Angst

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⚠️TRIGGER-WARNUNG⚠️

Dieses Kapitel ist vielleicht nichts für schwache Nerven.

Laura's Sicht

"Ich habe Hunger" dachte ich mir. Mit einer Hand auf dem Bauch, saß ich am Schreibtisch und versuchte zu lernen, erfolgslos. Mein Kopf war einfach zu voll und mein Bauch zu leer, dass ich es eigentlich schon lange aufgab und bereits zum vierten mal die Seite des Buches las ohne überhaupt zu wissen was genau da eigentlich stand

Demotiviert ließ ich mich in die Lehne des Stuhles fallen und seufzte. Der Kühlschrank war genau so leer wie mein Portemonnaie, wenn ich also was zu essen will, muss ich erst mal zur Bank, so ein scheiß.

Ich zog mir das Zopfgummi vom Handgelenk und band meine fettigen Haare, zu einem dutt zusammen. Eigentlich wollte ich heute duschen gehen aber mein Energie Level war genauso leer wie mein Magen.

Träge stand ich auf und ging durch die mir, viel zu ruhige Wohnung. Annika musste arbeiten, zu meinem Unglück. Ich hatte keine Lust auf Geräusche vom Fernsehen oder Radio, aber diese Ruhe war genau so beengend.

Ich schnappte mir meine Jacke von der Garderobe, zog lieblos meine Schuhe an und griff nach meinem Portemonnaie.

Schlürfend, begab ich mich zum Bankautomat, welcher ein paar Straßen weiter ist. Jetzt wo ich so alleine, durch die dunklen Gassen wandere, in der doch ziemlich kalten Februarnacht, bereute ich es, dass ich wohl der einzige Mensch in diesem Universum war, der kein Online-Banking hatte. Es war einfach unheimlich und das Gefühl verfolgt zu werden, ließ mich auch nicht los, aber da war niemand.

Ich erreichte gut zehn Minuten später den Automaten und hob genug Geld ab, dass es für die nächsten drei Tage Lieferservice reichen sollte.

Ich warf noch einen absicherten Blick, hinter meinen Rücken, bevor ich den Pin eingab. Hier ist jemand, ganz sicher. Dennoch, ich sah niemanden. Also gab ich den Pin ein, nahm das Geld aus dem Schlitz so wie meine Karte und drehte mich um.

Ich japste nach Luft. Direkt vor mir stand ein Mann, er grinste breit, zu breit. Unsere Blicke trafen sich und mir lief es kalt den Rücken runter. Hinter ihm kamen zwei weitere Männer.

Wo kamen die aufeinmal her? Eben war hier niemand.

Vorsichtig schlurfte ich einen Schritt zurück und berührte direkt den Automaten.

"Na, wie geht's?"

Bemüht die Fassung zu bewahren, stellte ich mich aufrecht hin und bemerkte nicht einmal wie ich eine Hand, schützend vor meinem Bauch hielt. Unauffällig schluckte ich, um den Kloß in meinem Hals zu lösen.

"Ganz gut. Willst du an den Automaten? Tschuldigung ich habe mir etwas Zeit gelassen."

Versuchte ich freundlich zu bleiben und trat ein paar Schritte zur Seite, er folgte mir. Er wird mich nicht gehen lassen, dass spürte ich.

"Das ist gut.... Nein keine sorge, es war ne schöne Aussicht."

Ich verzog etwas mein Gesicht. Was ist das für ein dämlicher Spruch? Zumal ich in meiner Jogger ganz sicher nichts betonte. Diese zwei Männer erreichten diesen Typen und rammten ihn Freundschaftlich an die Seiten Links und rechts von ihm.

Als wäre ein Typ mir so nahe schon nicht zu viel.

"Na Alter, dich kann man wohl keine Minute alleine lassen."
Grinste der Mann zu seiner linken ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

"Nun.. danke, schätze ich. Schönen Abend noch." Wandte ich schnell ein und versuchte aus der Situation zu entkommen. Aber der rechte versperrte mir den Weg.

"Wir gehen gleich auf eine Party, Bock mit zu kommen?" Fragte er mich.
Merkten die nicht das sie mich bedrängen?

"Oh Party? Klingt cool aber sorry. Ich bin trockene Alkoholikern, schwanger und mein Freund wartet auf seine Zigaretten." Log ich wie ich nur konnte und versuchte dabei authentisch und freundlich zu bleiben. Mit Erfolg würde ich meinen. Der Typ nahm seine Hand weg.

"Aber ich kann euch meine Nummer geben, für den Fall, das ich mal alleine Zuhause bin." Setzte ich mich einen drauf.

Der in der Mitte, welcher mich zu erst ansprach, winkte ab.
"Passt schon. Alles gute." mit diesen Worten brach er die Belästigung nun ab.

"Oh, okay. Danke und euch noch viel Spaß auf der Party." Sagte ich und machte, dass ich schnell weg komme.

"Was für eine reutige Schlampe." Hörte ich sie noch lästern, aber das sollte mir Recht sein, immerhin war das ja auch die Absicht.

Dennoch wurden meine Knie ganz weich und ich hatte das Gefühl, das der Weg aus super weichen Matratzen bestünde. Der Schock von eben schlug ein und mir kamen die Tränen in die Augen.

Ich hatte gerade solche Angst, auch wenn es gut ausging.
Ich hielt meine Hände auf mein Bauch und sah runter. Ja, ich hatte wirklich Angst.

Im Kampf um die Beherrschung ließ ich meine Arme wieder locker neben mich fallen und ging aufrecht weiter.

"Bleib cool Laura, heule erst wenn du Zuhause bist." sagte ich leise zu mir selbst.
Ich ging um die erste Ecke, die mich damit aus dem Blickwinkel dieser Männer brachte und keuchte schmerzerfüllt auf.

Was.. was passiert hier gerade?
Vor mir stand jemand, komplett verhüllt. Ich konnte nicht einmal sehen ob es ein Mann oder eine Frau war.
Irgendwas hatte er in mich reingerammt. Ich sah nicht was es war und mein warmes Blut verteilte sich so schnell, dass ich nicht einmal wusste wo genau es mir weh tat.

"Tut mir leid" flüsterte eine raue Stimme. Ein Mann also?
Er drehte das Ding in mir nochmal und ich keuchte nochmal auf, dabei sackte ich zusammen. Zu geschockt um irgendwas zu sagen, zu geschockt als irgendwo hinzusehen als in seine grünen Augen. Er ließ den Griff von dem was auch immer los und fing mich auf. Dabei griff er in meine Jackentasche und holte mein Portemonnaie raus. Langsam ließ er mich runter und dann, dann verschwand er.
Nun lag ich da. Allein, in der Nacht, in irgendeiner Gasse. Zu kraftlos um irgendwas zu machen, zu kraftlos um irgendwas zu sagen. Mir kamen die Tränen.

Beste FreundeWhere stories live. Discover now