26. Corey

4.8K 246 23
                                    

Tylers Gesicht vergräbt sich in meiner Schulter. Er ist ein bisschen kleiner als ich. Meine Hand ist in seinen weichen, blonden Haaren. Ich atme seinen süßen Duft ein.
Mir wird plötzlich so warm ums Herz. Sein Oberkörper drückt sich an meinen und unsere Herzen schlagen im selben Rhytmus.

"Corey? Tyler? Kommt ihr essen?" ruft mein Vater von unten.
Tylers Blick fährt hoch und macht ein paar Schritte rückwärts. Sofort wird mir wieder kalt.

"Ja Dad. Wir kommen gleich!" antworte ich ihm ohne zu wissen, ob er überhaupt gehört hat.
Tyler zieht sich das Shirt über, das ich ihm gegeben habe. Es ist dunkelblau und vorne steht F*ck you drauf.
Ach, das hab ich von meiner Schwester geschenkt bekommen als ich 16 wurde. Ich hatte es ziemlich oft an.

Und ich habe mich natürlich dafür bei meiner Schwester revanchiert und ihr dafür ein Top gekauft. Auf dem steht Lick me und daneben ein roter Lollipop. Dafür kassierte ich einen Tritt ins Schienbein.
Geschwisterliebe.

"Lass uns nach unten gehen!" meint Tyler und drückt mir mein Shirt an die Brust und ich nehme es und ziehe es über.
Als wir durch die Zimmertür treten, dreht sich Tyler nochmal zu mir um.
"Danke Corey" flüstert er. Ich lächle und schlage ihm leicht gegen die Schulter, dann gehen wir ins Esszimmer.

"Da seit ihr ja endlich. Ich hatte schon Angst, dass das Essen, das Lola gekocht hat, kalt wird." sagt mein Vater sarkastisch und lacht. Er schenkt sich gerade ein Glas Saft ein.

"Achtung! " ruft Lola plötzlich hinter uns. "Heiß!" Sie zwängt sich zwischen uns durch. In ihren Händen, die in Topflappen stecken, hält sie eine Pfanne, die sie jetzt auf den Tisch stellt.
Der Duft von Angebranntem steigt mir in die Nase und ich rümpfe sie.
Lola bemerkt das und stemmt die Hände in die Hüften.

"Es riecht gut, Corey! Diesmal habe ich es nicht verbrannt. Der Gestank kommt vom Topflappen. Der ist verbrannt." Lola hält dir rechte Hand hoch und tatsächlich ist er schwarz und ein kleines Loch ist eingebrannt.
Sowie Tyler kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
"Der wievielte ist das schon?" spielerisch tue ich so als würde ich nachdenken und mit meinen Fingern zählen. Dafür ernte ich einen wütenden Blick von ihr.

"Jetzt hört auf und setzt euch endlich!" unterbricht uns unser Vater.
Ich nehme gegenüber von Dad platz und Tyler lässt sich neben mir nieder.
Lola nimmt den Deckel von der Pfanne und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Mhh.

Lola hat eine Gemüsepfanne mit Reis gekocht und sie sieht verdammt lecker aus. Natürlich sage ich ihr das nicht. Wieso auch?

Jeder nimmt sich etwas und wir essen.
"Und wie schmeckt es?" fragt Lola in die Runde.
Sofort melde ich mich zu Wort. "Naja, immerhin nicht verbrannt oder?"
Wieder lache ich und Lola streckt mir ihre Zunge entgegen. Sie hat Glück das Dad es nicht sieht. Er kann sowas überhaupt nicht leiden.

"Also mir schmeckt es sehr gut, Lola!" meint Tyler und schaufelt sich noch eine große Gabel in den Mund.

"Danke Tyler. Also wenn ich so nachdenke, hätte ich viel lieber dich als Bruder." antwortet Lola und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Nimm dir ein Beispiel an ihm." Wenn sie meint.

Als wir fertig sind, bietet Tyler an, Lola beim abräumen zu helfen. Sie findet das natürlich super und nimmt die Hilfe an. Sie hat ihn schließlich lieber als mich.

Währenddessen unterhalte ich mich auf dem Sofa mit meinem Vater.
"Also Tylers Eltern.." fängt er an.
Mit einer Handgeste unterbreche ich ihn. "Hör zu. Ich werde mit Tyler reden und mit seinen Eltern. Ich mach das schon. Im Notfall hole ich dich dazu." Er sieht mich besorgt an. Wundert mich nicht.

Er hat jetzt noch eine Person mehr im Haus, die auch noch Zuhause rausgeschmissen wurde. So einfach geht das nicht. Wir müssen eine Lösung finden. Wir müssen mit seinen Eltern reden.
Ich muss mit seinen Eltern reden.

RiptideWhere stories live. Discover now