30. Corey

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Nachdem Tyler gegangen ist, habe ich mich geduscht und mir nur Jeans angezogen. Da ich sowieso nichts vorhabe, habe ich beschlossen zu Tylers Eltern zu gehen. Ich muss diese Scheiße die ich gebaut habe, wieder in Ordnung bringen.

Vorher gehe ich noch in die Küche um zu Frühstücken. Dad ist vermutlich schon arbeiten und Lola ist in der Schule, also bin ich allein Zuhause. Ich stelle eine Pfanne auf den Herd und gieße etwas Öl hinein. Dann hole ich mir drei Eier aus dem Kühlschrank und schlage sie in die heiße Pfanne.

Plötzlich piept mein Handy in meiner Hosentasche und ich sehe drauf. Tyler hat mir eine Bild geschickt mit dem Text Oh Mann, du verpasst was!

Das Bild ist leicht verschwommen aber ich erkenne trotzdem, dass zwei Typen darauf zu sehen sind, die sich prügeln. Kann sein dass ich sie kenne, oder auch nicht. Naja so wie das aussieht, sieht der Kerl auf dem Boden später schlimmer aus als ich. Instinktiv sehe ich auf meinen Bauch. Der Bluterguss ist gelblich und man sieht ihn kaum mehr, trotzdem tut er manchmal noch weh. Mein Gesicht ist auch wieder ziemlich in Ordnung, außer meine Lippe. Die Wunde ist wieder aufgebrochen, also dauert es wieder, bis sie verheilt ist.

Jetzt nehme ich mein Handy und mache ein Foto von mir während ich die Eier rühre, die bereits angebrannt sind. Sofort sende ich ihm das Foto und schreibe dazu Du auch!

Schnell rühre ich die Eier nochmal um und nehme sie vom Herd. Dann setze ich mich und esse. Als ich fertig bin, ziehe ich mir ein weißes Shirt an, schnappe mir Handy und Schlüssel und gehe aus dem Haus.

Auf dem Weg checke ich mehrmals mein Handy. Tyler hat das Foto gesehen, aber hat mir nicht geantwortet. Als ich am Haus der Allisters ankomme, stecke ich es zurück in meine Hosentasche.

Bevor ich klingele atme ich tief ein. Dann drücke ich auf den Knopf und eine mir nur allzu bekannte Melodie dringt aus dem Haus. Dann höre ich auch schon ein Klackern von hohen Schuhen hinter der Tür. Mrs Allister öffnet die Tür und ihrem Blick zufolge ist sie nicht sehr begeistert von meinem Anblick.

"Corey." sagt sie mit erhobenen Kopf. "Was machst du denn hier?" Sie hält die Tür, die nicht mal ganz geöffnet ist, noch immer fest.

"Guten Morgen Mrs Allister. Könnte ich vielleicht kurz reinkommen und mit ihnen und ihrem Mann über Tyler sprechen?" Ich schlucke hart und sehe auf den Boden.

Tylers Mum sieht mich verzweifelt an und macht die Tür ganz auf. Dann deutet sie mir reinzukommen und ich trete durch die Tür.

"Richard ist nicht zu Hause." sagt sie und bittet mich in das Esszimmer. Irgendwie bin ich froh darüber. Tylers Dad konnte mich noch nie leiden und ich ihn auch nicht. Deswegen ist es wahrscheinlich besser nur mit seiner Mutter zu sprechen. Sie bietet mir ein Glas Wasser an und setzt sich neben mir an den Tisch. Sie verschränkt ihre Finger auf dem Tisch und schlägt ein Bein übers andere.

Da ich nicht weiß, wie ich anfangen soll, beiße ich mir auf die Lippe und bereue es sofort, da ich mir auf meine Wunde beiße und es höllisch brennt.

"Wo ist Tyler?" fragt Tylers Mum etwas besorgt und sieht mir tiefer in die Augen. Sieht aus als mache sie sich wirklich Sorgen um ihn.

"Bei mir." antworte ich knapp und weiche ihrem Blick aus.

"G-Geht es ihm gut?" Sie stellt beide Füße fest auf den Boden. Gut? Er hat kein Zuhause mehr und auch keine Eltern die sich um ihn kümmern. Natürlich gehts ihm nicht gut!

"Um ehrlich zu sein. Nein." Mein Mund ist trocken und ich nehme einen Schluck von dem Wasser. "Momentan scheint es ihm besser zu gehen, aber ich weiß dass er es nach außen hin verbirgt."

In Mrs Allisters Augen bilden sich Tränen. Noch nie habe ich sie weinen gesehen, aber das zeigt nur, dass sie sich wirklich Sorgen um ihren Sohn macht und sich schuldig fühlt. "Oh Gott. Es tut mir so leid."

Sie steht auf und holt sich ein Taschentuch um ihre Augen zu trocknen. "Ich wollte ihn nie rauswerfen, aber mein Mann hat nicht auf mich gehört. Wir haben uns gestritten nachdem Tyler gegangen ist. Immer wieder habe ich ihm gesagt dass es okay ist, wenn unser Sohn homosexuell ist. Ich meine, er ist doch unser Sohn!" Sie beginnt heftig zu Schluchzen und ich weiß nicht was ich machen soll. Sie wirkt so verletzt und ich merke, dass sie kein Wort mehr rausbringt, also übernehme ich das reden.

"Sagen sie es ihm. Sagen sie Tyler dass sie nichts gegen seine Homosexualität haben. Auch wenn ihn das noch nicht wieder zurück zu ihnen bringt, aber es würde ihm so verdammt viel bedeuten, zu wissen, dass wenigstens seine Mutter zu ihm steht." platzt es mir heraus und sie hört auf zu Schluchzen. Mit einem Lächeln versuche ich sie davon zu überzeugen.

Jetzt stehe ich auf und gehe zu ihr, wo sie an dem Rahmen zur Küche lehnt. "Bitte reden sie mit ihm. Er ist ihr Sohn, machen sie es ihm zuliebe. Bitte."

RiptideWhere stories live. Discover now