27. Tyler

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Während ich Lola beim einräumen von dem Geschirr helfe, durchlöchert sie mich mit Fragen.
"Du stehst also auf Jungs?" fragt sie mich etwas unsicher.

"Jap." antworte ich. Irgendwie habe ich überhaupt kein Problem damit, mit ihr darüber zu reden. Es tut gut.

"Schade." meint sie, während sie das Besteck in die Spülmaschine gibt. "Stehst du momentan auf jemanden?"
Lola ist wirklich neugierig. Eigentlich muss ich ihr das nicht alles erzählen.
"Nein." wende ich schnell ein und verräume die letzten Teller.

"Bevorzugst du einen bestimmten Typ? Groß? Klein? Dunkelhaarig?"
Wir sind fertig und sie stellt die Spülmaschine an. Dann sieht sie mich erwartungsvoll an. Als nächstes fragt sie mich dann bestimmt ob ich heiraten will oder ob ich Kinder haben möchte.
"Naja.." Ich lehne mich gegen die Küchentheke. "Eigentlich nicht. Darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht."
Ganz stimmt das nicht. Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Wer tut das nicht? Ich stehe auf einen bestimmten Typ, aber alles muss sie auch nicht wissen.

Sie nickt und blickt sich um.
"Wäre mein Bruder dein Typ?" fragt sie mich ziemlich schnell, sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich richtig gehört habe. Lola sieht mich mit großen Augen an.
Ja.
Er ist wirklich süß. Und heiß. Ich stehe ja sowieso eher auf dunkelhaarige. Küssen kann er auch wirklich gut.
Absolut ja.
"Ähm.." stottere ich und beiße mir auf die Lippe.

"Lola! Seit ihr fertig?" ruft plötzlich ihr Vater aus dem Wohnzimmer.
Puh. Das hier wurde mir schon ziemlich unangenehm
"Ja Dad." Lola geht ins Wohnzimmer und ich folge ihr.

Nach zwei Stunden gehe ich mit Corey hoch in sein Zimmer.
Er bereitet auf dem Boden ein Bett vor. Sein Zimmer ist nicht so groß und er hat auch kein großes Sofa.
Während ich auf seinem Bett sitze wirft er Bettzeug auf die Matratze am Boden.

"Bist du schon aufgeregt wegen dem Wochenende?" frage ich Corey und spiele mit seiner blauen Bettdecke.
Aprupt hört er auf und sieht mich verwundert an. "Wegen was?"

"Das Finale. Gegen Twinbrook." antworte ich vorischtig. Es scheint als habe er es vergessen. Nehm ich ihm nicht übel nach diesen Tagen.

"Achso. Naja." Corey zieht sein Shirt hoch, so dass ich seinen Bauch mit dem Fleck sehen kann, auf dem sich trotzdem Muskeln abzeichnen. Er riskiert einen Blick darauf.
"Der Coach wird mich so nicht spielen lassen."
Dann lässt er sein Shirt wieder runter.

Na toll. Jetzt bin ich auch noch schuld dass er nicht spielen kann. Fuck.
"Corey es-"
"Nein!" unterbricht er mich. "Wage es nicht dich erneut zu entschuldigen."
Na gut. Ich tue was er sagt und entschuldige mich nicht. Trotzdem tut es mir leid.
Mein Schweigen entlockt ihm ein Lächeln. Ein verführerisches Lächeln.

"So, du darfst in meinem Bett schlafen. Da ich damals in deinem schlafen durfte." sagt Corey und setzt sich auf das "Bett" auf dem Boden.
Kommt nicht infrage.
"Nein. Das passt schon. Schlaf in deinem Bett. Es ist schon genug, dass ich eine Zeit hier wohnen darf."
Sofort ziehe ich ihn hoch und setze mich auf seinen Platz. "Und du bist verletzt." Wegen mir.

Er grinst. Mann, wieso sieht das bei ihm immer so heiß aus?
Um ihm zu zeigen, dass es mir nichts ausmacht, ziehe ich mich bis auf die Boxershorts aus und lege mich hin.
Aus dem Augenwinkel sehe ich wie er sich ebenfalls auszieht.
Unwillkürlich sehe ich ihn an. Sogar sein Rücken ist durchtrainiert.

Als er sich in meine Richtung umdreht, treffen sich unsere Blicke.
Seine Augen leuchten und ich beiße mir auf die Lippe.
Dann wandert mein Blick zu seinem Tattoo. "Was bedeutet es?" frage ich ihn und stütze meinen Kopf auf die Hand. Ich weiß dass es nur sein Vater und seine Schwester wissen, aber vielleicht sagt er es mir auch endlich.
Er sieht auf das schwarze Zeichen unter seiner Brust und schluckt hart.
Plötzlich ist jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen und seine Augen wirken leer.

"Das ist der letzte Herzschlag meiner Mutter." Instinktiv berührt er das Tattoo mit seinen Fingern.
Jetzt erkenne ich es auch und es tut mir leid ihn gefragt zu haben.
"Tut mir leid." sage ich schnell und er nickt nur. Seine Mutter ist an Krebs gestorben und ich Idiot erinnere ihn wieder daran. Immer mehr Verletzungen. Wegen mir.

Corey atmet tief ein und aus. Dann legt er sich in sein Bett und dreht das Licht ab.
Er sagt nichts mehr, aber ich höre ihn nach kurzer Zeit schluchzen. Ich bin mir ziemlich sicher dass er weint.
Ein Teil von mir will zu ihm gehen und ihm einen Kuss auf die Stirn geben, so wie er es bei mir getan hat, aber ein Teil sagt, ich soll hierbleiben.

Da es mir in der Brust schmerzt, diese Laute von ihm zu hören, kann ich nicht schlafen. Also entscheide ich mich für die erste Option.
Vorsichtig stehe ich auf und taste mich zu seinem Bett. Glücklicherweise laufe ich nirgends dagegen.
Als ich es erreicht habe, ziehe ich die Decke beiseite und lege mich zu ihm. So seltsam es auch ist, es ist mir so egal. Ich brauche seine Nähe und er braucht mich.
  Corey ist wach, aber er reagiert nicht.

Mit dem Gesicht zu seinem gewandt, decke ich mich zu. Sofort spüre ich seine Wärme. Als er mich nicht wegstößt oder ähnliches, lege ich meinen Arm um ihn. Das Mondlicht scheint ein kleines bisschen auf seine Wange und ich sehe dass sie nass sind.

Anschließend wische ich ihm mit dem Daumen darüber, gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und flüstere: "Es ist alles gut."

RiptideOn viuen les histories. Descobreix ara