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Levis Sicht
Einige Wochen verstreichen, die Tage fliegen bei, und der Albtraum verschwindet einfach nicht.
Es ist eine dunkle Vorahnung.

Und eines Tages habe ich verstanden dass es eine Warnung war. Aber ich hatte es einfach nicht verstanden.

Eines Tages wache ich auf. Neben meiner (V/N) wohlverstanden. Aber es ist nicht morgens, und es ist auch nicht die Sonne die mich aufgeweckt war. Es ist schwärzeste Nacht, und ein Geräusch hat mich aufgeweckt. Vorsichtig löse ich mich von ihr, stehe auf und folge meinem Instinkt. Ich öffne die Tür zum Gang, und höre leise, trappelnde Schritte. Kurz sehe ich einen Schatten im Gang. Er scheint gerade aus (V/N)'s Zimmer zu kommen. Ich erkenne diesen Schatten. Es ist genau wie damals. Sie kommen um mir mein Mädchen wegzunehmen. Doch dieses Mal werde ich sie mit aller Kraft verteidigen.

Mit den Zähne knirschend schleiche ich zu ihr, rüttele sie sanft wach. Sie hat sich an mein Kissen gekuschelt und öffnet müde ein Auge. Sofort lege ich meinen Finger auf meine Lippen um ihr zu sagen dass sie ruhig sein soll.

Als sie merkt dass etwas los ist setzt sie sich auf und spitzt die Ohren. Ohne dass sie fragen kann was los ist greife ich ihren Arm, öffne meinen Schrank, setze sie dort rein und lege einige Sachen auf sie sodass es aussieht als wäre dort ein einzig, großer Kleiderhaufen.

"Und jetzt sei still. Sag keinen Mucks. Ich komm dich später holen."

Ich ignoriere ihren fraglichen Blick und schließe die Schranktür sanft. Dann nehme ich mir meine Schwerter  und möchte schon auf den Gang schleichen, doch als ich die Tür öffne begrüßt mich sogleich ein heftiger Schlag eines riesigen Mannes dem ich knapp ausweichen kann. Ich kenne sein Gesicht. Es ist der Mann der (V/N)'s Arm gebrochen hat. Einer von Edgars Männern.

Bevor ich zum Gegenschlag ausholen kann schlägt plötzlich jemand von hinten auf meinen Hinterkopf und reißt mir meine Klingen aus der Hand. Er kam wohl durch die Fenster, dieser Bastard!

Noch bevor ich mich fangen kann rammt mir der andere mit voller Kraft den Fuß in meinen Magen, so kraftvoll dass es mal laut knackst und ich gegen den Schrank geschleudert werde. Schmerzerfüllt breche ich zusammen. Doch solange ich mich zusammenschlagen lasse, solange werden sie nicht nach (V/N) suchen. Also werde ich es ertragen.

Dann kommt wie erwartet Edgar rein.

"Der Hauptgefreite Levi Ackerman...", sagt er amüsiert, tritt zu mir und beugt sich zu mir runter.

"Sag mir wo meine Tochter ist..."

"Sie ist nicht deine Tochter...", knurre ich.

Edgar lächelt, schaut auf die Rippe die ich mir halte.

"Sag mir wo sie ist.", sagt er und drückt auf die angeknackste Rippe, was mich vor Schmerz stöhnen lässt.

"Nein...!", krächze ich zähneknirschend.

"Sag es mir du verdammter Bastard!", ruft er und schlägt mit der Faust gegen die Rippe.
Ich höre wie sie knackst und nun vollständig gebrochen ist. Der blitzartige Schmerz lässt mich kurz aufschreien und ich rutsche ein Stück am Schrank runter. Ich lege wieder schützend meine Hand auf die Stelle. I

"Nur über meine Leiche!", knurre ich.

Edgar lächelt höhnisch, steht dann auf und dreht sich zu seinen Männern um.

"Zäher Bursche. Wie auch immer. Wir brauchen ihn nicht. Wir werden sie auch ohne seine Hilfe finden."

Auf Stichwort legt ihm einer seiner Männer ein Dolch in die Hand, mit dem Edgar erstmals rumspielt, bis er sich schließlich wieder zu mir dreht.

"Nun denn. Willst du wirklich für sie sterben? Ist sie dir das wert?"

Ich hebe meinen Blick, setze so viel Verachtung in diesen wie es nur geht.

"Sie ist es wert. Jeden Schmerz der Welt ist sie es Wert.", knurre ich.

Wieder dieses böse Grinsen. Langsam kniet er sich zu mir runter. Ich verstehe ihn. Denn wenn ich mich wehre, dann wird sie später noch mehr leiden müssen. Darum akzeptiere ich still und langsam, dass heute mein letzter Tag sein wird. Ich drücke mich mit dem Rücken gegen den Schrank.
Ja, ich werde sie beschützen.
Ja, ich werde sterben.
Und nein, ich werde es nicht bereuen.

Ich schließe meine Augen, spüre wie sie hinter der Platte atmet.

Alles wird gut, mein Engel..., denke ich.

"Schade... Deine Kräfte sind bemerkenswert, Levi Ackerman. Du hättest der Menschheit sicher großen Nutzen gebracht. Und dennoch entscheidest du dich für ein dummes Gör zu sterben..."

"Sie ist nicht nur ein dummes Gör! Sie ist so viel mehr. Du würdest das niemals verstehen, du gehirnverbrannter Wichser...", stöhne ich.

Leise höre ich wie (V/N) anfängt zu wimmern.

Er legt die Spitze des Dolches auf meine Brust.

In meinen Gedanken rufe ich noch einmal alles ab. Besonders aber hallen ihre weiche Berührungen in meinem Kopf umher. Ihre weichen Lippen, ihre zarte, weiße Haut. Ich höre ihre sanfte Stimme wie sie meinen Namen ruft, das wundervolle Geräusch wenn sie lacht. Der strahlende Moment wenn sie lächelt.

Sie hat mich wahrhaftig aus der Dunkelheit gerettet. Und nun werde ich dasselbe für sie tun. Ich werde ihr zeigen wie ich wirklich für sie fühle. Das ist die einzig wahre Liebe.

Am Ende eines Tunnels erkenne ich plötzlich zwei Gestalten. Isabel und Farlan. Sie rufen nach mir. Es wird wohl langsam Zeit.

Denn meine Zeit ist abgelaufen. Wenn ich so darüber nachdenke, dann bereue ich nichts. Denn zum Schluss war ich mit ihr zusammen, weshalb jede einzelne Entscheidung richtig war. Ein letztes Mal erinnere ich mich an das kleine, verdreckte Mädchen, das am Straßenrand steht und weinend ihren Teddy festkrallt.

"Wirst du mich beschützen, Aniki?", hatte sie einmal gefragt.

"Ja. Das werde ich."

"Versprochen?"

"Versprochen."

Und dieses Versprechen werde ich nun einhalten. Es tut mir nur weh dass ich sie nicht mehr wiedersehen werde. Doch diesen Preis werde ich wohl verkraften müssen.

"Bist du dir ganz sicher, Ackerman? Es ist ganz einfach. Es ist eine Schande einen Mann mit solchen Fähigkeiten zu töten. Denk doch mal darüber nach. Außerdem will ich meine Tochter doch nicht töten, wo denkst du nur hin! Wenn du auf unserer Seite kämpfst, dann kannst du sogar bei ihr bleiben! Ist das kein schöner Gedanke?"

"Nun töte mich doch endlich, du Bastard! Laber mich nicht noch zu!", grunze ich schmerzerfüllt.

Edgar zuckt enttäuscht mit den Achseln.

"Na gut."

Er nimmt aus, um mir den Dolch in die Brust zu rammen. Ich schließe meine Augen, kralle mich an den Gedanken fest. An (V/N). So fest es geht drücke ich meinen Rücken gegen den Schrank und mache mich bereit auf den Schmerz und auf den Tod. Ich fürchte mich nicht.

Doch urplötzlich schießt (V/N) aus dem Schrank, ihr Gesicht mit Tränen überströmt und wirft sich um meinen Hals.

Und bevor ich noch reagieren kann zerreißt ein Schrei die Luft, und der Dolch steckt in ihrem Rücken.

Coming Home // Levi x Reader x ErenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon