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Für Ana, Tea und Sarah❤
Danke.

Ein Traum.
Genau das scheint das hier zu sein.
Nichts weiter als etwas entferntes, zerbrechliches. Träume können die wildesten Fantasien entstehen lassen, die schrecklichsten Monster und die seltsamsten Orte.

Leider ist das hier kein Traum. Die Gestalten und Monster sind echt. Sie verstecken sich hinter Menschengestalten, warten kauernd auf ihre Beute und entreißen mir alles.

Und jetzt, jetzt scheine ich aufzuwachen. Der Mann in dem braunem Mantel legt seinen Hut ab, streicht sich die glatten, grauen Haare nach hinten und setzt sich auf das knarzende Bett.

"Wieso?", flüstere ich nachdem ich ihn etwas betrachtet habe, ich bin etwas verletzt und traurig.
"Sag mir wieso du mir jetzt erst hilfst.
Wo warst du als ich auf die Welt kam?
Wo warst du als Mutter mit diesem Schwein zusammen kam?
Wo warst du als er sie misshandelte?
Wo warst du als er sie ermordete?
Wo warst du als ich allein war?
Wo warst du als ich alles verloren hatte?
Wo warst du als ich draußen um das Überleben kämpfte?
Bitte sag mir, Vater, oder wer auch immer du sein magst, warum kommst du jetzt erst?"

Er schaut mich traurig an, seufzt dann und senkt seinen Blick dabei.

"Mein Kind, ich war immer da. Ich konnte nur nicht immer handeln. Verzeih mir bitte meine Taten, du hattest so viel besseres verdient. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Du bist meine Tochter, ich habe immer an dich gedacht. Jede einzelne Sekunde hat der Gedanke an mir genagt. Wieso habe ich dieses Kind allein gelassen, in einer Welt voller Hass und Zerstörung?
Ich weiß dass es eigentlich kein Grund existiert, der meine Taten rechtfertigen könnte. Ich verlange nicht dass du mir verzeihst, das wäre in der Tat zu viel verlangt. Ich verlange nur dass du mich noch akzeptierst. Das wäre schön.
Und weil ich so viel Mist gebaut habe bin ich jetzt zurückgekommen um dir zu helfen. Deinen Kindern. Ich will es wieder gut machen.
Aber ob du meine Hilfe annehmen wirst liegt ganz bei dir. Ich werde dich zu nichts zwingen und dich auch zu nichts überreden. Es ist deine Wahl.
Und wenn du willst dass ich gehe, dann sag es einfach und ich werde aus deinem Leben verschwinden.
Doch bitte habe stets den Gedanken bei dir dass ich dich liebe, mein Kind. So sehr dass es mich auffrisst."

Ich schaue die riesige Gestalt an. Und in mir brodelt die Wut. Trauer. Verzweifelung. Hass.

Zu gerne würde ich ihn anschreien, er solle sich bloß nie wieder blicken lassen. Wie konnte er nur die Liebe seines Lebens aufgeben?! Wie konnte er uns zurücklassen?

Meine Mutter. Meine wunderschöne Mutter. Sie hätte nicht sterben müssen, hätte er uns nicht verlassen.

In meinem Kopf hallt das Wort, in meinem Hals brodelt es.

Verschwinde.

Doch ich brauche ihn jetzt. Für meine Kinder. Für Levi. Er hat es erst ermöglicht dass Isabel und Farlan hier sind. Und Levi.
So sehr ich den Gedanken hasse, ich kenne Levi zu gut. Er hätte sich die Schuld gegeben, er hätte sich krank damit gemacht wenn ich gestorben wäre. Er hätte sich getötet. Er hätte es nicht ausgehalten, noch einmal alles zu verlieren. Das darf nicht geschehen.

"Bleib hier.", sage ich widerwillig.
"Wir nehmen deine Hilfe an. Wir brauchen sie."

Er lächelt leicht.

"Aber glaub nicht dass ich dir so schnell verzeihe. Ich weiß was ich zu tun habe, ich weiß was ich will."

"Genau wie deine Mutter.", murmelt er schmunzelnd, steht dann wieder auf.

"Papaaa? Spielst du jetzt mit uns?", schmollt Farlan und springt dabei durchs Zimmer.

Mein Vater kniet sich zu ihm runter und reicht ihm seine Hand.

"Komm mal her, mein Junge."

Farlan schaut unsicher zu Levi, der kurz zögert, und ihm schließlich zunickt.

Farlan schlendert vorsichtig zu ihm und legt seine winzige Hand in die riesige Handfläche meines Vaters.

"Farlan.", murmelt er als er seine kleine Hand betrachtet.
"Ich habe gehört dass du immer auf deine kleine Schwester aufpasst. Und dass du sie immer beschützt, egal was passiert..."

"Ja! Ich mag nicht wenn Isi traurig ist.", nuschelt er.
Mein Vater schmunzelt, legt ihm dann seine Hand auf seine Wange.

"Hör mir jetzt gut zu, mein Sohn. Es wird der Tag kommen, da wirst du alles verstehen. Bis dahin, verhalte was ich dir jetzt sage gut. Wie ein Schatz. Es ist eine Zauberformel, ja?"

"Uiiiii bin ich ein Magier?", zwitschert Farlan mit riesigen Augen.

"Ja, sowas in der Art.", sagt mein Vater seltsam traurig und ernst.
"Veni."

"Fenni?", fragt Farlan verwirrt.

"Nein, Veni, Farlan. Das ist Latein, und bedeutet Komm. Eine alte vergessene Sprache aus der Welt vor den Titanen. Verhalte das Wort. In Ordnung? Und wenn du es benutzt, dann musst du es von ganzem Herzen wollen. Ja?"

Farlan nickt eifrig, wirkt dann verwirrt.

"Aber was soll denn kommen?"

Mein Vater lächelt.

"Na wenn ich dir das jetzt sage, dann würde es doch keine Überraschung sein, oder? Und es bleibt ein Geheminis. Nur zwischen uns. Okay?", flüstert er dann.

"Ja, Sir!", salutiert er stolz, springt dann wieder zu Levi.

"Er wird ein guter Soldat werden, wie seine Eltern.", lacht mein Vater als er wieder aufsteht.

"Das wird er aber niemals.", knurrt Levi und zieht seinen Sohn ein Stück hinter sich.

Wyatt lächelt traurig.

"Levi Ackerman. Ich bewundere dich. Ich verneige mich sogar vor dem Mann, der so vieles geschafft hat.
Doch mein Sohn, das Schicksal eines Menschen ist unveränderbar. Du kannst nur hoffen sie solange festzuhalten wie sie da sind. Und irgendwann kommt der Augenblick wenn man loslässt."

Dann dreht er sich wieder zu mir um.

"Mein wunderschönes Mädchen. Du bist das genaue Abbild deiner Mutter.", flüstert er mit zittriger Stimme als er mir über die Wange streicht.

"Ich muss jetzt gehen. Es tut mir leid dass ich nicht mehr für euch machen kann."

"Warte! Du hast noch gar nichts getan! Was soll das?! Willst du uns etwa schon wieder im Stich lassen? Was für ein Vater bist du denn?!", schreie ich aufgebracht, aber auch unter Tränen.

"Ich habe getan was getan werden musste. Mehr ist mir nicht erlaubt. Das Spiel muss fortgesetzt werden, um jeden Preis.
Ich liebe dich, mein Mädchen. Pass gut auf dich auf. Pass gut auf deine Familie auf. Ihr habt meinen Segen, und wenn ihr mich jemals wieder braucht, dann komme ich.

Aufwiedersehen."

Und dann ist er weg. Einfach weg. Wie schon so oft.

"Warte!", schreie ich nochmal hell, doch ich sehe nur wie sein Schatten verschwindet.

"Warte.", flüstere ich noch einmal, doch er ist weg.

Doch trauern kann ich nicht lange, denn genau in diesem Moment wird die Tür aufgeschleudert, und ich erkenne Erwins goldene Mähne.

Mit zahlreichen Soldaten an seiner Seite.

Coming Home // Levi x Reader x ErenOnde histórias criam vida. Descubra agora