Silvester Teil 1

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Schluchzend und weinend, lag ich mit dem Kopf auf Annikas Schoß. Sanft streichelte sie mir über das Haar. Ihre warme Hand beruhigte mich ein klein wenig.

"Na komm schon Laura. So schlimm ist es nun auch nicht."

Doch meine zugeschnürte Kehle, lässt es nicht zu, dass ich rede. Also blieben wir noch eine weile so, schweigend, auf der Couch.

"Kann ich einmal auf die Toillette?"

Ich klammerte mich an ihr Bein, um es ihr zu verbieten. Da ich aber doch nur ihre warme Hand auf meinem Kopf haben wollte und nicht noch irgendwas nasses, richtete ich mich auf um sie unter mir zu befreien.

Auf dem Weg zur Toilette, warf sie mir ein goldenen Luftballon entgegen, welchen ich in meiner sitzposition versteinert annahm. Vorwurfsvoll schaute ich meine beste Freundin an. Sie lächelte ein wenig.

"Sorry" und damit setzte sie ihren weg fort.

Während sie also im Badezimmer war, sah ich mich um. Annika hatte sich wirklich Mühe bei der Dekoration gegeben. Luftschlangen, Luftballons und Konfetti, waren großzügig überall verteilt worden und hingen an der Decke, den Wänden oder lagen auf dem Boden, Tisch und Regalen. Auf dem Tisch im Wohnzimmer, so wie auch in der Küche, standen Schüsseln mit Knabbereien, Tischfeuerwerke und Wunderkerzen. Auf der Ablage in der Küche stand in Schüsseln und auf Anrichttellern diverses Essen wie Salate, Frikadellen, Brot und natürlich standen auch schon vier Gläser und eine offene Sektflasche, in einem Eimer mit Eis bereit. In der selben Ecke standen noch allerhand weitere Alkoholische und Alkoholfreie Getränke. Und im Flur standen drei große, vollgepackte Tüten mit Raketen, Böllern und diverse weitere Dinge die schön aussahen oder lärm machten.

Nach meinem Geschmack ist, das alles viel zu viel aber sie hatte wirklich Spaß, vom einkaufen bis hin zum dekorieren und zubereiten. Die ganze Zeit tänzelte sie fröhlich vor sich her.

Umso länger ich mir jedoch alles ansah umso mehr musste ich wieder weinen und ich vermisste die Geborgenheit von Annika. Ich wollte mich gerade beschweren, dass sie sich beeilen soll, da klingelte es an der Tür. Nach einem kurzen zögern schlurfte ich in meinem schwarz-glitzenden Cocktailkleid, barfuß zur Haustür.

Ich hatte gerade mal die Tür einen spalt weit auf, da wurde ich auch schon mit einer kleinen, Taschengroße, Konfettikanone abgeschoßen und stand nun bunt vor zwei Jungs die lachen. Mit einem lauten aufwimmern, lasse ich mich in die Arme von Dag fallen. Ich bemerkte nicht dass die beiden, sich ausgesprochen schick angezogen hatten. Beide hatten einen gemütlichen, fast schon sportlichen Anzug an. Dag in Schwarz und weiß und Vincent in hellblau und Weiß, dafür bemerkte ich aber den, beinahe penetranten Duft von Dag. Es roch nicht unangenehem, im gegenteil, es ist ein ziemlich süßer Duft aber dennoch Männlich. Ich zog eine kräftige Nase an ihm und schluchzte weiter.

"Hey.. Laura.. alles gut?" Fragte mich der besorgte kleinere und erwiderte meine Umarmung sanft und beschützerisch. Ich schüttelte meinen Kopf ein wenig. Die Jungs sahen sich fragend an.

"Ist was passiert?" Erneut schüttelte ich auf seine Frage den Kopf. Einen Moment standen wir nur so da, die Jungs sichtlich überfordert mit der Situation.

"Lass uns erst einmal reingehen. Der Flurboden ist sicher kalt."

Zwar hatte es mich Anfänglich nicht gestört, aber jetzt wo es angesprochen wurde, fand ich den Boden auch ziemlich kalt. So gingen die Jungs rein und ich, an Dag geklammert, wie ein kleines Kind, ließ mich Rückwärts, sanft, mitdrücken.

Da kam auch schon Annika aus dem Bad, als Vincent die Haustür hinter sich schloß.

"Was ist mit ihr?" Wurde sie direkt von Dag überrumpelt.

Annika grinste.

"Euch auch erst einmal Hallo" dabei ging sie auf die beiden zu um sie zur begrüßung zu umarmen und sprach weiter. "Naja das ist Lauras erstes Silvester, so weit weg von Zuhause und sie vermisst daher ihre Familie."

Es herrschte kurze Stille, ehe die Jungs anfingen zu lachen. Es war kein belustigtes lachen, auch kein auslachen es war eher ein lachen was ein wenig erleichterung in sich trägt, dass es nichts ernstes ist und eher ein entzücktes lachen.

Dag drückte mich sanft, auf halbe Armlänge weg und sah mir nun ins Gesicht.

"Ist das so? Hast du Heimweh?"

Ein wenig schmollend nickte ich. Dann lachte er wieder und nahm mich nun erneut in den Arm, Dabei hielt er mit einer Hand, mein Kopf gegen seine Brust gedrückt und hatte wieder die selbe lache.

"Wie kann man nur so süß sein? Mit 22 Noch Heimweh. Du bist zu goldig."

Unter den Worten schmollte ich mehr. Ich hatte nicht vor süß zu sein und ich verstand auch nicht was mein Alter damit zu tun hatte. Aber seine Intensive Umarmung und das sanftmütige lachen beruhigte mich mehr als jede Umarmung von Anika das jemals könnte.

"Dann ruf sie doch einfach an." Schlug Vincent vor. Ich hob mein Kopf und sah ihn über Dags Schulter hinweg, leicht auf Zehnspitzen stehend, interessiert an.

"Das-das-das kann ich echt tun." Sagte ich mit beinahe rauchiger Stimme, immerhin ist es das erste mal seit etwa einer Stunde weinen und schluchzen, dass ich überhaupt etwas sagte.

Annika wirkte als würden ihre Augen rausfallen und ihre Augenbrauen zogen sich ein wenig wütend zusammen.

"Du hast bisher nicht daran gedacht sie Anzurufen?" sagte sie mit einem ungläubigen Ton in der Stimme.

Ich zuckte unschuldig mit den Schultern und schüttelte leicht meinen Kopf.

"Du rufst sie sogar an um einfach gute Nacht zu sagen und wenn du sie vermisst, dann denkst du nicht daran? Ich habe mich umsonst von dir mit Maskara voll schmieren lassen?"

Nun bekam auch ich ein schlechtes Gewissen.

"Tut mir leid. Ich habe einfach nicht soweit Gedacht."

Die Jungs lachten, dieses mal aber belustigt. Annika fand das jedoch alles andere als lustig.

"Nächstes mal schicke ich sie gleich zu euch." Prophezeite sie mit einem bösen Finger.

"Mach das, ich kenne mich damit aus traurige Frauen zu trösten." Provoziert Vincent sie noch.

Ich löste mich aus Dags Griff, die aussicht darauf, dass ich gleich mit meiner Familie Videotelefonierte, ließ mich direkt bessere Laune haben und so zog ich eifrig mein Handy raus und rief sie an.

Nach einer Stunde kam ich wieder ins Wohnzimmer wo Annika und die Jungs gerade Mario Kart spielten. Lächelnd setzte ich mich auf die Armlehne der Couch und hörte mir das Wortgefecht der drei an.

"Ich mach dich platt, dicker"
"Davon träumst du kampfzwerg"
Konterte Dag zu Annika. Den ganzen Tag auf erwachsen machen und Abends wie Kinder.
"Vincent lass mich mal. Ich mach diese zwei Lutscher fertig" Angriffslustig setzte ich mich zwischen Vincent und Annika und startete das Spiel von vorne.

"Hey! Ich hab fast gewonnen!" beschwerte sich Dag. Ich streckte ihm jedoch nur die Zunge raus und wählte mein Auto aus. Es wurde Prinzessin Peach und ein selbst kreiertes geniales Auto. Wir fingen mit der Regenbogenstrecke an, da ich da eigentlich echt gut war. Annika und Dag verloren, aber es gab ja noch 3 weitere Strecken die sie gewinnen konnten.
"Ich Gewinne. Ich Gewinne" rief ich und fluchte ganz nebenbei als ich dann doch nur 2. Wurde.
"Yes! Nimmt das ihr memmen" jubelte Annika und warf dabei fast den Controller in den Fernseher.

Beste FreundeWhere stories live. Discover now