13. Tyler

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"Bitte was?!" schreie ich wütend meinem Vater zurück.
"Du hast mich schon verstanden." Er kommt mir näher. "Du wirst am Wochenende nicht mit zu diesem Spiel fahren!"
"Aber das ist das Finale! Wir können gewinnen! Mein Team braucht mich!" fahre ich ihn an. Er setzt sich auf den Hocker am Thresen und hält sich die Hand an die Stirn.

"Die brauchen dich nicht.
Du hingegen brauchst eine vernünftige Zukunft."
Eine Zukunft als Professineller Fußballspieler ist vernünftig. Es ist mein Traum. Wieso kann er das nicht verstehen?

"Mum? Sag doch auch mal was!"
Sie steht nur da und beobachtet die Scheiße.
"Ach Schätzchen.." Dann kommt sie auf mich zu und will mich umarmen, aber ich trete zurück.
"Dein Vater hat recht. Sieh es ein, zu studieren ist viel vernünftiger!" sagt sie mit sanfter Stimme und stellt sich hinter meinen Vater.
War ja klar, dass sie zu Dad hält, anstatt zu mir. Das tut sie immer.

Stille breitet sich aus. Nachdem ich mich einigermaßen gefangen habe, zerknülle ich die Einverständniserklärung für das Spiel, das meine Eltern unterschreiben sollten, und werfe es den beiden vor die Füße. Mit geballten Fäusten laufe ich raus und schlage die Tür hinter mir zu. Der Knall ist so laut, dass ich dachte, dass das Glas, das in die Tür eingelassen ist, zerspringen würde. Wie mein Traum.

Nun haste ich die Treppen zu Coreys Haus hoch. Hoffentlich ist er da. Ich habe ihm vorher nicht geschrieben, wie sonst immer.
Nach den zweiten Mal klingeln, öffnet seine Schwester die Tür. Ihre Haare sind zu zwei Zöpfen gebunden, so wie bei Pippi Langstrumpf, nur, dass ihre brünett waren, so wie Coreys.
"Tyler? Lang nicht mehr gesehen." begrüßt sie mich lächelnd. Sie war mal in mich verknallt, hat mir Corey jedenfalls erzählt.
"Ja gleichfalls. Ist Corey da?" antworte ich ihr.
Spielerisch verdreht sie die Augen und bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich reinkommen soll.

"Corey?!" schreit sie mit ihrer hohen Stimme die Treppe rauf. "Dein super attraktiver Freund ist da!"
Mein Blick schnellt zu ihr und sie lächelt mich nur an und zuckt mit den Schultern.

"Wann checkst du endlich dass er ne Freundin hat und nicht an dir interessiert ist Lola?" schreit er zurück.
Die hatte ich, allerdings. Estelle hatte uns ja offiziell zu einem Pärchen gemacht.

Corey kommt langsam die Treppe runter. Oberkörperfrei. Unwillkürlich beiße ich mir auf die Unterlippe. Er sieht verdammt heiß aus. Seine Bauchmuskelkonturen lassen ihn muskulös wirken. Was er auch ist, seinen kräftigen Armen zufolge.
Unter seiner linken Brust befindet sich tatsächlich ein Tattoo. Mir war es vorher schonmal aufgefallen, trotzdem kann er das noch nicht lange haben. Was es ist kann ich auch nicht erkennen.

Lola räuspert sich. Ich blinzele und Corey steht mit fragendem Blick vor mir. Oh.
Sie hat mich beim starren erwischt. Er mich auch.

Corey gibt seiner Schwester einen warnenden Blick und sie verlässt ohne ein Wort das Wohnzimmer.

"Also was gibts?" fragt er mich während er sich ein schwarzes Shirt überzieht. Wo hat er das denn jetzt her?

"Ich darf nicht mit zum Finalspiel." Mit enttäuschter Miene setze ich mich auf die hellbraune Caoch. Corey steht da und sagt nichts. Dann setzt er sich mit offenem Mund neben mich.
"Wie meinst du, du darfst nicht mit?"
In seinen Augen spiegelt sich Verwunderung wieder.

Einmal hole ich tief Luft und antworte ihm: "Mein Vater erlaubt es mir nicht und meine Mutter ist wie immer auf seiner Seite."

"Das tut mir leid. Dein Vater ist so ein Arsch. Wir können ohne dich nicht spielen! Wir brauchen dich!" Wütend steht er auf und läuft vor mir hin und her. Er ist fast noch aufgebrachter als ich es bin.

Mann, ich könnte meinem Vater eine reinhauen dafür. Sogar Corey ist jetzt wütend auf ihn und ich habe auch keinen Plan was ich machen soll.
Sieht so aus, als ob ich den Willen meines Vaters entgegenkommen muss. Das Studium und der ganze Dreck. Mir bleibt bald nichts andres mehr übrig. Gegen ihn kann ich mich nicht durchsetzen.

"Wir schaffen es irgendwie deinen Vater zu überreden." sagt Corey. Er sitzt wieder neben mir und legt seine Hand auf meinen Rücken. Die Haut darunter beginnt wieder zu Prickeln.

Jedoch wird es durch das Vibrieren meines Handys gestört. Eine Nachricht von Estelle.
Wo bleibst du?

Oh fuck. Das habe ich ganz vergessen. Ich war mit Estelle zum Essen verabredet.
Meine Finger fliegen über die Tastatur.
Sorry, bin auf dem Weg!

"Hey ähm, danke fürs zuhören. Ich muss los zu Estelle.
Wegen dem Spiel keine Sorge, ihr schafft das auch ohne mich." erkläre ich Corey und stehe auf.

"Bist du dir sicher? Das ist dein Traum. Dein Leben, nicht das deines Dads." Sein Blick durchbohrt mich regelrecht. Seine grünen Augen sind so wunderschön. Schnell nicke ich.
Es ist mein Traum und mein Leben aber was soll ich denn machen? Mein Vater hat eben viel Einfluss darauf.

RiptideWhere stories live. Discover now