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"Sie wacht auf!"

Müde schlage ich meine Augen auf. Sofort spüre ich das Brennen. Erschöpft blinzele ich ein zwei Mal, um mich an das grelle Licht zu gewöhnen.
Und erst jetzt erblicke ich in die erschrockenen Gesichter von Eren, Mikasa, Jean, und Armin.

Ich versuche mich aufzusetzen, doch es gelingt mir nicht.

"Was... ist passiert?", frage ich schwach.

"Es gab eine Bombe. In Erwins Büro. Hanji sagt du hast großes Glück gehabt."

"Eine... Bombe?"

"Ja. Da hat wohl jemand geplant dic-"

"Eren!"

Eren verdreht die Augen.

"Egal. Wie geht es dir? Wir sind so schnell gekommen wie wir konnten."

In meinem Kopf dreht sich alles.

"Ist okay, denke ich."

Doch nichts ist okay. Meine Haut brennt wie Feuer, meine Lunge droht mich zu zerquetschen, meine Rippen erdrücken mich, meine Gliedmaßen pochen, meine Augen glühen, mein Gesicht schmerzt, und mein Körper zittert.

"Wie geht es Levi und Erwin?", frage ich als ich mich endlich dazu gebracht habe meine Schmerzen für eine Weile zu igniorieren.

"Erwin geht es gut. Er hat eine leichte Gehirnerschütterung, einige Kratzer. Also nichts schlimmes."

Armin macht eine kurze Pause.

"Levi hingegen...
Ihn hat es am Schlimmsten getroffen. Er ist noch nicht aufgewacht."

Wieder eine Pause.

"Wir wissen auch nicht ob er durchkommt..."

Ich starre ihn mit großen Augen an.

"...was...?"

Schon wieder. Diese Schwäche. Dieses Gefühl nicht tun zu können. Ich hätte ihn wegdrücken können. Ich hätte ihn retten können. Wäre ich nicht so verdammt unaufmerksam gewesen!

"Er hat dir das Leben gerettet. Du sahst nämlich auf der Bombe. Er hat dich runtergestoßen..."

Ich starre nur auf meine weiße Bettdecke vor mir. Ich muss erstmal alles verdauen.
Wie konnte sowas nur passieren?

Jean setzt sich auf mein Bett. Ich spüre wie es leicht nach unten biegt. Er nimmt meine Hände und versucht Augenkontakt zu machen, und ich zwinge mich schließlich ihn anzusehen.

"Hör zu. Es tut uns alles wahsinnig Leid. Wenn du etwas brauchst, wir sind für dich da. Wir alle."

Eren setzt sich auf die andere Seite.

"Hanji hat gesagt du hast einige Verbrennungen 2. Grades. Auch noch einige Knochenbrüche, eine leichte Gehirnerschütterung, Prellungen, innere Blutungen und einige Kratzer. Aber sie sind alle nicht so ernst. In einigen Monaten kannst du schon wieder im Training mitmachen!"

"...einige...Monate?"

Ich schaue betrübt zur Seite. Seid ich hier bin ist nur alles schlecht geworden. Levi ist in einem kritischen Zustand und droht zu sterben, Erwin ist verletzt, ich auch, und ich bringe die Gefühlswelt einige meiner Freunde, darunter Eren, durcheinander. Zudem kommt dass sie sich jetzt alle Sorgen machen.

Vielleicht wäre es besser gewesen zu sterben. Dann wäre jetzt sicher alles besser. Levi würde weiterhin seine Truppen führen, an Missionen teilnehmen und seine Soldaten wären nicht abgelenkt.

Frustriert schaue ich auf meine verbrannten Hände.

Ich wollte doch nur helfen.

"Kann ich zu ihm?"

"Tut mir Leid, aber das geht noch nicht. Du musst jetzt erst schauen dass du gesund wirst. Mit etwas Glück geht das schneller als gedacht."

Ich nicke geknickt.

Auf dem Tisch neben mir liegt ein kleiner Spiegel. Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihm aus und betrachte meine Spiegelbild.

Mein Gesicht schmerzt höllisch. Einige kleine Kratzer, und eine lange Wunde über mein rechtes, brennendes Auge.

"Hanji meint dass wenn die Wunde nur etwas tiefer wäre, dann würdest du jetzt auf diesem Auge blind sein."

Warum nur? Warum passieren solche Sachen?

Ich möchte den Spiegel zurücklegen, merke jedoch wie meine Hand stark zittert. Vorsichtig versuche ich den Spiegel zurück zu legen, doch das Zittern hört nicht auf. Der Spiegel gleitet mir aus der Hand und zerbricht auf dem Boden.

"Das...tut mir so Leid! Ich werde es wieder aufräumen.", krächze ich und versuche mich aufzurappeln.

"(V/N)..."

Eren versucht mich wieder sanft ins Bett zu drücken, doch ich versuche weiterhin aufzustehen.

"(V/N)...", sagt er ein zweites Mal. Dieses Mal schaue ich tief in seine grünen Augen.

"Ist schon gut."

Und dann überkommt es mich. Die Scham, die Trauer, die Hilflosigkeit. Ich zerre Eren in meine Arme, schluchze verzweifelt und kralle mich tief in sein Hemd. Er streicht mir sanft über den Rücken und beruhigt mich leise.

"Es wird alles gut...", murmelt er.

Aber das wird es nicht. Immer diese Lügen! Diesen Satz habe ich schon zu oft gehört.
Als meine Mutter starb, als ich einmal von der Militärpolizei erwischt worden bin und Farlan mich gerettet hat, als wir zum Auklärungstrupp mussten, als wir von den Titanen umzingelt waren.

Jedes einzelne Mal hörte ich diesen Satz, und jedes einzelne Mal wurde es schlimmer.

"Bitte sag das nicht...", schluchze ich.

"Wieso denn nicht?", fragt mich Eren leicht irritiert.

"Weil ich diesen Satz nicht ertragen kann..."

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now