9. Tyler

5K 259 23
                                    

Oh gott ich habe gerade überhaupt keinen Plan was ich machen soll. Zuerst der Kuss mit Estelle, der zwar gut war, aber mehr auch nicht. Dann der Kuss mit Corey. Verdammt! Am liebsten hätte ich ihn nicht mehr losgelassen. Seine weichen Lippen auf meinen fühlten sich so gut an. Mein Herz schlug schneller und es fühlte sich an als stünde ich in Flammen. Aber ich musste abbrechen. Das war nur eine Aufgabe. Ein Teil eines Spiels.
Es gehört sich nicht seinen besten Freund zu küssen. Für ihn muss es noch schlimmer sein, er steht nichtmal auf Jungs und muss dann auch noch einen Schwulen küssen.

"Ich bin raus!" Schnell stehe ich auf, gehe Richtung Tür und nehme mir eine ganze Flasche Bier mit. Ich trete in die kalte Nachtluft raus. Ein leichter Schauer überkommt mich.
Auf der Treppe zur Veranda setze ich mich hin und trinke einen großen Schluck des Biers.
Wie soll ich Corey wieder gegenüber treten? Jetzt wo ich weiß wie sich seine Lippen an meinen anfühlen. Wie er geschmeckt hat. Fuck.

In dem Moment öffnet jemand die Tür und die Musik von drinnen ist laut zu hören.
"Kannst du mich nach Hause bringen?" Estelle tritt hinter mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
"Klar." Mich hält hier sowieso nichts mehr. Naja nicht ganz.
Die Flasche stelle ich einfach auf die Treppe und gehe mit Estelle ums Haus zur Auffahrt.
Als ich Corey sehe, der auf einer Holzbank neben dem Haus sitzt, bleibe ich stehen. Er hat seinen Kopf in die Hände gestützt.

"Geh schon mal vor.", sage ich zu Estelle.
Dann steuere ich direkt auf Corey zu.
"Hey! Alles klar?"
Er blickt zu mir hoch und nickt.
"Ja, alles gut." Corey wendet den Blick ab und richtet ihn auf den Boden.
"Hör zu.." Ich setze mich zu ihm auf die modrige Holzbank, ".. das gerade, das war bestimmt komisch für dich-"

"Warte nein, das war nur ein Spiel. Alles gut." Jetzt sieht er mich wieder an. Sein Lachen lässt seine strahlenden Zähne zum Vorschein kommen, die von seinen roten Lippen betont werden. Ich beiße mir auf die Lippe. Mein Blick heftet sich an seinen Mund. Verdammt.

"Tyler! Kommst du endlich?" Estelles laute Stimme hallt durch den Wald.
Frauen sind anstrengend. Kein Wunder dass ich Männer bevorzuge.

"Deine Freundin ruft nach dir." Corey stoßt mich an der Schulter an und lacht.
"Sie ist nicht meine Freundin!" Ich stimme in sein Lachen ein.
"Noch nicht."
Mein Lachen stirbt ab. Er hat recht. Sie ist verknallt in mich und ich habe sie auch wirklich gern. Mein Vater denkt bestimmt auch schon dass wir ein Paar sind.

"Na dann. Mann sieht sich am Montag." Ich schlage bei Corey ein und gehe zu Estelle.

Als ich Estelle nach Hause gebracht habe, hat sie sich mit einem Kuss von mir verabschiedet. Es hat mir gefallen aber bei weitem nicht so wie der Kuss mit Corey. Nein. Nein. Nein.
Langsam sollte ich das vergessen. Er will nichts von mir und das sollte ich auch nicht. Es wäre nur ein Spiel gewesen, hat er gesagt. Er würde doch nie auf mich stehen oder überhaupt auf einen Jungen. Er ist Hetero und das ist auch gut so.

Zuhause lasse ich mich auf mein Bett fallen. Morgen fängt wieder die Schule an und ich habe überhaupt keinen Bock. Plötzlich öffnet jemand meine Zimmertür.
"Schatz? Schläfst du schon?" Meine Mutter sieht hinter der Tür hervor, ehe sie eintritt.

"Nein." Müde reibe ich mir die Augen.
"Morgen fängt wieder die Schule an und ich will dass du dich dieses Jahr mehr anstrengst und nicht immer nur Party machst bis die Sonne wieder aufgeht." Bei ihrer wütenden Stimme schwingt etwas enttäuschendes mit.
"Tut mir leid Mom. Ich war noch bei Estelle und habe die Zeit übersehen." Langsam sollte ich wirklich aufhören zu lügen. Nicht dass meine Nase anfängt zu wachsen.

Jetzt lockert sich ihr strenger Blick und sie meint nur: "Oh, ähm..okay. Schlaf jetzt erstmal. Gute Nacht!" Sie geht wieder raus und die Tür fällt hinter ihr ins Schloss.
"Gute Nacht Mom."

Riptideजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें