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Es ist seltsam das Schicksal anderer in den Händen zu halten. Zu entscheiden, wie die Leben anderer weitergehen.
Es scheint mir nicht richtig. Ich möchte sowas nicht entscheiden.

Doch nun muss ich das.

Ungewollterweise hat mich das beruhigende Plätschern des Regens in einen sanften Schlaf verführt. Ich bin erst aufgewacht als mir jemand etwas weiches, warmes auf die Schultern gelegt hat. Müde blinzelnd schaue ich auf. Wie vorhin schon versprochen steht dort Jean der mir die Decke reicht.

"Lass uns rein gehen.", sagt er leise. Ich nicke, ziehe mich dem Baum entlang hoch, folge dann Jean wieder rein. Aber nur ganz langsam, sodass ich das Wasser einen Moment lang auf der Haut spüren kann.

"Könntest du mir einen Gefallen machen, Jean?", frage ich ihn dann.

"Ähm... Ja! Aber natürlich."

"Könntest du Eren und Levi in mein Zimmer schicken? Ich muss mit ihnen reden."

Jean nickt.

"Ja, das mache ich. Zieh dir solange trockene Kleidung an, damit du dich nicht erkältest.", lächelt er.

"Danke. Das ist nett von dir.", hauche ich, drücke ihn dann in meinen Arm.

Kurz danach befinde ich mich schon auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Als ich mich in dem kleinen Raum befinden, seufze ich erst einmal. Mein Herz pocht unaufhörlich. Das hier ist beinahe schlimmer als Titanen zu bekämpfen. Denen muss man schließlich nicht seine wahren Gefühle gestehen. Man muss sich nicht einmal aussuchen wen man abschlachten will. Es ist viel einfacher.

Plötzlich klopft es an der Tür. Vorsichtig öffne ich diese einen Stück und schaue durch den Spalt.

"Ähm... Kirchstein hat mich geschickt...", murmelt Levi unsicher.

"Ja. Komm rein."

Zögernd tritt er ein, schlurft dann fast schon schüchtern herum. Eine seltsame, peinliche Stille hängt in der Luft.
Er traut sich nicht einmal mich anzusehen. Es scheint fast als wäre er nervöser als ich, als hätte er Angst vor dem was ich jetzt sagen würde.

Endlich das erlösende Klopfen. Fast schon erleichtert öffne ich die Tür ein zweites Mal, doch ich erschrecke sobald ich Erens Gesicht erblicke.

Ein blaues Auge, eine aufgeplatzte Lippe und ein Verband um die Stirn. Dazu kommt noch dass Jean mir berichtet hat dass Levi ihm eine Rippe gebrochen hat.

"Eren...", flüstere ich erschrocken.

Verlegen reibt er sich den Nacken, tritt dann ein als ich zur Seite gehe.

Einen Fuß setze ich noch in den Gang, blicke links, dann rechts, ziehe den Kopf wieder rein und schließe die Tür.

Vorsichtig drehe ich mich nun um. Vor mir stehen die beiden Jungs die wie es scheint verloren vor sich auf die Füße schauen.

"Also... ähm... Leute...", versuche ich irgendwie anzufangen.

"Bitte sag es einfach. Kurz und schmerzlos...", murmelte Eren traurig.

Levi nickt nur.

Ich seufze.

"Na gut. Doch vorher muss ich noch etwas loswerden."

Beide richten ihren Blick auf mich.

"Ihr macht mich fertig. Ihr verlangt, dass ich mich entscheide. Und ich verstehe das. Doch ihr habt keine Ahnung wie mich das zerreißt."

Obwohl ich den Text vorher schon sicherlich tausendmal durchgegangen war schaffe ich es trotzdem nicht die Tränen zurückzuhalten. Dieses Mal ist es mir aber egal. Sie sollen sehen sie was sie mir angetan haben.

"Ich liebe euch beide. So sehr. Aber nicht auf die gleiche Art und Weise. Ihr beide seid mir unglaublich wichtig, und ich könnte mir ein Leben ohne euch nicht vorstellen. Ich glaube ihr habt doch keine Ahnung wie es ist zu wissen, dass ich einen von euch verlieren werde. Ihr werdet es nicht zugeben, doch für den anderen, für den ich mich nicht entscheide, der wird sicherlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
Ihr habt keine Ahnung wie weh dieser Gedanke tut.

Klar habe ich Angst vor der Zukunft. Ich habe mir selbst überlegt zu gehen. Zu verschwinden. Einfach wegzureiten, alles hinter mich zu lassen und nie wieder zurück zu kehren. Denn ich konnte den Gedanken nicht ertragen einem von euch das Herz brechen zu müssen. Doch schlussendlich wollte ich den Aufklärungstrupp nicht im Stich lassen. Es geht hier nämlich nicht nur um uns, euch oder mich.

Und trotzdem habe ich mich für etwas entschieden. Das bin ich euch schließlich schuldig. Doch ihr müsst wissen dass ich trotz Allem nur möchte, dass ihr glücklich seid. Ich wünsche euch dass ihr keinen Tag ohne Lächeln überstehen müsst. Das ist alles."

Ich mache eine kurze Pause um meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen und trockne meine Tränen.

"Es... es tut mir Leid. Ich wusste nicht wie viel Schmerz dir das zubereitet hat...", sagt Levi schließlich.

"Ich stimme dem Corporal zu. Wir wollen doch auch nur dass du dein Glück findest, (V/N). Bitte vergib uns."

Ich nicke.

"Das weiß ich doch..."

Ich schniefe, lächele dann sogar kurz.

"Nun, wie gesagt, ich habe eine Lösung gefunden.

Eren..."

Eren dreht sich zu mir.

"Du bist mir ein lieber Freund. Ich schätze dich sehr. Sehr sogar. Doch bitte verstehe, dass das zwischen Levi und mir etwas Besonderes ist.
Ich hoffe wir bleiben trotzdem gute Freunde, ich hoffe dass du glücklich wirst.
Es tut mir Leid."

Erens Blick sinkt augenblicklich. Seine wundervollen, blaugrünen Augen scheinen wie leer.

"(V/N)...", hauchte Levi erleichtert, kommt auf mich zu, legt seine Hände auf meine Taille und hebt mich hoch als er mich schluchzend in die Arme drückt.

"Ich hatte solche Angst dich zu verlieren...", weint er.

Ich drücke ihn fest an mich, küsse seine Stirn.

Nach einer Weile lässt er mich wieder runter. Ich lege meine Hände auf seine Wangen und betrachte sein verweintes Gesicht. Vorsichtig löse ich die Tränen mit meinen Daumen, küsse ihn dann lange und lächelnd auf den Mund.

Dann drehe ich mich zu Eren um, und merke, dass auch er weint.

"Vergib mir, Eren... Du bist mein bester Freund. Und ich liebe dich auch, doch anders. Als Freund. Ich hoffe dass das in Ordnung ist."

Er nickt gekränkt. Ich lege meine Arme um seinen Hals und drücke ihn schließlich auch fest.

"Ist schon in Ordnung. Wir können Freunde bleiben. Aber im Moment brauche ich etwas Zeit für mich."

Er löst sich von mir, wendet sich dann an Levi.

"Behandelt sie gut, Heichou. Ich hoffe dass Sie glücklich mit ihr werdet."

Levi schnaubt kurz.

"Tut mir Leid dass ich dich verprügelt habe."

Er nickt, lächelt schwach und traurig, verlässt dann den Saal.
Jetzt bin ich mit Levi allein. Und wir müssen noch einiges nachholen.

Tut mir Leid an alle Eren Fans, doch schlussendlich bin ich doch eher ein Levi Fangirl😅❤
Da ich aber weiß dass einige Eren vorziehen habe ich hier eine Idee:

Wenn ihr möchtet dann kann ich auch eine Version schreiben, in der sich die Protagonistin für Eren entscheidet:)
Wenn ihr das wollt dann kommentiert hier nur, ich möchte nämlich alle glücklich machen;)

Sonst noch einen schönen Abend und süße Träume❤😄

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt