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„ICH HABE IHN WEGEN DIR GEHEN GELASSEN", brülle er mich an und zieht sein Telefon raus. „FINDET ERAY GANZ SCHNELL WIEDER", schreit er in den Hörer und legt auf. Dann kommt er auf mich zu und packt mich an den Armen. „WEGEN DIR HABE ICH IHN GEHEN GELASSEN! WEGEN DIR", schuldig weine ich weiter und schließe die Augen.

„ER IST EIN TOTER MANN", lässt Emin von mir nach. Er boxt an den wand hinter mir. „Emin", kommt es leise von mir. Emin hört nicht auf und boxt weiter dagegen. „DER HURENSOHN", schreit er und hört nicht auf. „Mama", höre ich eine ängstliche Stimme. Emin hört endlich auf und wir drehen uns geschockt um. Wir sehen einen verheulten Milan, der das alles mitgesehen hat. Emin will auf ihn zu aber Milan hat zu sehr Angst „MAMA", schreit er und geht ein paar Schritte zurück.

Ich halte Emin fest und gehe auf Milan zu. „Hast du gut gemacht", lobe ich Emin sarkastisch und nehme meinen Sohn. „Es ist alles gut. Es war alles nur ein Spiel", rede ich Milan ein, der die ganze Zeit weint. „Isch will nischt hier bleiben. Isch will Hause", weint er weiter. „Pssstttt", beruhige ich ihn. Ich lasse meine Tränen frei laufen, da Milan sie nicht sieht, da er seinen Kopf in mein Halsbeuge vergrubt hat. Wie soll ich ihm sagen, dass das hier sein Zuhause ist? Das Emin sein Vater ist? Er hat jetzt schreckliche Angst vor Emin.

Emin will wieder auf uns zukommen aber Milan fängt wieder an zu weinen. Ich symbolisiere Emin mit meiner Hand, das er nicht kommen soll. Somit verschwinde ich im Zimmer, wo Milan die ganze Zeit schlief. „Schlaf mein Baby, du hast gerade mal 15 Minuten geschlafen", rede ich eher mit mir selbst. Er versteht das nicht mit der Uhrzeit. „Mama", wird Milan's schluchzen leiser. „Pssst", streiche ich ihm durch die Haare.

Ich merke das ich einen Anruf bekomme und sehe das es Selim ist. Ich lehne es ab, da Milan immer noch nicht schläft. Selim wohnt immer noch bei meinem Onkel und ist glücklich dort. Er war garnicht sauer auf mich. Selim weiß ganz genau, dass das für seine Zukunft ist. Als ich in Frankreich gewohnt hatte, hatten wir Kontakt wie jetzt auch. Aber der Unterschied war, das ich ihn oft sah und jetzt leider nicht mehr.

Ich liebe und vermisse Selim so sehr. Sobald er fertig mit der Grundschule ist, will ich ihn wieder zu mir nehmen, wenn alles in Klappt und er es möchte. Mein kleiner Baby ist jetzt 9 Jahre alt und wird bald 10. Ich bekomme Tränen als ich daran denke. Ohne Selim wäre ich damals verloren. Er war mein einzigster Lebenssinn. Jetzt ist es er und Milan. Ich seufze, als ich dann an Emin denke.

Ob ich ihn liebe? Immer noch so sehr wie am ersten Tag. Ich liebe diesen Mann über alles und vermisse ihn so sehr obwohl er in meiner Nähe ist. Aber ich kann ihm nicht verzeihen. Im inneren möchte ich es aber ich kann es einfach nicht. Ich merke wie Milan einschläft und lege ihn aufs Bett. Ich stehe auf und gehe zu Emin. Ich begegne ihn in seinem Arbeitszimmer, herumlaufen. „Beruhig dich jetzt!", befehle ich ihm und packe ihn am Arm. Emin sieht wütend an und will mich schubsen, aber tut es nicht.

Will er mir nicht weh tuen? „Ich werde ihn umbringen", presst er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich lege meine Hand auf seine Wange und ziehe sein Gesicht näher an meins. „Jetzt hör mir zu, du wirst dich erstmal beruhigen, danach sehen wir weiter", rede ich ihm ein und lehne mein Stirn an seinen. „Er hat Mete umgebracht", bebt Emin's stimme. „Er wird seine gerechte Strafe kriegen. Bitte beruhige dich jetzt", sehe ich ihn tief in die Augen.

Emin kommt mit seinen Lippen näher. Mein Atem wird immer schwerer genauso wie seines. „Em-Emin nicht", stottere ich, als er kurz davor war seine Lippen auf meine zu legen. Ich bin dafür nicht bereit. „Wir können uns einfach gegenseitig nicht verzeihen Zara. Du kannst mir nicht verzeihen, weil ich dir damals weh getan habe und ich dir weil du meinen Sohn vor mir verheimlicht hast. Aber ich sage dir eins, nicht damit du mir verzeihst sondern damit du es einfach weißt. Ich. Würde. Dich. Nie. Wieder. Anfassen. Oder. Dir. Weh. Tuen.", verspricht er mir.

