19. Tyler

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In dem nobel eigerichteten Bad, wasche ich mir das Blut von den Händen. Das Wasser färbt sich blassrosa und alles spielt sich nochmal in meinem Kopf ab.

Corey der auf dem Weg zur Tür ist. Dann hat er mich bemerkt und sich umgedreht. In dem Moment konnte ich nicht anders und habe ihm meine  Faust ins Gesicht gerammt. Dann konnte ich nicht aufhören. Meine Wut auf ihn war so groß. Er war der einzige der mein Geheimnis kannte und er hat mich verraten. Mein bester Freund.

Ich merke wie sich meine Augen wieder mit Tränen füllen und betrachte mich im Spiegel über dem Waschbecken. Meine Augen sind rot und auf meiner Wange ist etwas Blut. Sofort sehe ich Coreys zerschrammtes Gesicht vor mir.
Schnell wende ich den Blick ab,  wasche mir mein Gesicht mit kaltem Wasser ab und gehe dann zu Estelle ins Wohnzimmer

Sie sitzt in einer kurzen Pyjamahose und einem Top auf dem Sofa.
"Bist du alleine zu Hause?" frage ich Estelle während ich mich zu ihr setze, mit einem Abstand von mindestens einem Meter, da ich nicht weiß, wie wir zueinander stehen. Vielleicht hasst sie mich, oder schlimmer, sie hat Angst vor mir.

"Meine Eltern sind auf Geschäftsreise."
Bei dem Wort Eltern zieht sich mir der Magen zusammen.
Meine Eltern hassen mich.
Sie haben mich rausgeworfen.
Habe ich überhaupt noch Eltern?
Habe ich überhaupt noch jemanden?

"Du hast mich." sagt Estelle während sie näher an mich heran rückt und mir tief in die Augen sieht. Verwirrt schüttle ich den Kopf und sehe die fragend an.

"Du hast doch gefragt, ob du noch jemanden hast?" Sie nimmt meine Hand, die ich unbewusst zu einer Faust geballt habe, die sich aber langsam lockert.
Oh. Anscheinend habe ich das laut gesagt.
Ohne irgendetwas richtig zu stellen, antworte ich: "Danke, aber solltest du nicht sauer sein?"

Estelle streichelt langsam mit dem Daumen über meinen Handrücken.
"Dass du Corey geschlagen hast?"

Dass du Corey geschlagen hast. Du hast Corey geschlagen. Ich habe Corey geschlagen.
Sofort verspannt sich meine Hand in Estelles. Sie merkt das und hält sie nun mit beiden fest. Diese kleine Geste tut so gut.

"Nein, dass ich schwul bin." Mit entschuldigendem Blick sehe ich sie an, aber ihre Miene ist erhellt. Sie wirkt nicht traurig oder wütend. Eher erleichtert.

"Ich wusste es." sagt sie lächelnd. Leider kann ich nicht erkennen ob es gespielt oder echt ist. Ich weiß wirklich nicht wie sie sich fühlt.
"Nicht dass du schwul bist, aber dass du mich nicht wirklich liebst."

Das heißt ich werde wohl nie so ein guter Schauspieler wie Leonardo di Caprio. Ich werde niemals einen goldenen Oskar in der Hand halten, aber nicht weil ich kein Schauspieler bin, sondern weil ich so etwas nicht verdient habe. Ich habe gar keine Auszeichnung verdient. Nicht für das was ich getan habe. Genau so, wie Estelle es nicht verdient hat angelogen und verletzt zu werden.

"Es tut mir so leid." Schnell ziehe ich meine Hand aus ihren und stütze meine Ellbogen auf meine Schenkel. "Ich hätte dir nie so etwas vorspielen dürfen. Das war falsch. Du hast sowieso etwas besseres verdient als mich. Ich bin nur ein Typ der Menschen belügt, ihnen etwas vorspielt und der seinen besten Freund verprügelt."
Mit der einen Hand fahre ich mir durch meine Haare, während ich mit der anderen an meinem Knie herumdrücke.

Für eine Weile herrscht Stille. Estelle sitzt einfach neben mir und ich wippe nervös mit meinem Fuß.
"Du empfindest etwas für ihn.
Mehr als dir lieb ist, oder?" fragt mich Estelle plötzlich. Langsam nehme ich meine Hand von meiner Stirn und nicke.
Sie hat recht.
Sie hat verdammt nochmal recht.

RiptideWhere stories live. Discover now