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In der Nacht wache ich auf. (V/N)'s Hand die ich in meine halte ist eiskalt geworden. Wieso ist sie so kalt? Ich halte ihre Hand hoch, drücke sie an meine Lippen und versucht sie zu wärmen. Plötzlich erkenne ich einen riesigen, dunklen Schatten. Erschrocken muss ich feststellen dass jemand vor (V/N)'s Bett steht und sie betrachtet.

"Wer sind Sie? Was wollen Sie?", frage ich und stehe auf.

Langsam dreht er sich zu mir. Das Licht fällt seltsam, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen kann. Er ist in dunklen Kleidern gehüllt.

"Levi Ackerman...", sagt er ganz langsam, mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme. Dann dreht er sich wieder zu (V/N).

"Mein Name ist Wyatt. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.
Dieses Mädchen. (V/N). Sie ist meine Tochter."

"...was?!"

Er schaut lange auf die schlafende (V/N). Fast schon als würde er trauern. So wie er erschienen ist. In schwarzen Kleidern und mit einer dunklen, bedrückten Aura. Er streicht sanft über ihre bleiche Wange.

"Ich habe mein Mädchen seid ihrer Geburt nicht mehr gesehen. Naja, so stimmt das auch nicht. Ich habe immer über sie gewacht. Immer wenn sie in Schwierigkeiten geraten ist habe ich ihr geholfen. Wie ein Schatten habe ich beobachtet wie dieser kleine Säugling eine erwachsene, unabhängige junge Frau geworden ist.
So ein, zwei Mal haben wir uns direkt getroffen. Allerdings denke ich nicht dass sie wusste dass ich ihr Vater bin. Ihre Mutter war eine gute Frau. Charmant und liebevoll.
Ich habe sie damals allein lassen müssen. Und ich gab sie auf. Ich konnte keine Familie aufziehen. Ich habe eine größere Rolle in dieser Welt zu erfüllen.
So wie sie. Deshalb habe ich ihre Mutter ausgesucht. Und so ist dieses Mädchen geboren. Ebenfalls mit einer höheren Bestimmung.

Vor einigen Stunden habe ich es mitbekommen. Dass mein kleines Mädchen gestorben ist. Das war mein Fehler. Ich hätte sie nicht bei diesem Edgar lassen sollen. Ein grauenhafter Mann ist das, doch ihre Mutter bestand darauf dass auch er Gutes in sich trägt. Sie wollte ihm diese gute Seite offenbaren. Sie wollte nicht akzeptieren dass er keine hatte. Das habe ich immer an ihr bewundert.
Ihr müsst euch jetzt keine Sorgen mehr um diesen Mann machen. Ich habe mich um ihn gekümmert.

Da es mein Fehler war, muss ich ihn auch wieder ausbügeln.

Levi Ackerman. Ich danke Ihnen. Für alles. Dafür, dass Sie sich um sie gekümmert haben. Bitte seid ein besserer Vater zu dem kleinen Kind als ich es war. (V/N) hat etwas besseres verdient. Kümmeren Sie sich gut um die beiden."

Dann ist er verschwunden. Er ist nicht aus der Tür gegangen. Er ist einfach nicht mehr da gewesen.

Verwirrt starre ich auf den Schatten, der noch vor Kurzem hier stand.

Plötzlich höre ich wie jemand laut aufatmet.

Erschrocken drehe ich mich um, und traue meinen Augen nicht. (V/N) hustet schwach und klimpert mit den Wimpern.

"(V-(V/N)!", stottere ich, laufe zu ihr rüber und helfe ihr sich aufzusetzen.

Wieder steigen mir die salzigen Tränen in die Augen. Dieses Mal jedoch nicht vor Trauer. Sondern vor Glück.

"Was ist passiert?", fragt sie schwach. Überglücklich halte ich ihr Gesicht fest und küsse sie auf die Lippen. Ich drücke sie fest an mich, weinend und erschöpft.

Überrumpelt streicht sie mir durch die Haare während ich wie ein kleines Kind an ihr klammere, schwer schluchzend.

"Levi... Ich bin hier... Es ist alles gut...", flüstert sie.

"Ich weiß...", murmele ich zurück. Nach einer Weile löse ich mich von ihr und betrachte sie.

"Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Du dummer Baka..."

Sie lacht sanft.

"Selber Baka. Du wolltest schließlich dasselbe für mich tun."

Ich lächele stolz.

Mein Blick wandert dann runter auf ihren Bauch, wo ich meine Hand drauflege.

"Was machst du da?", kichert sie.

"Ich begrüße unser Kind..."

(V/N) lacht kurz ungläubig, doch als sie meine ernste, lächelnde Miene sieht verstummt sie.

"Wirklich...?"

Ich nicke.

"Du trägst einen kleinen Levi in dir..."

Sie lacht fröhlich, und jetzt weint auch sie.

"Wir bekommen ein Baby...", flüstert sie heiser und hällt ihren Bauch nun auch mit ihren Händen.

Plötzlich schaut sie sorgvoll rein.

"Levi, ich weiß nicht ob ich das schaffe. Bin ich denn bereit? Ich habe Angst Levi..."

Ich halte ihre Hand fest.

"Du wirst die beste Mama auf der Welt."

Sie lächelt.

"Und du wirst der beste Papa auf der Welt."

Sie kichert, bricht dann in Gelächter aus.

"Was ist denn?", frage ich neugierig, doch ich will nicht dass sie aufhört zu lachen. Es ist einfach zu schön.

"Papa Levi! Wie niedlich!"

"Hey! Ich habe schon ein kleines Kind großgezogen!", schmolle ich.

Sie beugt sich zu mir, legt ihre Beine auf meine und küsst mich.

"Du bist der beste Aniki der Welt. Du wirst wundervoll sein."

"Du wirst noch wundervoller sein...", hauche ich fröhlich.

Sie lächelt mich lange an während ich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr kämme.

"Aber... wie kann das sein? Ich erinnere mich an den pochenden Schmerz in meinem Rücken. Und an die Dunkelheit. Levi. Ich bin gestorben. Wieso bin ich wieder hier?"

Kurz erhasche ich einen Blick auf ihren Rücken. Ihren makellosen, weißen Rücken.

"Dein Vater hat uns besucht."

"Edgar?!"

"Nein.", sage ich und lege zärtlich meine Hand auf ihr Bein.

"Dein echter Vater."

"Mein echter Vater...", wiederholt sie ungläubig.

"Ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht wieso. Aber dieser alte Sack hat es geschafft dich wieder zurück ins Leben zu rufen. Nachdem er gegangen ist hast du wieder angefangen zu atmen..."

"...zu atmen..."

"Ja...", flüstere ich, streichele zärtlich ihre schöne Haut.

"Du hast mir gefehlt."

"Du mir auch."

Sie lächelt mich an. Und die Welt scheint wieder in Ordnung.

Coming Home // Levi x Reader x ErenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz