Für Ruhm und Ehre

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»Du hast das Richtige getan«, redete Lelei mir gut zu. Wirklich? Hatte ich das? Warum fühlte es sich dann so falsch an? Kopfschüttelnd vergrub ich das Gesicht in meinen Händen. Die Erinnerung an Treyas hämisches Grinsen, als ich dem Handel zugestimmt hatte, bohrte sich wie ein Dolch in mein Herz. Ich würde an diesem Cibum – um was es sich dabei auch immer handeln mochte – teilnehmen. Sollte es mir gelingen, als Sieger aus dem Wettstreit hervorzugehen, so war es mir erlaubt, Ashra wiederzusehen. Ein einmaliges Treffen hatte die Nachtfürstin mir in Aussicht gestellt. Und dennoch ... Ich fügte mich dem Befehl eines Monsters, dem ich Rache geschworen hatte. Hinzu kam Sistars Verrat, den ich immer noch nicht recht fassen konnte. Wie ... wie sollte ich denn weitermachen, wenn alles, woran ich geglaubt hatte, nur auf Lügen basierte?

»Ich hasse sie, Lelei. Wie konnte ich das Angebot nur annehmen?« Bodenlose Verzweiflung machte sich in meiner Seele breit. Ich ekelte mich vor mir selbst.

Ashras Mutter nahm neben mir in der Wandnische Platz. Mitfühlend musterte sie mich aus ihren schillernden Augen und wisperte: »Liebe, Namir. Weil du liebst.«

...

Zurück in den Gemächern erwartete mich Xorian. Ruhelos wanderte er durch das Zimmer und ließ ein Schnitzmesser in seiner linken Hand kreisen. Sein Hemd stand offen, was mich unweigerlich zurück in Treyas Landhaus katapultierte und mir vor Augen rief, was dort geschehen sein musste, bevor ich eingetroffen war. »Was wollte unsere Herrin von dir?«

Meine Finger krallten sich um den Türknauf. »Warum tust du das?«

»Was genau?« Er hielt inne und runzelte die Stirn.

»Warum tust du Luyan das an?«

»Was?«, erwiderte der Bündner lachend und legte das Messer beiseite. »Was tue ich denn, Namir?«

»Du findest das witzig?« Ich warf Xorian die geballte Wut, die sich in mir angestaut hatte, entgegen. »Luyan scheint dich wirklich zu mögen.«

Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. »Und ich ihn. Er ist unglaublich.«

Bissig erwiderte ich: »Ist er das?«

Xorians Lächeln verschwand. »Was ist los mit dir?«

»Mit mir? Was ist los mit dir? Du hast Gefühle für Luyan und schläfst dennoch mit Treya?«

Sekunden vergingen, in denen Xorian mich schweigend musterte, dann warf er den Kopf in den Nacken und begann lauthals zu lachen; er bekam sich gar nicht mehr ein. »Wie ... wie bei allen Mächten kommst du denn darauf?« Mit Tränen in den Augen sank er auf einen Stuhl.

Ich verlor die Fassung. »Was soll ich denn denken, wenn ich dich sehe, wie du ihr beim Ankleiden hilfst und dabei selbst noch so«, ich deutete auf das aufgeknüpfte Hemd, »aussiehst.«

»Wie ich aussehe?«, der Bündner zupfte am Saum seines Kragens. »Nun, meine Haut braucht von Zeit zu Zeit etwas frische Luft.« Er fixierte mich mit seinen schwarzblauen Augen. »Und was die Nachtfürstin betrifft, ich half ihr lediglich beim Ankleiden, da kannst du dir sicher sein, glaub mir.«

Gegen alle Vernunft tat ich das sogar. Der Zorn verrauchte auf einen Schlag und hinterließ ein heißes Gefühl der Scham. Abrupt machte ich auf dem Absatz kehrt und steuerte auf die Treppe hinunter zu den Archiven zu.

Doch ich kam keine zwei Schritte weit, da umfasste Xorian mein Handgelenk und fragte mit ruhiger Stimme: »Was wollte sie von dir, Namir?«

»Nichts.«

»Wieso glaube ich dir das nicht?«

»Was interessiert mich, was du glaubst? Tu es oder lass es bleiben.« Ich riss mich los und bereute sogleich meine harschen Worte. Xorian war nicht mein Gegner. »Verzeih, aber ...«

Tannengold - Die Erben des JenseitsWhere stories live. Discover now