53. Tyler

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Als ich mich etwas beruhigt hatte, ging ich nach Hause. Meine Mutter sollte erst mal nichts davon mitbekommen. Nachdem sie mich gefragt hatte, wie mein Training war, habe ich ihr geantwortet, dass es ziemlich anstrengend war und ich schlafen gehe. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und alleine sein.

In meinem Zimmer angekommen, habe ich mich unter die Dusche gestellt. Das Bild erschien wieder vor meinem Auge und ich fing wieder an zu weinen. Der Druck in meiner Brust wurde immer größer. Nach einer Ewigkeit stieg ich aus der Dusche, zog mir eine Unterhose an und ging zurück in mein Zimmer. Eingekuschelt legte ich mich in mein Bett und wünschte Corey bei mir zu haben. Ich wünschte dass das alles nur ein Traum ist. Als ich schließlich einschlief und heute aufgewacht bin, wusste ich, dass es keiner war.

Es war alles Real. So wie ich mich gestern ins Bett gelegt habe, so bin ich eben aufgewacht. Die Nachricht und das Foto waren noch auf meinem Handy. Das Messer steckte immer noch in meiner Brust.

Langsam quäle ich mich aus meinem Bett und bin ganz wacklig auf den Beinen. Schule ist gerade das letzte was ich möchte, aber ich muss. Ich kann nicht wegen Corey meine Noten aufs Spiel setzen. Keine Ahnung wie ich ihm heute entgegen treten soll. Am besten gar nicht.

Ich ziehe mich an und mache mich fertig für die Schule. Die heute meine eigene persönliche Hölle sein wird.

"Hey Schatz! Ich habe Pfannkuchen gemacht. Mit Vanille, die du so gern magst!" entgegnet mir meine Mutter mit einer Pfanne in der Hand als ich nach unten in die Küche gehe. Sie schiebt drei Pfannkuchen auf einen Teller, der wohl für mich ist.

"Danke Mum." sage ich und setze mich. Meine Stimme ist etwas heißer. Wen wunderts.

"Alles okay? Du klingst krank! Geht es dir gut?" fragt sie besorgt und legt mir ihren Handrücken an die Stirn.

Mir geht es überhaupt nicht gut! Nichts ist okay. Gar nichts. Mein "Freund" fickt mit meiner ehemals Fake- Freundin. Scheiße gehts mir.

"Ja Mum. Alles gut." lüge ich sie an. Eigentlich will ich sie nicht anlügen, aber ich will ihr keine Sorgen bereiten. Meine Probleme muss ich selbst lösen.

Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zur Schule. Ich versuche ganz pünktlich die Schule zu betreten, um nicht vorher mit Corey reden zu müssen. Es klingelt und ich betrete die Klasse. Mein Blick schweift durch die Klasse, aber Corey ist nirgends zu sehen. Gott sei dank!

Ich lasse mich auf einen freien Stuhl fallen, der weit von Coreys entfernt ist. Kurz darauf kommt unser Lehrer und ich versuche mich auf Physik zu konzentrieren. Auf diese Elektroteilchen die sich verbinden. Plus und Minus. Die sich gegenseitig anziehen und perfekt zusammen passen. Aber es gibt viele Plus. Das Minus nimmt sich ein neues Plus, wenn es schwach wird.

Natürlich konnte ich mich nicht auf Physik konzentrieren. Wie denn auch?

Ziemlich sicher betrete ich nach der zweiten Pause wieder die Klasse. Deutsch. Als ich durch den Türrahmen trete, richtet sich mein Blick automatisch auf den braun haarigen Jungen mit den grünen Augen in die ich mich ständig verliere. Corey ist da. Das Messer in meiner Brust wurde gerade noch weiter in mein Fleisch gerammt.

In dem Moment dreht er sich in meine Richtung und mein Bauch kribbelt. Schnell wende ich den Blick ab und gehe nach hinten. Aber anstatt zu ihm zu gehen, setze ich mich auf den Platz, auf dem ich in Physik auch saß. Sein verwirrter und verletzter Blick tut mir so verdammt weh.

Auf meinem Platz, bemerke ich, dass Kiran neben mir sitzt. Na toll. Er lehnt sich zu mir herüber. "Na? Ärger im Paradies?" sagt er mit einem schiefen Grinsen und einem Stift zwischen seinen Zähnen.

"Geht dich einen Scheißdreck an!" fauche ich ihn an. Corey sieht kurz zu mir und dann wieder nach vorne, als unsere Lehrerin die Klasse betritt. Wie soll ich die restlichen Stunden überstehen, wenn Corey hier ist? Ich dachte er kommt heute nicht. Am liebsten würde ich wieder anfangen zu heulen, aber ich darf nicht so schwach sein.
So einfach bekommt er mich nicht kaputt.

RiptideWhere stories live. Discover now