"Ich Kann Das Gerade Nicht"

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Immernoch sah Dag sich den Test an, als Annika aus der Küche mit zwei dampfenden Tassen kam.

"Hast du mit Vincent schon geredet?" wandte er sich an Annika, diese sah ihn jedoch verwirrt an.
"Mit Vincent? Wieso sollten wir mit Vincent darüber reden?"
"Na, der Test ist doch von dir, oder nicht?"

Dag's Blick wanderte zwischen Annika und mir her. Starr schaute ich den Teppich unter meinen Füßen an und spürte wie mir eine Träne die Wange herunter lief. Zitternd nahm ich meine Tasse in die Hand und nahm einen Schluck ehe ich mich Dag zuwandte.

" Der.. Der Test ist von mir.. Ich bin schwanger" vorsichtig sah ich Dag an, welcher die Farbe im Gesicht verlor.
"Aber.. Wir verhüten doch.."
"Ja.. Eigentlich schon. Aber erinnerst du dich an die Woche als ich das Antibiotika nehmen musste?" er nickte leicht und nahm einen Schluck seines Getränks.
"Da.. Muss.. Es passiert sein" sanft wischte er mir meine Träne weg und zog mich in seine Arme.
"Hast du schon einen Termin?"
Ich verneinte und drückte ihn sanft weg.

"Ich rufe morgen direkt beim Frauenarzt an, und mache einen Termin, würdest du dann mitkommen?"
Dag nickte.

"Egal was ist. Wir bekommen es zusammen hin." flüsterte er und nahm mich in den Arm, ich drückte ihn jedoch von mir weg und stand auf.
"Es tut mir leid aber ich brauche jetzt Ruhe." meinte ich und lief in mein Zimmer. Er wollte hinterher doch Annika hielt ihn zurück.

"Es ist besser wenn wir sie jetzt in Ruhe lassen." Dag sah Annika an, aber nickte dann. Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel und weinte mich in den Schlaf.

Am nächsten Tag machte ich einen Termin beim Frauenarzt aus, welcher Glücklicherweise noch am selben Tag stattfand.

*Heute um 16Uhr habe ich einen Termin beim Frauenarzt* schrieb ich Dag.

*Super. Ich bin um halb 4 da. Liebe dich*

Ich lächelte und duschte noch schnell. Der Termin sollte in einer Stunde stattfinden und ich war nervös ohne Ende.

Um halb 4 klingelte es. Ich begab mich nach unten und stieg zusammen mit Dag in mein Auto. Die Fahrt über redeten wir kein Wort miteinander. Wir waren wahrscheinlich beide zu nervös, als dass wir uns darüber unterhalten konnten.

Im Wartezimmer angekommen sah ich überall Babybilder und Glückwünsche zur Geburt. Mein Magen drehte sich und ich zitterte am ganzen Körper. Dag welcher es natürlich mitbekam streichelte mir über den Arm, was mich zumindest ein wenig beruhigte. Die Schwester rief mich auf.

"Soll ich mitkommen?" fragte mich mein Freund und bekam als Antwort ein stumpfes nicken und ein leichtes Lächeln.

"Also.. Weshalb sind sie hier?" fragte mich der Arzt.
"Naja, ich habe einen Schwangerschaftstest gemacht, welcher positiv war."
"OK. Dann schauen wir uns das mal an" er zeigte auf die kleine Umkleidekabine in welcher ich mich untenrum frei machen sollte. Seinen Worten folgte ich und setzte mich auf den Stuhl. Dag stellte sich hinter mich und sah auf den Monitor.

"Ja.. Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger. Ich würde sagen 5. 6. Woche?"
"Nein.." Augenblicklich brach ich in Tränen aus. "Das geht nicht. Nicht jetzt" Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing noch mehr an zu weinen.

"Jetzt mach ich ihnen noch ein schönes Foto."
Doch der Arzt sah ein, dass sein Spruch in dem Moment etwas unangebracht war und bot mir an, das Behandlungszimmer für einen Moment zu verlassen.

Nachdem ich mich beruhigt hatte zog ich mich wieder an und rief den Arzt wieder rein.

Der Arzt sah zuerst Dag an und dann mich.
"Das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt gewesen oder? Wenn Sie möchten gebe ich Ihnen gerne einen Flyer mit für eine Beratungsstelle. Da sind ganz nette Menschen, die Ihnen Möglichkeiten anbieten." Dag's Blick haftete nun an mir.

"Danke." murmelte ich und nahm den Flyer entgegen.
"Kommen Sie bitte in 3 Wochen noch einmal." mit diesen Worten verabschiedeten wir uns von dem Arzt und verließen das Gebäude. Meine Gedanken kreisten während der Fahrt die ganze zeit um das Baby und um den ungünstigsten Zeitpunkt den es nur gab.

"Ich setz' dich zu Hause ab. Ich brauche jetzt einen Moment für mich" sagte ich zu Dag und bog in die Straße ab in der er wohnte. Er sah mich kurz an und wollte was sagen, nickte jedoch nur.

"Ich will dass du weisst... Egal wie du dich entscheidest.. Ich stehe hinter dir" sagte er ehe er ausstieg. Ich spürte wie mir wieder die Tränen kamen und schluchzte ein leises 'Danke'. Eine Weile saß ich noch im Auto ehe ich mich auf den Weg nach Hause machte.

Ein paar Tage vergingen und Dag versuchte mich die letzten Tage immer wieder zu erreichen, jedoch blockte ich ab und ignorierte seine Nachrichten.

Gerade lag ich auf meinem Bett als es an der Tür klopfte.

"Herein" flüsterte ich und starrte nach oben an die Zimmerdecke.

"Wieso ignorierst du mich?"
"Dag?"

Ich setzte mich aufrecht hin und sah ihn entsetzt an. Sein Blick war eine Mischung aus Verzweiflung, Wut und die Augen waren verquollen, vermutlich hatte er wie ich, die letzten Tage nur geweint.

"Dag.. Ich.."
"Findest du nicht auch, dass es mich genauso viel angeht wie dich? Hab ich kein Mitspracherecht? Hier geht es nicht mehr nur um dich!"

Er zeigte auf die Informationsbrochüren über Abtreibungen die neben mir auf dem Bett lagen.
"Dag jetzt beruhige dich doch mal!"

Nun wurde ich etwas lauter.

"Willst du wirklich..?" er fing an zu heulen. Nachdenklich sah ich auf meine Hände die ich ineinander verschränkt hielt.

"Ich.. Ich weiss nicht" gab ich kleinlaut zu. "Es passt momentan einfach nicht" mir stiegen Tränen in die Augen.
"Und weil es gerade nicht passt, willst du einfach so abtreiben?!"

Ich blieb stumm.

"Mein Gott Laura. Ja, wir sind noch jung. Und ja es ist kein guter Zeitpunkt. Aber was kann das Kind dafür?"
"Nichts..." flüsterte ich kaum hörbar.
"Es ist für mich auch nicht leicht. Und ich weiss, ich sagte dir dass ich egal wie du dich entscheidest hinter dir stehe.. Aber die letzten Tage habe ich sehr viel nachgedacht und... Ich möchte das Kind wirklich haben."

Eine Weile sah ich ihn an. Möchte ich wirklich schon Mutter sein? Kann ich das? Was ist wenn wir uns eines Tages trennen? Den letzten Gedanken sprach ich laut aus.

"Darüber sollst du garnicht erst nachdenken. Ich liebe dich und werde immer für euch da sein."
"Ich liebe dich auch"

Lächelnd nahm ich ihn in den Arm. Doch meine Entscheidung war leider noch nicht gefallen...

Beste FreundeWhere stories live. Discover now