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Erens Sicht
Im Esssaal schaue ich immer wieder zu (V/N) rüber. Irgendwie scheint sie ganz klein und zerbrechlich. Sie tut mir so Leid, denn ich weiß wie es sich anfühlt.

Ich merke regelrecht wie sie sich versucht an Levi festzukrallen, als wäre sie ein untergehendes Schiff. Doch Levi kann nicht das rettende Ufer spielen, immerhin hat er keine Ahnung was in ihr vorgeht. Er kann es höchstens versuchen, und auch das wird nicht gut ausgehen können.

Ich kämpfe mit meinen Gedanken, doch schlussendlich habe ich mich entschlossen. Ich werde die Aufgabe übernehmen (V/N) aus dieser Situation zu retten. Ich werde versuchen sie aufzumuntern und für sie da zu sein.

Mit etwas Hilfe stehe ich schließlich auf und schlurfe zu ihr rüber. Wie erwartet wirft mir Levi einen Todesblick zu während Hanji mich damit zubombadiert dass ich Ruhe brauche. (V/N) sitzt nur da, den Kopf in die Schultern gezogen und stochert in ihrem Essen rum.

"Ähm... (V/N)? Können wir nachher reden?"

Augenblicklich hört sie auf und schaut schüchtern zu mir hoch. Dann nickt sie stumm.

Ich lächele kurz.

"Gut... Also dann..."

Kurz noch salutiere ich, ignoriere den pochenden Schmerz in meinem Kopfes und gehe weg. Es wird nicht lange dauern, das weiß ich. Nicht lange und der Commandant will die ersten Versuche mit ihr durchführen. In so einer Situation will ich ihr beistehen. Es ist nicht einfach so etwas mental durchzustehen. Ich war damals allein, hatte niemanden der mich unterstützt, außer natürlich Armin und Mikasa. Doch schlussendlich haben sie mich nie verstehen können. Sie haben es zwar versucht, aber sie konnten es nicht. Und da ich weiß wie sich das anfühlt, wie am Boden zerstört man wegen einigen seltsamen Genen in seinem Körper sein kann, möchte ich nicht dass sie sich so allein fühlen muss. Denn das ist sie sicher nicht. Außerdem bin ich ihr das ja schuldig. Sie hat Levi und mich immerhin vor den Titanen gerettet. Beeindruckend wenn man so darüber nachdenkt.

Langsam und im Tempo schleife ich meinen Körper in Richtung Zimmer. Obwohl ich Titanenheilkräfte habe merke ich dass der Heilungsprozess dieses Mal viel länger brauchen wird. Hanji meinte dass ich körperlich extrem viel durchgemacht habe, und da ich obwohl ich es nicht direkt zugeben möchte sehr erschöpft bin, wird es wohl noch einen oder zwei Tage dauern bis ich wieder fit bin.

Doch ins Krankenzimmer möchte ich nicht. Ich hasse diesen Raum. Obwohl er dazu da ist damit Kranke sich wieder erholen können fühlt es sich dort so an als würde sämtliche Energie aus einem Körper gezogen werden und andere Krankheiten einen auffressen.

In meinem Zimmer angekommen lasse ich mich erstmals auf mein Bett fallen und lausche wie es knarzt. Ich schließe kurz die Augen und spüre eine Weile lang die angenehme Wärme des Sonnenlichtes das mir ins Gesicht scheint.
Doch diese Ruhe kann ich nicht lange genießen, denn nur kurze Zeit später klopft es an der Tür.

"Ist offen.", rufe ich, reibe mir die Schläfen und setze mich auf.

Ich lächele als ich in ihr Gesicht blicke. Doch sie scheint immer noch dieses bedrückende Gefühl an sich zu haben.

"Über was willst du sprechen?", fragt sie heiser.

Ich klopfe neben mich auf das Bett. Langsam humpelt sie zu mir rüber und setzt sich schüchtern neben mich. Ich beobachte sie nur eine Weile, wie sie traurig auf ihre Füße starrt.

Ohne Worte lege ich ihren Arm um sie und drücke sie sanft an mich. Augenblicklich legt sie ihren Kopf auf meine Brust und lässt einen wohligen Seufzer raus.

"Ich weiß was du jetzt durchmachen musst. Ich möchte für dich da sein, (V/N). Du bist mir unheimlich wichtig, und das weißt du auch. Ich möchte dich nicht so bedrückt sehen müssen. Ich vermisse dein Lächeln und dein Lachen. Wenn du etwas brauchst oder einfach nur reden möchtest, dann will ich, dass du zu mir kommst.
In Ordnung?"

Sie nickt.

"Und jetzt lächel. Es ist ein schöner Tag. Wir sind alle heil dort rausgekommen. Und wir sind dem Geheimnis einen großen Stück näher gekommen."

Sie lächelt schwach.

"Ich liebe dein Lächeln."

Sie löst sich kurz von mir, schaut mir dann tief in die Augen. Ich entgegne ihren Blick, versinke ebenfalls in diese (A/F), perfekten Augen.

Ganz langsam nähert sie sich meinem Gesicht. Mein Herz fängt an wie verrückt zu schlagen, ich habe Angst dass es aus meiner Brust springen würde.
Ihre Lippen berühren dann sanft meine Wange und lassen einen kurzen Kuss zurück.

"Danke, Eren."

Augenblicklich spüre ich wie meine Wangen feuerrot aufglühen und ich reibe verlegen meinen Nacken.

"K-kein P-Problem...", stottere ich.

Aber warum spüre ich gerade dieses Gefühl von Enttäuschung? Klar wollte ich dass sie mich auf die Lippen küsst, und trotzdem möchte ich nicht ihre Beziehung mit Levi aufs Spiel setzen. Wieso muss das alles so schwer sein? Ich möchte ihr näher kommen, obwohl ich weiß dass das unmöglich ist. Ich möchte doch nur dass sie mit mir glücklich ist. Ich möchte sie.

Vielleicht kann ich es einfach versuchen. Vielleicht wird sie ihre Meinung ändern wenn ich ihr zeige was ich zu bieten habe.

Noch bevor sie sich zurückziehen kann schnappe ich mir ihr Gesicht mit beiden Händen, komme ihr näher und küsse sie sanft auf den Mund.

"Eren... was-"

Sie schmeckt so süß, denke ich. Zu meiner Verwunderung wehrt sie sich nicht. Sie zieht sich nicht weg. Nach kurzer Zeit löse ich mich von ihr und schaue ihr nur in die Augen.

"Eren...", haucht sie, "Was hast du getan?"

Erschrocken lasse ich sie los. Was habe ich getan? Ich habe sie einfach so geküsst, ohne dass sie es unbedingt wollte.

Erschrocken schaut sie hinter mich auf die Wand, mit einem starren, geschockten Blick. Plötzlich erkenne ich dass einzelne Tränen sich in ihren Augenwinkeln sammeln.

Und als ich mich umdrehe und ihrem Blick folge erkenne ich dass dort Levi steht.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt