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Wir sind sicherlich schon Stunden geritten. Es ist inzwischen schon dunkel, Isabel sitzt vor mir auf dem Pferd und kippt regelmäßig etwas zur Seite, da sie immer wieder einnickt. Farlan sitzt bei Berthold auf dem Pferd und schaut immer wieder zu uns rüber, doch auch seine Augenlieder scheinen immer schwerer zu werden.

Gott sei Dank haben uns Erwin und die andern nicht verfolgt. So scheint es zumindest, denn ich kann keine Pferde hinter uns hören. Ich bin ihnen so dankbar. Dass sie eigentlich den Commander verraten nur um mir zu helfen.

Das sind wirklich wahre Freunde. Treue Freunde.

"Leute, ich glaube wir müssen rasten.", rufe ich ihnen zu als Isabel beinahe komplett vom trabenden Pferd gefallen ist. Sie sind einverstanden, doch da die Mauer nur noch eine halbe Stunde entfernt ist werden wir auf diese zureiten und erst auf der Mauer rasten.

Eine anstrengende halbe Stunde später sitzen wir auf der Mauer und schauen auf die glänzenden Lichter der Stadt runter. Die Kinder schlafen auf Christas Schoß die ihnen Gute Nacht Lieder vorsingt. Sie hat wirklich eine sehr schöne Stimme. Und sie kann gut mit Kindern.

Ich sitze am Rand der Mauer, lasse meine Beine baumeln und starre in die Dunkelheit. Ich hoffe auf das Schnaufen eines Pferdes, auf das Klappern der Hufe.
Ich hoffe auf Eren und Levi.

Wie lange brauchen die denn noch? Hoffentlich wurden sie nicht von Erwin geschnappt...

Jean setzt sich plötzlich neben mich, legt mir dabei eine Decke auf die Schultern.

"Es ist kalt, (V/N).", sagt er ruhig und schaut mit mir runter.

"Keine Sorge. Sie werden kommen."

"Woher weißt du das?", frage ich traurig.

Jean lächelt.

"Ich kenne Eren leider ziemlich gut. Dieser bekloppte Typ ist wohl der ehrgeizigste und dickköpfigste Typ dem ich jemals begegnet bin. Ziemlich nervig, eigentlich. Aber er wird es schaffen. Das weiß ich. Vertrau ihnen."

Ich nicke, starre dann wieder runter.

"Und jetzt? Was passiert jetzt? Wir können doch nicht vor Erwin weglaufen... Und ihr habt euch einfach für uns geopfert. Ich bin euch so vieles schuldig... Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin verzweifelt, Jean.", gebe ich zu.

Er schaut mich etwas an.

"Wir schaffen das. Weißt du wieso? Weil wir uns haben. Wir haben einander. Erwin steht allein da. Wir schaffen das. Du wirst schon sehen."

Er schaut dann wieder runter.

"Ruh dich etwas aus. Ich werde mit Reiner und Armin die erste Wache halten. Sobald ich etwas höre werde ich dich aufwecken. Geh zu deinen Kindern, ja?"

Ich lächele traurig.

"Das ist sehr nett, Jean. Aber ich werde nicht schlafen können, auch wenn ich es wollen würde. Es geht hier um Levi und Eren. Ich werde solange nicht schlafen bis ich sie wiedersehe."

Er schweigt eine Weile.

"Wie du willst. Dann werde ich mit dir auf sie warten."

Ich nicke lächelnd, lehne dann meinen Kopf gegen seinen Warm.

Sie werden kommen. Ich glaube fest daran.

Zeitsprung

Ich bin voll eingenickt, denn plötzlich rüttelt mich Jean wach. Verschlafen blinzele ich kurz, doch es ist so dunkel dass ich jetzt rein gar nichts mehr erkennen kann.

"Was ist?", frage ich müde.

"Sie sind hier."

Ich springe auf.

"Erwin hat uns gefunden?!"

Er lächelt.

"Nein. Eren und Heichou. Sie sind hier."

Ich schaue ihn mit riesigen, runden Augen an, schaue dann runter. Ich sehe allerdings nichts. Ich kann nur ein entferntes Schnauben eines Pferdes hören.

Vor Glück quietschend und halb weinend beuge ich mich über den Rand der Mauer, wäre sogar fast runtergestürtzt hätte Jean mich nicht festgehalten und mich zurückgezogen. Aber was solls! Sie sind hier! Sie haben es geschafft!

Von weit entfernt höre ich die 3DManöver Geräte, das Surren der Haken und die trappelnden Schritte gegen der Mauer die immer lauter werden. Ich sehe zwei kleine Figuren die Mauer hoch laufen. So weit es geht lehne ich mich über die Mauer um genauer sehen zu können.

Leider bin ich tollpatschig. Sehr tollpatschig. Und so rutsche ich aus und fliege über die Kante, und Jean kann mich nicht mehr festhalten. So fliege ich eine halbe Ewigkeit runter, panisch schreiend, da durchzuckt mich ein gewaltiger Ruck.

Levi hat mich aufgefangen.

"Tch. Blödes Balg. Kannst du mal aufhören von überall auf die Fresse zu fliegen?"

Ich schaue ihm erschrocken in die Augen. Seinen wundervollen, sturmgrauen Augen. Sie haben nie ihr Leuchten verloren.
An uns vorbei saust die Luft.

Und als ich ihn so ansehe, da beginne ich einfach zu lachen. Er tut es mir gleich.

Ich klammere mich einfach um seinen Hals und lache wie eine Verrückte.

"Baka!", rufe ich nur lachend und verteile ihm hunderttausend kleine Küsse auf dem ganzen Gesicht.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now