Hat Er Nicht Gesagt

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Mit dem Kopf auf dem Tisch des Hörsaals versuchte ich wenigstens ein wenig aufzuschnappen aber mein Kopf und meine Augenlider wurden immer schwerer und schwerer. Mein Unitag sah also so aus das ich immer wieder einschlief. Ich konnte nicht erklären wieso ich so verdammt müde war, aber ich bekam heute einfach garnichts mehr hin. Laut meiner sehr mageren Notizen haben wir es sogar 2002, keine Ahnung wie ich das geschafft hatte.

Schlürfend und leicht torkelnd betrat ich schlaftrunkend die Wohnung. Das erste was ich tat nachdem ich die Jacke und Schuhe auszog ist meine Tasche in die Ecke zu werfen und mein Zopf rauszunehmen. Gerade öffnete ich meinen BH und zog den ersten Haken durch den Ärmel während ich ins Wohnzimmer ging.

"Annikaaaa, mach mir ein Bad." jammerte ich erschöpft und sah zur Couch auf der ich sie erwartete.

Kurz blieb ich so mit dem Henkel in der Hand stehen und sah blinzelnd auf die Couch ohne ein Wort zu sagen.
Klar, ich musste träumen. Nein, das machte keinen Sinn. Wenn dann würde ich davon träumen das Dag da sitzt. Kein Dag gleich kein Traum. Nun ließ ich den Henkel los und legte meine Arme überkreuz und meine Hände schützend vor meine Bubbis.

"Shit! was tust du denn hier?" er sah mich genau so verplant an. Dann musste er aber anfangen zu lachen.
"Dag wird sich freuen wenn ich ihm das erzähle."
"Das wagst du dich nicht!" doch er nickte lachend.
"Oh doch!"
"Verzieh dich Vincent!" quietsche ich fast schon panisch aus Angst, dass er es wirklich tuen würde. Ich griff nach der fast leeren Wasserflasche auf dem Glastisch und warf sie auf ihn.

Er hingegen fing sie jedoch ohne Probleme und musste noch mehr lachen.
Wütend und mit aufgeplusterten Wangen sah ich ihn an.
"Aaah.." knurrte ich nun und lief in mein Zimmer. Am liebsten würde ich mich ins Bett verkriechen und nie wieder raus kommen.

"Annika ist nicht da aber soll ich dir ein Bad einlassen?" diese freude in seiner Stimme verriet mir das es ihn mehr als amüsierte.
"Ach halt die klappe." Brummte ich laut genug zurück und kniff meine Augen zu. Vielleicht, ganz vielleicht wenn ich sie fest genug zu drückte, löse ich mich ja in Luft auf. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, bei mir verschwandt sie jedoch mit dem wieder öffnen und der Erkenntnis, daß ich noch immer in meinem Zimmer stand.

Ich holte tief Luft. Wenn ich hier blieb würde es nur noch peinlicher werden. Also zog ich mir ein breiteres Shirt an bei dem es egal ist ob ich ein BH trage oder nicht, kämmte meine Haare mit meinen Fingern durch und ging dann wieder raus. Sofort wurde ich von einem lachenden Vincent empfangen. Ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren und pflanzte mich im schneidersitz auf die andere Hälfte der Couch.

"Wie bist du überhaupt hier rein gekommen wenn Annika nicht da ist?" Versuchte ich verzweifelt ein Ablenkungsmanöver, welches auch funktionierte.
"Sie war natürlich da um mich rein zu lassen aber musste nochmal einkaufen. Also warte ich seitdem hier auf sie."
Ich nickte als würde ich verstehen.
"Mensch du bist ja ein richtiger Ritter. Lässt eine Frau einfach alleine einkaufen."

Vincent ging auf meine Provokation ein und sah mich beleidigt an.
"Sie will nur Nachschub für dich holen.... Studentenfutter? Das schafft sie auch ganz sicher alleine."

Nun musste ich einfach grinsen. Annika ist echt süß.

"Nagut und wo ist Dag?"
"Dag? Gute Frage ich habe ihn mit zwei Frauen verschwinden sehen in irgendein Familienhaus. Über der Eingangstür hing ein leuchtendes Schild. Was stand da nochmal drauf? Feuchte Träume oder so? Naja er wird jedenfalls die Nacht wohl nicht nach Hause kommen."

Mit seiner Geschichte was Dag so treibt weitere ich meine Augen und mein Gesicht wird vor Wut ganz rot.
Dieses verdammte Schwein. Ging er in ein Puff? Mit anderen Frauen? Die Wut ließ meine Augen feucht werden.

Ich hörte wie Vincent aufeinmal anfing wild los zulachen. So sehr das er sich schon zusammen kugelte und nachdem er sich zwei mal halten konnte schließlich doch zu Boden fiel.
"Du müsstest dein Gesichtsausdruck sehen." brachte er gerade so raus.
"Ich brauche davon ein Foto." in seinem Zustand würde er jedoch nicht einmal seine Hand in die Hosentasche bekommen.

Einen Moment sah ich ihn verwirrt an aber dann...
"Das war ein Witz?"
Eifrig nickte er ohne aufzuhören zu lachen.
"Natürlich war das ein Witz du dummi."
Nun sah ich ihn wütend an.
Ich stand auf und griff zur Wasserflasche die Vincent dort nach dem auffangen abgestellt hatte.
"Ich hoffe du kannst schmerzen ab."
Brummte ich. Nun sah Vincent mich an und hört auf zu lachen. Naja zumindest so extrem zu lachen.
"Hey, das würdest du nicht machen."
Ohne ein Wort zu sagen ging ich langsam um den Tisch und auf ihn zu.
"Das tust du doch nicht... Du tust es... Hey Laura, verstehe doch mal Spaß."
Aber ich holte aus.
"Den werde ich jetzt haben."
Schnell stand er auf und wollte wegrennen, dabei erwischte ich ihn einmal. Ich jagte ihn quer durch die Wohnung bis man den Schlüssel in der Haustür hörte. Schnell steuerte Vincent diese an.

"Rette mich Annika." damit versteckte er sich hinter ihr im Hausflur.
"Nein, töte ihn!"
Annika sah verwirrt zwischen uns hin und her.
"Was ist denn los?"
Aufbrausend erzählte ich ihr von Vincents Witz. Sie sah ihn böse an und drückte ihn weg.
"Das war doch nur ein witz." hörte man noch durch den Spalt der Haustür ehe sie durch Annika ins Schloss fiel. Zufrieden sah ich die Tür an. Jedoch sollte meine Schadenfreude nicht von Dauer sein.

Sie ging nur ein paar Schritte in die Wohnung.
"Ist das ganze Chaos durch deine Jagd entstanden?"
Ich sah sie entschuldigend an. Aber kam nicht dazu etwas zu sagen. Sofort griff sie mich am Kragen und setzte mich zu Vincent vor die Tür.

Er schaute mich fragend an.
"Nun... Ich schätze wir haben etwas viel Chaos angerichtet."
"Das kommt davon, hättest du mehr Humor dann...." ich funkelte ihn wieder an. Es endete damit, dass ich ihn erneut durchs ganze Haus jagte. Irgendwann konnten wir nicht mehr und brachen lachend zusammen. Etwa ne halbe Stunde später ließ uns Annika in die aufgeräumte Wohnung. Noch einmal eine Moralpredigt und wir ließen den Abend enspannt ausklingen bis Vincent ging .

Beste FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt