Ich Will Nur Das Du Weißt

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Endlich war ich wieder in Berlin. Annika half mir, mich aus dem Auto zu hiefen und holte mein Gepäck und die Krücken aus dem Kofferraum.
Ich sog den Duft dieser wunderschönen Stadt ein.

"So, jetzt müssen wir dich nur noch in die Wohnung schaffen."
"Achja.. Aber das schaffen wir locker."

OK, es war nicht so leicht wie ich es mir vorgestellt hatte. Kurzerhand entschloss ich mich, die nächsten Wochen in der Wohnung zu bleiben. Annika fing plötzlich an zu kichern.

"Ja, dann bleibst du eben hier oben."
" Den Gedanken hatte ich auch gerade"

Komisch das sie immer das aussprach was ich dachte. Aber deshalb ist sie meine beste Freundin. Oben angekommen, stolperte ich förmlich auf die Couch. Erleichtert atmete ich aus.

"Puh! Endlich!"
"Da sagst du was!"

Annika ließ sich neben mich fallen und lehnte sich zurück.

"Aber endlich bist du wieder hier. Du glaubst mir nicht, welche Angst wir um dich hatten"
In Ihren Augen sah ich, dass sie den Tränen nahe war. Tröstend nahm ich sie in den Arm und drückte sie ganz fest an mich.

"Tut mir leid" flüsterte ich.
"Du kannst doch nichts dafür"
"Doch wenn ich nicht so überstürzt abgehauen wäre, wäre das alles nicht passiert."

Annika sah mich nur an und senkte den Kopf.
"Ich bin einfach ein schisser" fügte ich leise hinzu.

"Welchen Grund hattest du überhaupt zum abhauen?"
"Dag..." flüsterte ich fast, dennoch hörbar für Annika.
"Dag?"
"Das muss ich selbst mit ihm klären."

Abwesend starrte ich die Badezimmertür an und grübelte darüber nach, wie ich ihm das erklären könnte. Ob er es verstehen würde? Würde er mich dafür hassen?

"Ich muss da jetzt durch.." Ich zuckte mit den Schultern. Ich nahm meine Gehhilfe und ging ins Badezimmer. Wenigstens kann ich das alleine.

"Boah Laura, du siehst scheisse aus" sagte ich, bei einem Blick in den Spiegel. Ich seufzte aus und machte mich wieder Richtung Wohnzimmer.

"Dag kommt morgen. Ich muss ab morgen wieder arbeiten und möchte dich ungern alleine lassen."
"Annika, ich schaff das doch alleine."
"Nix da, außerdem müsst ihr reden"
"Na gut."
Ich verdrehte meine Augen und lief in mein Zimmer.

"Ich geh schlafen. Gute Nacht"
Teilte ich Annika mit und warf ihr einen Luftkuss zu.
"Nachtii"

Eine Weile saß ich noch auf meinem Bett und grübelte darüber nach, wie ich Dag meine überstürzte Aktion erklären sollte. Genervt stöhnte ich auf und ließ mich in das Land der Träume geleiten.

"Guten Morgen. Aufstehen"
Ich machte meine Augen auf und sah Annika die sich an die Bettkante setzte und mich aufweckte.
Ich blinzelte ein paar Mal.

"Morgen"
"Ich muss gleich los auf Arbeit. Dag kommt so gegen 10. Kommst du bis dahin alleine zurecht?
"Annika, ich bin kein Pflegefall. Mein Bein ist gebrochen und sonst nichts."

Ich setzte mich auf und zog luft zwischen meinen Zähnen durch.
"OK, vielleicht sind meine Rippen noch nicht ganz verheilt, aber ich brauche keine rundum intensiv Betreuung."

Ich mochte es nicht wenn man mich wie ein rohes Ei behandelte. Ich weiss sie meint es nur gut, aber ich brauch keine vollzeitpflege.

"Na gut, dann bis heute Mittag"
Annika drückte mich noch kurz und verschwand dann aus meinem Zimmer. Eine Weile saß ich noch auf meinem Bett und nahm das Handy welches Annika mir gab in die Hand und checkte meine Nachrichten.

