14. Corey

4.7K 249 45
                                    

Ist das gerade sein Ernst? Zuerst erzählt er mir, dass sein Vater ihn nicht spielen lässt und dann läuft er einfach davon zu dieser Tusse? Früher hätte er alles getan um im Finale zu spielen. Fußball war alles für ihn.
Wir haben uns damals als Kinder in einem Fußballcamp kennengelernt. Der Typ war damals schon ein Profi. Alle Kinder aus dem Camp mochten ihn, aber er wurde mein bester Freund. Immer war er für mich da, so wie ich für ihn. 
Langsam jedoch, wird ihm seine Fake-Freundin wichtiger und sein Scheiß-Vater auch. Wir sehen uns außer der Schule und dem Training kaum noch. Wobei sich das gemeinsame Training auch bald erledigt hat, da sein Vater ihn bestimmt dazu bringt, Fußball aufzugeben. Das werde ich aber nicht zulassen.
Er wird Tyler seinen Traum nicht nehmen. Und mir wird er meinen besten Freund auch nicht nehmen.

Ohne groß zu überlegen, schnappe ich mir meinen Hausschlüssel und schlüpfe in meine Turnschuhe.
"Lola ich bin kurz weg!" rufe ich zu meiner Schwester, bekomme jedoch keine Antwort. Hm. Egal.
Laut lasse ich die Tür zufallen, damit sie das vielleicht hört.

Heute ist es nicht besonders schön. Die großen Wolken verdecken die Sonne und mir wird langsam kalt. An eine Jacke habe ich natürlich nicht gedacht. Der Weg bis zu Tylers Haus ist aber nicht so weit, trotzdem wäre ich froh, es stünde gleich nebenan.

Nach einer Weile kann ich das hellgraue Haus schon erkennen. Das Auto von seinem Dad steht vor der Tür, das heißt er ist zu Hause. Hoffe ich jedenfalls. Ich gehe die Auffahrt hinauf zur Tür und mein Blick fällt dabei auf das Fenster von Tylers Schlafzimmer. Vor zwei Wochen habe ich Steine darauf geworfen. Ich fand es lustig und hatte Schiss vor seinem Dad.
Jetzt stehe ich wieder hier, aber diesmal, muss ich mich seinem Vater stellen. An der Tür klingele ich und es dringen Glockenschläge durch die Tür. Ziemlich weihnachtlich für den Sommer.

Kurze Zeit später öffnet Tylers Dad die Tür.
"Tyler ist nicht zu Hause!" sagt er mit lauter Stimme und will die Tür wieder zumachen. Mit meiner Hand halte ich sie auf. "Ich weiß, ich möchte mit Ihnen reden."
Verwundert sieht er mich an und macht die Tür wieder auf.
Vorsichtig trete ich ein. Wow. Ich war schon lange nicht mehr hier. Hat sich aber nicht viel verändert. Immer noch die selben Designermöbelstücke wie früher.

"Was willst du jetzt?"
"Tyler hat mir erzählt dass sie ihn nicht zum Spiel fahren lassen und ich wollte ihre Meinung ändern." Selbstbewusst wie möglich, stehe ich vor ihm, aber er ist wie eine Mauer, die alles abprallen lässt.
"Er wird nicht fahren!" schreit er mich an.
"Das ist sein Traum! Er lebt für Fußball!" entgegne ich ihm laut.
Er tritt zurück und stützt sich auf den Thresen.
"Das ist kein Traum, sondern nur Zeitverschwendung! Er wird studieren und ein tolles Leben führen. Gebildet, klug und mit seiner Familie!" Tylers Dad sieht mich wütend an. Sein Kopf ist hochrot und langsam bekomme ich Angst vor ihm. Diese Idee mit ihm zu reden war glaube ich nicht so gut.

"Was für eine Familie?!"
"Na seine. Estelle und er. Vielleicht haben die zwei auch mal Kinder!"
Niemals. Er wird mit dieser Frau bestimmt keine Kinder zeugen. Das lasse ich nicht zu.

"Er liebt sie doch nichtmal!" schreie ich heraus. Mir platzt gleich der Kragen.
Seine Miene verfinstert sich. "Natürlich tut er das! Wieso sollte er nicht auf ein gebildetes, wunderschönes, junges Mädchen wie sie stehen?!" Verdammt nochmal.

"Weil ihr Sohn schwul ist!" platzt es aus mir heraus. Sofort halte ich mir meine Hand vor den Mund. Scheiße. Nein.

Den Blick den Tylers Dad aufsetzt, kann ich nicht deuten. "Raus!" schreit er und deutet mit seinem Finger auf die Tür "Sofort raus! Komm nie wieder und erzähle so einen Dreck über meine Familie!"

Sofort renne ich zur Tür und nach draußen. Was hab ich nur getan? Ich wollte ihm die Wahrheit nicht sagen. Es ist mir rausgerutscht. Der Kerl hat mich so wütend gemacht und ich hatte keine Kontrolle mehr.
Tyler wird ausrasten wenn er das erfährt.

RiptideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt