetzt wo ihr hier seid kann ich es euch auch sagen beziehungsweise Annika, ich will das du die Sachen von Laura schnellst möglichst zurück schickst."

Ein Moment herrschte Stille aber dann ließ Annika den Kopf etwas sinken.
"Okay"
Warte was? Okay?
"Wieso?" Fragte ich schließlich obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.
Der Blick von Lauras Mam ließ selbst mich zurückweichen obwohl sie deutlich kleiner und schwächer war, macht sie mir gerade eine Heiden Angst.

"Wieso? Weil es ein Fehler war meine Tochter nach Berlin ziehen zu lassen und dann auch noch zu Leute die nicht auf sie aufpassen können."
Okay vermutlich sprach aus ihr nur die Sorge einer Mutter aber die Worte trafen. Sie trafen so sehr das mein Herz sich schmerzhaft zusammen zog und fast augenblicklich tränen in meine Augen schossen.
Ihr Vater schien von diesen Worten eben so überrascht aber sagte nichts, ob es wohl auch seine Gedanken sind?

"Es tut mir leid." meine Stimme brach dabei und war wohl kaum zu hören. Ich wollte etwas erwidern, irgendwas sagen. Aber ich bekam nichts raus.

Beste FreundeWhere stories live. Discover now