Wir Müssen Reden

152 3 0
                                    

*Vincent's Sicht*

Es vergingen einige Tage seitdem ich Annika vor ihrer Wohnungstür angetroffen habe. Ich saß gerade im Studio und zupfte etwas auf den Saiten meiner Akkustikgitarre rum. Wir müssen reden und das wissen wir beide. Die letzten Tage wurde mir immer mehr bewusst, wie sehr ich diese Frau und unsere Freundschaft schätze. Sie ist wirklich super. Lustig, charmant und wirklich hübsch. Aber die Nacht mit ihr fühlte sich irgendwie falsch an. Es floss eine Menge Alkohol aber man kann ja auch nicht immer alles auf den Alkohol schieben. Abstreiten dass ich sie mag, kann ich nicht aber eben nicht auf diese Art. Seufzend ließ ich mich in meinen Stuhl sinken und schloss meine Augen. Mir schossen die Bilder dieser Nacht in den Kopf und ich bemerkte dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wie wir im Bett gelandet sind. So komm ich nicht weiter, ich muss mit Annika reden. Kurzerhand beschloss ich nochmal bei ihr vorbeizuschauen. Behutsam stellte ich meine Gitarre in den Ständer, zog mir meine Jacke über und stieg in mein Auto.

Vor dem Mehrfamilienhaus angekommen, klingelte ich und wartete ungeduldig auf das Summen. Endlich ertönte es und ich lief in den zweiten Stock wo auch schon Annika an der Tür wartete.

"Hi, was führt dich hierher?" begrüßte mich Annika und ich bemerkte ihre Unsicherheit. Ich tat meine Hände in die Jackentasche, da ich ehrlich gesagt nicht wusste wie ich sie nun begrüßen sollte. Mit oder ohne Umarmung.
"Darf ich reinkommen?" vorsichtig sah ich sie mit leicht gesenktem Kopf an. Annika nickte und trat ein Stück zur Seite. Sie lief ins Wohnzimmer, in welches ich ihr folgte.

"Was gibt's denn?"
"Ich denke wir sollten über das was in der Silvester-Nacht passiert ist reden." antwortete ich während ich mich hinsetzte. "Vincent.. Das was passiert ist.." Doch ich ließ sie nicht ausreden.
"Ich weiss. Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht. Ich mag dich, wirklich. Aber ich.. Ich mag dich nur auf die Freundschaftliche Art. Ich möchte nicht unsere Freundschaft aufs Spiel setzen. Und wenn du ehrlich bist, siehst du das doch genauso oder?" unsicher sah ich sie an.
"Ich bin so froh, dass du das auch so siehst. Es floss in dieser Nacht wirklich sehr viel Alkohol. Ja, ich weiss.. Man sollte nicht alles auf den Alkohol schieben. Die letzten Tage wurde mir aber immer mehr bewusst dass ich wirklich nur auf Frauen stehe. Versteh mich jetzt nicht falsch, der Sex war gut, aber trotzdem fühlte es sich falsch an. Ich möchte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wegen einer Nacht. Vielleicht fühlte ich mich auch einfach nur einsam und suchte nähe, und du warst gerade da. Das... Das.. Hört sich jetzt vielleicht blöd an... Aber... Darf ich dich küssen? Versteh es nicht falsch aber ich möchte mir wirklich 100Prozent sicher sein." Erstaunt über ihren letzten Satz sah ich sie erstmal an. "Vincent?" Sie schnippste mit ihren Fingern vor meinem Gesicht rum. "Meinst du das ist eine gute Idee?" fragte ich sie immernoch leicht in Trance.
"Nicht wirklich, aber ich möchte mir sicher sein" Ich sah sie noch kurz an aber willigte dann ein. Nach dem Kuss schauten sie wir uns kurz an. "Und?" hakte Ich nach. "Nichts. Garnichts" fast schon erleichtert sah sie mich an. "Und bei dir?" hakte Nun auch sie nach. "Garnichts" Wir lächelten uns kurz an.

"Freunde?" Ich hielt ihr meine Hand hin, die sie auch direkt annahm und einwilligte. Endlich hatten wir das geklärt und können wieder normal miteinander umgehen. "Wo ist eigentlich Laura?" fragte ich nach einer Weile des Schweigens.
"Die liegt im Bett, ihr ist schon den ganzen Tag schlecht." verständnisvoll nickte ich und zeigte auf die Switch. Annika verstand und schaltete diese an.

"Du wirst verlieren" grinste sie und drückte mir den Controller in die Hand. "Diesmal nicht" lachte ich und wir suchten unsere Charaktere für Mario Kart aus. Höchstkonzentriert stütze ich meine Ellenbogen auf den Beinen ab und lehnte mich nach vorne, während Annika ganz entspannt neben mir saß. Die ersten 3 Runden gewann ich.

"Na Kampfzwerg, wer gewinnt jetzt?" versuchte ich sie zu provozieren aber sie ging nicht im geringsten darauf ein. Stattdessen grinste sie nur und fixierte sich auf den Bildschirm.
"Jawoll. Nenn mich den Zerstörer" äffte ich sie nach. "Idiot" lachte sie nur und legte den Controller auf den Tisch.
"Keine Revanche?"
"Ich muss mal kurz nach Laura sehen. Bin gleich wieder da" Doch gerade als Annika ins Zimmer gehen wollte, öffnete sich die Tür und Laura stürmte aus dieser heraus. Geradewegs ins Badezimmer, wo man nur das würgen hörte. Annika und ich sahen uns kurz an.

"Das geht schon den ganzen Tag so" seufzte Annika und setzte sich wieder neben mich.
"Hat sie Stress?" fragte ich mein Nebenan.
"Ja wegen der Uni, aber von Stress hat sie sich noch nie übergeben müssen."
"Hmm..." kommentierte ich nur und schaute zur Badezimmertür. Laura kam wieder aus dem Badezimmer und begrüßte mich mit einem stumpfen nicken, ehe sie wieder in ihrem Zimmer verschwand.

Beste FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt