Wir Werden Nicht Gehen!

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Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, in der keiner was sagte und wir uns alle nur ansahen.
"Lass uns gehen Dag."
Meldete sich Annika plötzlich zu Wort. Überrumpelt sah ich sie an. Auch wenn es mir widerstrebte nickte ich leicht. Eigentlich war ich sogar froh darüber das sie mir nun sagte was ich machen soll, ich selber hatte nämlich keine Ahnung.

" Aufwiedersehen." verabschiedeten wir uns noch, aber keiner der Elternteile sagte was, stattdessen machten sie uns einfach nur stumm Platz.
An der Zimmertür blieb ich stehen und sah nochmal zurück. Bitte werde schnell wieder. Du musst!
Wir verließen nun den Raum und gingen langsam und mit schweren Schritten den Gang lang.

Jeder Schritt fühlte sich immer schwerer an. Als würden unsichtbare Fäden an mir ziehen die mich aufhalten wollten.
Eine Weile sagten weder Annika noch ich etwas als ich sie plötzlich Schluchzen hörte. Erst bekam ich das nicht eingeordnet bis sie plötzlich laut anfing zu weinen.

Schnell sah ich zur Seite und sah in das verheuelte Gesicht von Annika die dabei so laut weinte, dass es fast schon unangenehm wurde.
"H..Hey.. beruhige dich bitte ja? Warum weinst du?«
Unsicher und zögerlich strich ich ihr über den Rücken während mein Blick entschuldigend umher ging.

Immerhin waren wir in einem Krankenhaus. Es gab sicher mehr Menschen hier die wirklich ein Grund gehabt hätten zu weinen.
"Ich will nicht gehen! Ich will sie nicht schon wieder verlieren! Wir haben uns doch gerade erst wieder gefunden. Und ich will erst Recht nicht gehen wenn sie so ist. Was ist wenn sie nie wieder aufwacht?"

Für einen Moment länger sah ich mich weiter um und hörte ihr zu. Bei dem letzten Satz sah ich Annika an und musste nun auch weinen. Auch ich weinte nicht unbedingt leise.
"Ich will auch nicht gehen. Sie soll wieder mit uns gehen. Ich will sie nicht verlieren."

Nun sahen wir uns in einer kurzen  Pause unser Tränen an und fielen uns  in die Arme. So weinten wir beide für einen Moment bis eine etwas ältere und freundlich aussehende Frau auf uns zu kam.
"Ihr Verlust tut mir leid. Soll ich einen Arzt holen? Er kann euch vlt. Beruhigungstabletten und..."

Wir sahen sie komplett perplext an und hörten wie auf Knopfdruck auf zu weinen. Gleichzeitig sagten wir.
"Sie ist nicht tot!"
Die ältere Frau war nun sichtlich Verwirrt.
"oh.. das ist gut." wir sahen uns ein Moment an ehe sie mit etwas schiefen Kopf geht.

Wir sahen der Dame ein Stück weiter nach.
"Stimmt, wir sollten uns jetzt nicht so verhalten."
Meinte Annika mit kraftvoller Stimme, während sie sich mit den Händen die Tränen wegtupfte, vermutlich wollte sie ihr Make Up nicht verwischen.
Ich tat es ihr nach, jedoch liebloser mit dem Ärmel meines Shirts. Dabei nickte ich entschlossen.
"Du hast Recht. Nach einem Krieg ist noch genug Zeit über die verlüste zu trauern."
Jetzt war es Annika mit dem schiefen Kopf.
"Hä? Was für verlüste?"
"oh..ähm.." etwas verloren kratzte ich mich am Nacken.
"so oder so ähnlich ging mal ein Spruch aus Herr der Ringe.«
Da sich an Annikas Mimik nichts änderte hängte ich dran.
"Ich wollte nur sagen. Lass uns erst mal nochmal mit ihren Eltern reden bevor wir hier wie zwei Trauer Klose hängen."
Jetzt verstand sie es.
"Sag das doch gleich... Idiot."
"pff."
"pff!"
Noch bevor es uns überhaupt bewusst wurde, trugen uns unsere Beine zurück zu Lauras Zimmer welches wir stürmten und in zwei erschrockene Gesichter blickten.

Okay vielleicht haben wir es mit der Selbstsicherheit etwas zu sehr übertrieben und sind wirklich aggresiv reingestürmt, als würden wir eine Razia machen wollen.

"Was wollt ihr schon wieder hier? Verschwindet!"
Keifte uns die Mutter schließlich an und ich zuckte leicht zusammen, drauf und dran eingeschüchtert wieder das Zimmer zu verlassen.
"Nein!" meldete sich Annika jedoch zu Wort.
"Nein?" damit hatte die Mutter wohl nicht gerechnet.
"Genau! Nein! Und warum... Warum sagt euch Dag." Damit zog sie mich etwas vor sich und ich fühlte mich als wäre ich bereits ein Schweizer Käse Dank der Laser die Lauras Mam aus den Augen standen. Komplett überfordert stammelte ich wirres Zeug von mir.

"Komm runter Dag. Du schaffst das." flüstert mir Annika zu. Damit ballte ich kurz meine Fäuste, auf der Suche nach meinen Mut.

"Was ich sagen will ist. Ich werde nicht zulassen das sie zurück zieht. Nicht wenn sie es nicht will."
Die Mutter öffnete ihren Mund aber ich war noch nicht fertig. Langsam ging ich auf sie zu.
"Ich kann mir nicht vorstellen wie Sie sich fühlen müssen aber ich weiß, dass sie Angst haben und Ihnen wohl eine Menge Gedanken und Gefühle durch den Kopf gehen. Ich weiß es weil es mir die Nacht nicht anders erging.«
" uns" fügte Annika hinzu
"Uns" korrigierte ich mich.
"Darunter viele absurde Dinge und wenn ich das auch nur ansatzweise mit Ihren vergleichen kann dann geben sie allen möglichen die Schuld für diesen Unfall aber die Wahrheit ist das keiner was dafür kann. Wir würden alles tun um ihre Tochter zu beschützen weshalb wir uns eine Menge Schuldgefühle machen, so wie sie vermutlich. Aber ich weiß das sie bei uns in Berlin glücklich ist und sich wohlfühlt. Nehmen sie ihr also bitte nicht diese entscheidung."
Der Blick von ihrer Mam wurde etwas weicher und sie sah zu dem Vater dieser leicht nickte.
"okay und was soll sie sonst machen?"
"Nichts." Antwortete ich direkt und sie sah mich fragend an.
"Ich meine, sie soll nichts machen außer das was sie glücklich macht. Keiner von uns kann ihr vorschreiben was sie tun soll. Wir können es uns nur wünschen aber was sie macht.... Ich vertraue ihr. Ich weiß das sie die richtigen Entscheidungen treffen wird für sich."

Laura's Mutter sah uns noch einen Augenblick an und flüsterte mit einem Blick auf Laura "Ich schätze ihr habt Recht. Es tut mir leid!" Sie sah zu Annika, die auf sie zuging um sie in den Arm zu nehmen.

Beste FreundeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora