60. Corey

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3 Wochen später

Auf dem Weg zu Tyler fahre ich mir nochmal durch meine gestylten Haare. Da es ziemlich kühl ist, habe ich mir eine schwarze Lederjacke angezogen und dazu schwarze Jeans.

Bei dem Haus angekommen, fällt mein Blick sofort auf Tylers Zimmerfenster. Das Licht brennt und ein Schatten verrät mir, dass er da drinnen ist. Unwillkürlich denke ich an das eine Mal, als ich ihn ebenfalls für die Party abgeholt habe.

Vom Boden sammele ich ein paar Kieselsteine auf die ich dann gezielt auf das Fenster werfe. Der erste fliegt daneben, aber der zweite trifft. Dann werfe ich noch einen. Und noch einen.

Anschließend sehe ich Tyler der ans Fenster kommt und es öffnet. Diesmal treffe ich ihn nicht fast am Kopf.

Schnell knie ich mich hin und sage mit gekünstelter Stimme: "Julia, oh Julia-"
Sofort unterbricht mich Tyler. "RAPUNZEL lässt ihr Haar herunter! Rapunzel, nicht Julia. Merk dir das doch." Tyler lacht und lehnt sich ans Fenster.

"Ja das weiß ich mittlerweile und ich wollte das auch garnicht sagen." Ich stehe auf und klopfe mir den Dreck von dem Knie. "Denn ich weiß dass Romeo nicht Rapunzel, sondern Julia liebt."

Auf Tylers Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. "Ich liebe dich auch du Romantiker. Kenn ich garnicht so von dir!"

"So und jetzt komm runter Prinzessin, sonst kommen wir zu spät zur Party." Ich tippe spielerisch auf mein leeres Handgelenk, so als ob ich eine Uhr tragen würde.
Tyler schüttelt den Kopf. "Zu so einer Party kann man nicht zu spät kommen." Dann schließt er das Fenster und das Licht geht aus. Kurz darauf kommt er in Jeansjacke und Shirt aus dem Haus. Seine Hose passt sich seinen Beinen perfekt an und ich beiße mir auf die Lippe.

Er kommt auf mich zu und küsst mich wild. Seine Zunge gleitet in meinen Mund und seine Hand fährt mir durch die Haare. Ich lasse meine Hände zu seinem Arsch wandern und drücke leicht zu. Er stöhnt kurz in meinen Mund und löst sich dann von mir. "Zuerst die Party, dann das Vergnügen." flüstert Tyler mit einem schiefen Grinsen, immernoch nah an meinem Gesicht.

Mit Geduld hab ichs ja eigentlich nicht so, aber nagut. Wenn er es so will, dann soll es so sein.

Wir machen uns auf den Weg zur Party von Jason. Sie findet wieder beim Haus seiner Eltern am See statt. Er will unseren Sieg gegen Eastcoast feiern und hat wieder jede Menge Leute eingeladen.

Vor dem Haus kotzen schon die ersten Leute in die Büsche und ein paar leere Flaschen stehen auf der Veranda.
Beim Eintreten schwingt uns laute Eloktromusik entgegen. Uns werden sofort Bierflaschen in die Hände gedrückt und wir gehen erstmal Richtung Wohnzimmer.

Dort sitzen auf dem Boden um eine Flasche herum ein paar unserer Klassenkameraden. Sie sind gerade am Flaschendrehen.

"Heeey Turteltäubchen!" Brüllt Liam vom Boden und klopft neben sich, wo eine Lücke ist. "Setzt euch doch und spielt mit uns ne Runde!"

Tyler und ich tauschen Blicke und setzen uns dann. Ja solche kindischen Spiele können ziemlich lustig sein, aber manchmal auch nicht. Trotzdem verdanke ich diesem Spiel praktisch die Liebe meines Lebens. Wenn ich Tyler aufgrund dieses Spiels nicht geküsst hätte, hätte ich vermutlich keine Gefühle für ihn entwickelt. 

Erst jetzt fällt mir auf, dass auch Kiran in der Runde sitzt. Na das kann ja heiter werden.
Nach ein paar peinlichen Geständnissen und peinlichen Pflichtaufgaben, dreht sich die Flasche zu Tyler. Er wählt Wahrheit. Natürlich grinst mich Kiran sofort schief und provokant an und ich verziehe das Gesicht. Mit Blicken bitte ich ihn das nicht zu tun. Ich weiß ganz genau dass er ihm jetzt irgendeine Scheißfrage stellen wird. Tyler ist immer noch verletzlich. Er kann mit Beleidigungen und Provokationen nicht gut umgehen.

"Ich stelle ihm eine Frage!" meldet sich Kiran zu Wort und sofort versuche ich ihn mit meinem Blick zu töten." Also, da du ja Schwul bist, und mit Murray zusammen bist, fickt ihr doch sicherlich..."
Ich merke wie sich Tyler verspannt und Kiran mit zusammengezogenen Augenbrauen ansieht. Ich nehme seine Hand und drücke sie leicht, damit er sich entspannt.

"..aber schließlich kann ja nur einer ficken. Der andere...wird ja gefickt wie ne Schlampe. Deswegen lautet meine Frage: Bist du Aktiv oder Passiv?" Am liebsten würde ich Kiran das dämliche Grinsen aus dem Gesicht schlagen. So ein kranker Typ. Er kann es einfach nicht lassen, Tyler so blöd darzustellen.

Tylers Kiefer spannt sich an und sein Blick ist eisern, aber was dann aus seinem Mund kommt, hätte ich niemals erwartet.
"Oh ja! Wir treibens natürlich und das auch nicht zu selten." Er sieht kurz zu mir und zwinkert mir zu, ehe er sich wieder an Kiran wendet. "Und meine Antwort auf deine Frage lautet Passiv. Ich bin es der gefickt wird wie eine Schlampe."

Mein Mund steht offen und auch der von Kiran. So kenne ich ihn garnicht. So offen und so direkt. Sonst hat er sich immer einschüchtern lassen, aber diesmal nicht. Mit Mühe muss ich mir ein Lachen verkneifen.
Hab ich schonmal gesagt dass ich meinen Freund liebe?

Kiran hat dem ganzen nichts hinzuzufügen und auch keiner von den anderen. Tyler lächelt stolz und dreht dann die Flasche. Nun zeigt sie auf mich und Tyler drückt meine Hand, die immernoch in seiner liegt.
Nach kurzem überlegen entscheide ich mich für Pflicht. Mein Freund wirft gleich in die Runde, dass er mir eine Aufgabe stellt. Ziemlich überrascht und gespannt warte ich auf seine Aufgabe.

"Küss mich." ist das Einzige was er sagt. Ich sehe ihn an und er grinst. Früher mochte er es nicht, wenn ich ihn in der Öffentlichkeit geküsst habe oder wir auch nur Händchen gehalten haben. Es war ihm unangenehm. Jetzt wo sein Vater nicht mehr da ist, ist er anders. Er steht nicht mehr so unter Druck und fühlt sich nicht gleich verurteilt oder angegriffen. Er akzeptiert sich.

Nach einem kleinen Nicken von ihm, lege ich ihm meine Hände an die Wangen. Die Leute um uns herum blende ich aus. Es gibt nur ihn und mich.
Langsam ziehe ich ihn an mich und drücke meine Lippen auf seine. Er schlingt seine Hände um mich und zieht mich noch näher zu sich. Der leidenschafliche Kuss erinnert mich wieder an unseren Ersten.

Wir waren sogar auf Jasons Party hier. Der Kuss hat ein Gefühlschaos in mir ausgelöst, für das ich mittlerweile dankbar bin. Jetzt bin ich ebenfalls dankbar, da ich weiß dass dieser Kuss nicht nur wegen eines Spiels ist.
Genau so hat alles angefangen, aber ich weiß, dass es so noch nicht enden wird.

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RiptideWhere stories live. Discover now