28. Corey

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Ein lautes Klingeln reißt mich aus meinem Schlaf. Genervt stöhne ich. Langsam öffne ich meine Augen und sehe gerade, wie Tyler, der neben mir liegt, auf sein Handy tippt und das nervige Geräusch aufhört.
"Wie spät ist es?" frage ich.
Sein hübsches Gesicht dreht sich zu mir. "Zehn vor halb acht."

Wieder stöhne ich. Dann fasst Tyler unter die Bettdecke und nimmt meine Hand von seinem Bauch. Ich habe garnicht bemerkt, dass ich ihn festgehalten habe. "Was machst du?"
"Wir haben Schule."
Tyler will aufstehen, aber ich halte ihn fest. Ich geh nicht zur Schule, also muss er auch nicht.

"Nein! Bleib da." Mit aller Kraft versuche ich ihn wieder zurück zu mir ins Bett zu bekommen. Okay, das hört sich merkwürdiger an, als es ist.
Als ich es geschafft habe, dass er auf der Bettkante sitzt, entkommt mir ein Grinsen.
Seine Haare sind verwuschelt und er fährt sich mit der Hand darüber.

"Ich muss aber. Die Schule hat erst wieder angefangen und ich kann nicht jetzt schon fehlen."

Tyler war immer der vernünftigere. Er ist immer brav zur Schule gegangen und hat schön Hausaufgaben gemacht, die ich dann bei ihm abgeschrieben habe.
Ich war eher immer der Das-Leben-ist-zu-kurz-für-Schule Typ.

Da ich weiß, dass er geht, egal was ich mache, nicke ich ihm einfach nur zu.
Dann steht er auf, nimmt Klamotten aus seiner Tasche und geht duschen.

Irgendwie erinnert mich das an das eine Mal bei ihm. Nach der Party. Dort sind wir auch nebeneinander aufgewacht. Im selben Bett. Oh mann.

Gestern habe ich geweint. Normalerweise heule ich nicht so schnell, aber bei der Erinnerung an meine Mutter sind die Dämme einfach gebrochen.
Tyler hat es glaube ich bemerkt und sich zu mir gelegt. Er hat kein Wort darüber verloren, er hat einfach nur geschwiegen und mir dann eine Träne von der Wange gewischt.

So wie ich es getan habe, hat er mir einen Kuss auf die Stirn gegeben und mir gesagt, dass alles gut ist.
In dem Moment hätte ich nochmal heulen können, aber vor Freude einen so tollen Menschen wie Tyler zu haben.

Nach ein paar Minuten kommt er wieder in mein Zimmer. Fertig angezogen.
Diesmal trägt er ein offenes, kariertes Hemd über einem grauen Shirt und eine schwarze Jeans mit aufgescheuerten Knien. Während ich noch fast Nackt im Bett liege, packt er sein Schulzeug in einen Rucksack und will sich auf den Weg machen.

Als er bereits durch die Tür ist, rufe ich ihm hinterher. "Warte!"
Tyler dreht sich nochmal um und steht jetzt im Türrahmen.
Ich steige aus dem Bett und streife mir eine knielange Jogginghose über.

Dann gehe ich auf Tyler zu. "Danke." sage ich leise und sehe ihm dabei in seine haselnussbraunen Augen. Sie blitzen kurz auf. Dann lächelt er. "Danke für gestern."

Unwillkürlich berühre ich wieder mein Tattoo und sehe es an. Tyler tut das ebenfalls. "Kein Problem. Du weißt dass du immer auf mich zählen kannst." Jetzt sieht er mir tief in die Augen und ich beiße mir auf die Lippe. Ziemlich sicher dass er das bemerkt hat, aber bei seinem Anblick geht das nicht anders.
Ich nicke.

"Ich muss jetzt los." Tyler dreht sich um und geht aus der Tür. Bevor er an der Treppe angekommen ist ruft er mir noch zu: "Achja und hör auf dich immer zu bedanken!" Schnell verschwindet er aus dem Haus und lässt mich mit einem riesen Grinser und verdammt wildem Herzpochen zurück.

RiptideWhere stories live. Discover now