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Levis Sicht
Unglaublich. Sie erwiedert meine Gefühle. Ich fühle ein Feuerwerk in meinem Bauch und kann einfach nicht anders als zu lächeln.
Wie konnte es sein dass ein so tolles Mädchen mich liebt?
Einen kalten, verkorksten Typen.

Sie hat ihren Kopf auf meine Brust gelegt und ist nach einer Zeit schon eingeschlafen. Eigentlich schmerzen meine Rippen, aber ich möchte sie um keinen Preis wegdrücken. Einige Haare sind ihr ins Gesicht gefallen, die ich vorsichtig wegstreiche.

"Hm.", summt sie leise.

Was für ein Glück ich doch habe. Es fühlt sich an wie eine zerbechliche Rose aus Glas. Jeden Moment droht sie zu zerbrechen oder zu verwelken. Den Glanz zu verlieren.
Ich möchte diesen Moment einfrieren.  Ich möchte sie fester an mich halten, habe jedoch angst sie zu erdrücken. Ihr Arm ruht neben ihrem Kopf auf meinem Bauch.

Ein verstauchter Arm.

Geprellte Rippen.

Dieses Mädchen enthält so viel Feuer. Leidenschaft und Liebe. Sie ist eine lodernde Flamme. Sie kann allerdings jederzeit erlöschen. Aber lebt die Flamme wenn man droht sie zu ersticken?

Das Risiko sie zu verlieren bleibt immer großer, innerhalb so wie außerhalb der Mauer. Auf irgendeine Art wird es immer zu Ende kommen.

Also warum sie nicht mitnehmen? Ihr zeigen dass ich ihr vertraue, ihr Potenzial sehe?

Sie schmatzt kurz. Wie niedlich. Immer noch dieses kleine Kind von früher, das verzweifelt und weinend am Straßenrand steht, einen alten braunen Teddy in den Armen festgekrallt. Barfuß, zerrissenes Kleid, verwuschelte Haare, dreckiges Gesicht.

Und doch wunderschön.

Ich war damals noch jung. Sie hat mir Leid getan. Ein seltsames Gefühl. Doch es erschwerte mein Herz.
Und sie von der Straße gekratzt zu haben war wohl eine der besten Entscheidungen gewesen, die ich in meinem traurigem Leben gefällt hatte.
Ihre Mutter hat mir oft zu Essen gebracht. Zum Schluss ist sie selbst verhungert. Ich will es nicht zugeben, aber ich bin mir ziemlich sicher dass sie mir ihr Essen gegeben hatte. Einem Kind das sie nicht einmal kannte. Einfach nur aus Liebe und Güte.

Und jetzt liege ich hier im Krankenflügel der Aufklärungstruppe mit gebrochenen Rippen und meinem Mädchen mit verstauchtem Arm die auf mir liegt.

Dass es so weit kommen würde hätte ich niemals gedacht. Allein schon irgendetwas zu fühlen bringt mich aus der Fassung.

Ich spüre wie meine Augenlieder immer schwerer werden, wie ich langsam die Schwärze um mich empfange, doch dieses Mal ist alles anders. Denn dieses Mal erhellt mir ein Licht den Weg.

(V/N).

(Traum)
"Onkel Levii~?"
"Ich bin nicht dein Onkel, Göre."
"Was bist du dann?"
"Was weiß ich."
"Bruder Levii~?"
"... Was willst du?"
"Wo ist meine Mama?"

Ich torkele umher. Anstrengender Tag heute. Und dieses Balg macht es nicht gerade besser.

"Sie ist weg."
"Kommt sie denn wieder?"
"Keine Ahnung."

(V/N) kommt auf mich zu, setzt sich neben mich aufs Sofa und sieht mich mit großen Augen an.

"Was glotzt du so nervig?"
"Kannst du mir zeigen wie das geht?"
"Was denn?"
"Das mit dem Messer. Und das Schlagen."

Verdutzt starre ich sie an.

"Du willst... kämpfen lernen?"

Eifrig nickt sie.

"Wieso denn?"
"Damit ich einmal genauso stark bin wie du!"

Ich seufze. Ich war doch auch in ihrem Alter als ich lernen musste zu kämpfen. Vielleicht ist das nicht so verkehrt. Dann bin ich sie schneller los.

"Na gut. Aber du musst auf mich hören!"

"Danke Aniki!"

Sie krabbelt auf meinen Bauch und schlingt ihre dünnen Arme um meinen Hals.

Überfordert erwiedere ich die Umarmung zögernd.

"Ich lieb dich Aniki...", flüstert sie leise.

"..."

"Können wir gleich beginnen? Ich will dir auch später helfen können!"

Sie krallt sich in meinen Haaren fest und grinst über beide Ohren. Sie ist so niedlich. Besonders jetzt, da sie ihre beiden Vorderzähne verloren hat. Auf meinen Lippen stiehlt sich ungewollt ein Lächeln.

"Na gut, Engel."

Freudig hüpft sie von mir runter und wirbelt ihren Teddy umher.

"Hast du gehört Mama? Levi wird es mir beibringen!", ruft sie dem Plüschtier zu.

"Na komm."

Ich nehme sie an der Hand und führe sie nach draußen. Es tat mir weh, denn um das Kämpfen zu lernen musste sie Schmerz kennenlernen.
Es tat mir weh, denn ich wusste, dass ich dieses kleine unschuldige Mädchen nun verderben und in eine Welt stürzen werde, in der das Chaos regiert.

Und es zerriss mein Herz.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now