Ich nicke nur und entferne mich von ihm. Emin sieht mich aus glasigen Augen an und zieht mich wieder zu sich zurück. Er lehnt wieder seine Stirn an meine. „Ich kann mich nicht mehr zurück halten", flüstert er und kommt wieder meinen Lippen näher. „Emin", halte ich ihn an. Er schließt kurz seine Augen und öffnet sie dann wieder. Er räuspert sich und entfernt sich von mir. „Ich werde Eray finden und ihn umbringen", setzt er wieder seine kalte Maske auf.

Ich gehe ohne etwas zu sagen aus dem Raum und gehe zu meinem Sohn. Ich lege mich zu ihm und ziehe seinen Geruch tief ein. Ich habe Kopfschmerzen und brauche gerade nur meinen Sohn. Ich höre wie die Tür aufgeht und Emin leise auf uns zukommt. Ich sehe ihn verwirrt an. Im nächsten Moment bin ich geschockt, als Emin auf die andere Seite von Milan geht und sich dahin legt. Wir liegen gerade in einem Bett und in der Mitte von uns ist unser Sohn. Ich sehe ihn geschockt an aber Emin juckt es nicht.

Er schließt seine Augen, während er tief Milan's Geruch einzieht. Ich lege mich auch hin und wir sehen uns beide in die Augen. Wir sagen nichts, tuen nichts. Wir sehen uns einfach nur in die Augen. Ich habe diese Augen vermisst. Diese grün-braune Augen. Mein Blick rutscht runter zu seinen Lippen. Ich habe vergessen, wie sie schmecken. Ich merke das Emin mir auch auf die Lippen schaut.

Wir bleiben so liegen und gucken uns einfach nur in die Augen. Emin legt seine Hand auf meine. Ich schließe meine Augen und genieße seine warme Hand auf meinem. Ich spüre wie Emin aufsteht und sich dann hinter mich legt. So das ich jetzt in der Mitte bin von Milan und Emin. Ich bin noch zu Milan gedreht und spüre hinter mir Emin's Atem. „Ich habe dich vermisst", flüstert er und streicht mir dir Haare nach hinten. Ich drehe mich zu ihm und sehe ihm in die Augen. Emin zieht mich in seine Arme.

Ich lasse es zu und er zieht fest meinen Geruch ein während ich das selbe tue. Wir bleiben 1 Stunde so und genieße es. Ich bin kurz davor einzuschlafen. „Mama", höre ich Milan verschlafen sagen. Ich drehe mich zu ihm und er öffnet langsam seine Augen. „Mama ist hier", lege ich meine Arme um ihn und ziehe ihn auf mein Schoß. Emin liegt immer noch neben mir und sieht zu uns. „Isch will in Park gehen", sagt er und wird langsam wach.

„Nicht heute", Milan will nicht drauf hören und fängt an zu weinen. „Isch will Park", weint er. Ich seufze und versuche ihn zu beruhigen. „Wir gehen in den Park", höre ich Emin sagen. Milan dreht sich zu ihm und quietscht auf. „Jahaaaaa", freut er sich und springt auf Emin's Schoß. „Macht euch fertig, dann können wir los", ist das letzte was Emin sagt und das Zimmer verlässt. Ich ziehe mich und Milan an und gehe somit runter. Emin der unten auf uns gewartet hat geht auf Milan zu, der sich bisschen zurück zieht, da er noch Angst vor ihm hat.

Wir steigen in das Auto ein. Ich sitze auf dem Beifahrersitz und lege meine Hand auf meine Oberschenkel ab. Ich spüre wie Emin seine Hand auf meine legt. Ich ziehe meine Hand zurück, sodass seine Hand auf meine Oberschenkel fällt und lege meine Hand auf seine. Ich habe ihn vermisst und das soll er sehen. Wir kommen im park an und Emin geht direkt in den Sandkasten. Wir setzen uns auf eine Bank und sehen uns Milan an.

„Zara", unterbricht Emin die Stille. Ich sehe ihn fragend an und sehe wie er mich kalt ansieht. „Es geht mir nicht aus dem Kopf. Du musst mir helfen. Du musst Enes anrufen und somit herausfinden wo sich Eray aufhält. Er ist verschwunden", teilt er mir mit. „Nein Emin, das kann ich nicht tuen. Enes hat für mich so vieles getan. Ich kann ihn nicht hintergehen", sage ich und sehe wie er seine Hände zu Fäusten bildet. „Mir konntest du aber hintergehen", ich sehe ihn geschockt an. Ich bin ihm nicht hintergangen!

„Wo bin ich dir hintergangen?", frage ich ihn wütend. „Du hast vor mir meinen Sohn verheimlicht", spricht er wieder diese Sache an. „Hättest du mir nicht weh getan, hätte ich dir deinen Sohn nicht verbergt", somit stehe ich auf und will auf Milan zugehen. Ich habe kein bock mehr hier zu sein. Ich will nachhause, schlafen. Ich sehe mich um und sehe Milan nicht. Ich suche ihn überall, aber finde ihn nicht. Ich bekomme langsam Angst und drehe mich zu Emin, der auf dem Bank sitzt und mit dem Handy beschäftigt ist. Milan ist immer noch nirgends zusehen. Ich laufen auf Emin zu.

„Emin, Milan ist nicht da."

















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ZaraWhere stories live. Discover now