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Levis Sicht
Es ergibt alles einen Sinn. (V/N)'s Vater, Edgar, ist der Anführer von Feuerblut. Ich hatte schon geahnt dass sie irgendwie verwahnt sind. Vielleicht irgendein entfernter Cousin oder vielleicht ein Onkel. Möglicherweise hatten sie auch nur rein zufällig den gleichen seltenen Namen, was ich jedoch bezweifelte. Doch er ist ihr Vater.

In der Unterwelt kennt man ihn nur unter dem Namen Gruber, doch es war leicht an seinen richtigen ran zu kommen. Doch wieso möchte er sie töten?

(V/N) hat mir erzählt dass er oft betrunken war, ihre Mutter und sie oft verprügelt und gedehmütigt hat. Doch er ist so entschlossen sie zu töten, hat jahrelang nach ihr gesucht. Ein dumpfes Gefühl sagt mir, dass es hier um so viel mehr geht. Es war erschreckend zu wissen dass sie sogar schon bis zu Erwins Büro gekommen sind. Das war viel zu nah, undenkbar.
Und dabei weiß jeder die Gruppe Feuerblut zu respektieren. Nur ein Narr würde ihnen furchtlos gegenübertreten. Es ist eine Bande von hochtrainierten Killern. Wenn ich noch im Untergrund leben würde hätte ich wohl große Probleme mit ihnen gehabt.

Und dann noch die andere Geschichte. Mit dem Titan. Aber darum kümmere ich mich später, doch wenn es tatsächlich solche Titanen gibt...
Sie tut mir so Leid. So viel Schmerz den sie durchstehen musste, Einsamkeit, Kälte.
Ich habe angst dass sie bricht, dass sie es gleich nicht länger aushält. Jede Seele hält nur begrenzt Schmerz aus.

Ich muss mich noch mehr in die Arbeit einsteigern wenn ich Edgar finden will. Und dann werde ich ihm eigenhändig das Genick brechen. Das schwöre ich.

(V/N)'s Sicht

Zeitsprung

Levi scheint in sich versunken. Er redet noch weniger, ist noch strenger und schottet sich immer weiter ab. Auch mir gegenüber.

Körperlich geht es mir sehr viel besser. Meine Freunde unterstützen mich immernoch sehr, doch Eren wurde immer stiller. Es macht mich unheimlich traurig, doch ich verstehe dass er im Moment etwas Abstand brauche, ich mache ihm keine Vorwürfe. Ich hoffe nur dass gleich alles besser wird.

Es ist abends. Wie gewohnt brennt das Licht wieder in Levis Zimmer. Er hat sich vollkommen in seiner eigenen Arbeit verloren. Wie ich doch unsere Gespräche vermisse.
Ich schaue ein letztes Mal auf das Schlüsselloch, aus dem helles Licht brennt, seufze und gehe dann in mein Zimmer. Ich werde ihm vielleicht helfen können. Mit ihm die Nacht verbringen.
Das war schön.

Ich ziehe meinen Schlafanzug schnell an, gehe in die Küche und setze das Wasser auf. Mit zwei warmen Tassen Tee in der Hand begebe ich mich wieder nach oben und drücke Levis Tür auf, ohne zu klopfen. Ich habe fast die Tassen fallen gelassen als ich ihn gesehen habe. Die Augenringe haben fast eine schwarze Farbe angenommen, die Augen scheinen leer und traurig, seine Haut ist ungesund blass und seine Haare haben jeglichen Glanz verloren. Wie ein Leichnam sitzt er hinter der dicken Holzplatte und arbeitet sich langsam aber sicher zu Tode.

Er sieht mich von der Seite, lächelt sehr schwach und lehnt sich zurück. Ich lege die zwei dampfenden Tassen auf dem Tisch nieder und setze mich wie gewohnt ihm gegenüber.

Er wirft mir einen skeptischen Blick zu, schaut dann auf die beiden Tassen und räuspert sich.
Dann steht er leicht auf, streckt seinen Arm und nimmt meine Tasse.

"Oi Levi! Ich habe dieses Mal nichts rein getan."

Ich ziehe einen breiten Schmollmund.

"Ich traue dir nicht, Brat."

Ich kreuze gespielt beleidigt die Arme und versinke in dem Stuhl.
Levi lächelt nur sigessicher und nimmt einen Schluck von dem bitteren Getränk.

"Lass mich raten... du willst mir helfen?"

Eifrig nicke ich und schaue ihn mit großen Augen an, sowie ein kleines Kind.

"Na gut...", murmelt er erschöpft. Ich weiß dass er eigentlich nicht will dass ich ihm helfe, doch ich weiß auch dass ihm die Kraft fehlt sich mit mir zu streiten. Ich lächele breit, greife mir meine Tasse die auf der anderen Seite des Tisches steht und singe vergnügt während ich die Blätter sortiere.

Nach einer Weile habe ich alle Blätter auf meiner Seite des Tisches geordnet und ich fühle wie die Müdigkeit an meinen Augenliedern zerrt.
Levis schwere Arme ruhen alle beide auf der Holzplatte. Er ist fokussiert, auf ein ziemliches langes und kleingeschriebenes Dokument. Ich stehe auf, schlurfe um den Tisch herum, hebe seinen linken Arm hoch und setze mich auf seinen Schoß.

"(V/N), was soll das?", entfährt es ihm genervt.

"Shhh~.", flüstere ich, drehe mich auf seinem Schoß um sodass meine Beine links und rechts vom Stuhl hängen und ich meine Hände und meine Stirn auf seine Brust ablegen kann. Wie ein riesiger Teddybär hänge ich nun an einen genervten, aber dennoch lächelnden Levi und schlafe langsam aber sicher ein. Ein oder zwei Mal höre ich noch Levis genervte 'Tchs', spüre dann wie er seine Jacke auszieht und sie mir über die Schulter hängt. Ich lausche seinem kräftigen Herz und kuschele mich immer tiefer in ihn, wie ein kleiner, hilfloser Welpe.

Levi legt noch seinen linken Arm um mich, nimmt seine Blätter in die eine Hand und fängt ruhig an ganz leise zu summen. Ich höre seiner angenehmen  tiefen Stimme zu bis ich einfach nur mit einem vor Liebe und Glücklichkeit glühendem Herz einschlafe.

Es ist ein schöner Abend. Ein sanfter Abend.
Hätte ich gewusst dass das Schicksal nur einige Augenblicke später wieder zum Schlag ausholen würde, dann wäre ich nicht eingeschlafen. Doch dem war leider so.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now