Ich nahm meinen neuen Alltagsbegleiter unter die Arme und lief Richtung Badezimmer um mich so  gut es ging frisch zu machen. Zufrieden schaute ich in den Spiegel und hoppelte in die Küche.
"Du bist ein Schatz!" Dankte ich Annika gedanklich und goss mir den Kaffee in die Tasse. Gegen 10 klingelte es an der Tür. Der Mann ist wirklich pünktlich. Es dauerte ein paar Sekunden länger als sonst bis ich an der Tür war.

"Ich komme" rief ich um der Person auf der anderen Seite der Tür mitzuteilen, dass ich auf dem Weg war.

"Guten Morgen" begrüßte mich ein gut gelaunter Dag mit einer Brötchentüte in der Hand.
"Das duftet aber gut, was hast du da alles drin?
"Folge mir und finde es raus"

Dag lief in die Wohnung und direkt in die Küche. Humpelt lief ich hinterher.
Dag saß am Tisch und tippelte mit seinen Fingern auf der Tischplatte rum.
"Da bist du ja endlich. Ich bin schon fast grau geworden."
OK der Witz war schlecht, dennoch musste ich lachen. Fertig mit lachen sah ich ihn mit einem ernsten Blick an.
"Tu mir einen Gefallen und behandle mich bitte nicht wie ein rohes Ei."
Er sah mich an und lachte.
"Alles was die Dame wünscht."
"Danke" lächelte ich ihn an.

Er ging zum Kühlschrank um alles mögliche an Brötchenbelag herauszuholen. Wie von Zauberhand verwandelte er den Tisch in ein kleines Buffet.

"Willst du noch Kaffee?"
Ich lugte in meine Tasse und nickte. Er nahm meine Tasse und schank mir noch etwas Kaffee ein. Dann setzte er sich wieder mir gegenüber und wir frühstückten.

"Mit eurer Band geht's ja gerade wirklich steil."
"Ohja, das hätten wir so nicht erwartet. Wir sind wirklich glücklich darüber."
"Schreibt ihr schon an neuen Songs oder nehmt ihr sogar schon welche auf?" fragte ich während ich von meinem Nutellabrötchen abbiss.
"Ja, den Song den ich dir vorgespielt habe als du.." Er machte eine kurze Pause. ".. Im Koma lagst. Nehmen wir gerade auf." Auf seinem Gesicht lag ein Trauriger Ausdruck.
"Wirklich?"
"Ja, ich verbinde ihn mit einer traurigen Zeit und es gibt bestimmt viele Menschen die das gleiche durchgemacht haben und es auch geschafft haben."
Ich stand auf und schleifte mich zu ihm, um ihn in den Arm zunehmen.
Ich sog seinen Duft ein.

"Ich hatte echt Schiss. Das glaubst du mir garnicht. Auch wenn ich sauer auf dich war, hatte ich eine wahnsinns Angst. Angst dich zu verlieren. Angst dich nie wieder lachen zu sehen. Angst nie wieder in deine glänzenden Augen schauen zu können."

Ich drückte ihn noch fester an mich.
"Es tut mir leid." flüsterte ich und verdrückte eine Träne. Er löste sich von mir und ich sah in seine Augen.
Er hatte geweint.

"Es tut mir leid, ich wollte nicht das du dir so große Sorgen machst."

Mit dem Ärmel wischte er sich seine Augen trocken und versuchte zu lächeln.
"Schauen wir uns einen Film an?" fragte ich.
"Klar wer zuerst auf der Couch ist"
Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn mit meinem besten *Dein Ernst? * Blick an.
"Nicht witzig"

Mit meinen Krücken  ging ich zur Couch auf der Dag schon Platz nahm. Ich legte mich auf die lange Seite der Couch, damit ich mein Bein drauflegen konnte. Annika mochte es garnicht, wenn man die Füße auf den Tisch legt. Dag rückte etwas zu mir rüber und legte einen Arm um mich und startete einen Film.

Kuschelnd sahen wir uns den Film an. Gegen 3 kam Annika nach Hause.

"Ach schau mal an, wer da wieder am kuscheln ist"
"Ach schau mal an, wer sich endlich wieder nach Hause bequemt." grinste ich frech.
"Was schaut ihr da? Beziehungsweise der wie vielte Film is das schon?"
" Der 2. Teil von... Ähmm... Dag welcher Film is das?"
... Keine Antwort... Ich seh nach rechts und sah einen schlafenden Dag.
"Gut also der 2. Teil von irgendeinem Film."

Annika lachte und setzte sich neben Dag.




Beste FreundeWhere stories live. Discover now