• 57 • Alternative: keine Kinder, eine Neko

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Für @DakotaWay

"Da es mein Fehler war, muss ich ihn auch wieder ausbügeln.

Leider reichen meine Kräfte nur dazu aus einen wieder ins Leben zu rufen. Es tut mir Leid, aber euer Kind wird nicht mehr leben.

Levi Ackerman. Ich danke Ihnen. Für alles. Dafür, dass Sie sich um sie gekümmert haben."

Dann ist er verschwunden. Er ist nicht aus der Tür gegangen. Er ist einfach nicht mehr da gewesen.

Verwirrt starre ich auf den Schatten, der noch vor Kurzem hier stand.

Plötzlich höre ich wie jemand laut aufatmet.

Erschrocken drehe ich mich um, und traue meinen Augen nicht. (V/N) hustet schwach und klimpert mit den Wimpern.

"(V-(V/N)!", stottere ich, laufe zu ihr rüber und helfe ihr sich aufzusetzen.

Wieder steigen mir die salzigen Tränen in die Augen. Dieses Mal jedoch nicht vor Trauer. Sondern vor Glück.

"Was ist passiert?", fragt sie schwach. Überglücklich halte ich ihr Gesicht fest und küsse sie auf die Lippen. Ich drücke sie fest an mich, weinend und erschöpft.

Überrumpelt streicht sie mir durch die Haare während ich wie ein kleines Kind an ihr klammere, schwer schluchzend.

"Levi... Ich bin hier... Es ist alles gut...", flüstert sie.

"Ich weiß...", murmele ich zurück. Nach einer Weile löse ich mich von ihr und betrachte sie.

"Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Du dummer Baka..."

Sie lacht sanft.

"Selber Baka. Du wolltest schließlich dasselbe für mich tun."

Ich lächele stolz.

Mein Blick wandert dann runter auf ihren Bauch. Dass unser Kind tot ist bricht mir das Herz, doch ich habe mein Mädchen zurück. Aber sie muss das ja nicht erfahren. Es würde sie nur verletzen.

"Levi... Was hast du?", fragt sie besorgt.

Ich schüttele den Kopf. "Ich kann nur nicht glauben dass du wieder bei mir bist..."

Sie lächelt, legt ihre Stirn gegen meine, schließt die Augen und summt leise und verträumt eine Melodie. Wie sehr habe ich ihre Nähe doch vermisst. Ihre Wärme. Sie.

Zeitsprung

Ein halbes Jahr ist vergangen. Obwohl ich versucht habe das Geheimnis unseres verstorbenen Kindes Geheim zu halten, hat sie es schlussendlich doch irgendwie rausgefunden. Sie hat lange geweint, lange mit niemandem gesprochen. Manchmal ist sie in der Nacht schreiend aufgewacht weil sie wieder einen Albtraum hatte. Diese Zeit war die Hölle für mich.

Nach einem Monat hat sie sich wieder beruhigt, und nach einem weiteren Monat hat sie wieder gelächelt und gelacht. Im Moment ist unsere Liebe stärker denn je, wahrscheinlich wegen den vielen Schicksalsschlägen. Ich liebe sie so abgöttisch. Niemand könnte jemals diese Gefühle verstehen.

Heute hat sie Geburtstag. Ganz früh am Morgen bin ich mit meinem Pferd in die Stadt geritten. Das Pferd schnaubt während seine Hufe über die gepflasterten Steine donnern. Mit maximaler Geschwindigkeit reite ich. Ich möchte schließlich der Erste sein der ihr wünscht, und ich möchte bei ihr sein wenn sie aufwacht.

Schnell bin ich auch schon wieder zurück. Gott sei dank schläft sie noch als ich mich wieder in das Zimmer schleiche. Sie hat sich an das Kopfkissen gekuschelt und lächelt sanft im Schlaf. Ich setze mich so leise wie möglich auf die Bettkante, streiche ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht und betrachte sie eine Weile. Ihre Wangen und ihre Nasenspitze sind leicht rosa, und ich beobachte wie sie atmet. Einfach nur wie sie lebt. Ich kann nicht glauben dass sie tot war. Ich habe so ein Glück denke ich. Plötzlich öffnet sie ein Auge, verschlafen und verträumt, greift nach meinem Arm und kuschelt ihr Gesicht in diesen während sie wie ein kleines Baby gähnt.

"Guten Morgen...", hauche ich, beuge mich kurz zu ihr runter um ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken und wuschel ihr durch die Haare. Sie lächelt und drückt auch einen Kuss auf meinen Arm.

"Alles gute zum Geburtstag, mein Schatz.", flüstere ich.

(V/N) öffnet ihre Augen und schaut mich an.

"Ich habe Geburtstag?", fragt sie schüchtern.

Ich nicke.

"Und du hast daran gedacht?", murmelt sie überlegend.

Ich nicke ein weiteres Mal.

Plötzlich klammert sie sich an meinen Arm und zieht mich mit einem schnellen Ruck in ihre Arme. Erschrocken muss ich feststellen dass sie sich nun komplett um mich geschlungen hat und leise schluchzt.

"Ich habe dich nicht verdient, Levi...", flüstert sie schwach.

Ich lächele, streiche ihr übers Haar und summe leise. "Shhh...", beruhige ich sie. Nach einer Weile löse ich mich kurz von ihr. "Ich habe aber auch ein Geschenk für dich...", lächele ich sie an.

Ihre Augen werden plötzlich groß und rund, wie die eines kleinen Kindes.

"Uiiiiii!", ruft sie aufgeregt und lässt mich los. Leicht lachend springe ich vom Bett, gehe zu meiner Tasche und nehme dort ihr Geschenk raus. Vorsichtig drehe ich mich um, blicke sie dann an und warte auf ihre Reaktion. Sogleich springt sie auf und hüpfelt quietschend und kreischend auf mich zu.

"Eine Nekoooooo!~", strahlt sie, und ich kann förmlich sehe wie ihre Augen aufblitzen und wie ihre Pupillen kleine Herzchen bilden.

Vorsichtig nimmt sie mir den schwarzen Stubentiger mit den riesigen, gelben Augen ab und streicht über ihr weiches Fell.

"Hallo. Wer bist du denn?", quiekt sie strahlend und kniet sich auf den Boden hin, während sie das Kätzchen in ihren T-shirt hüllt und zärtlich streichelt während diese genüsslich schnurrt.

"Die Frau die mir das Kätzchen mitgegeben hat, hatte ihr schon einen Namen gegeben...", sage ich, kann mir dabei kein Lächeln verkneifen. Ich habe sie lange nicht mehr so glücklich gesehen, und sie sieht wirklich verdammt niedlich aus. Wenn sie nicht dieses Kätzchen halten würde, hätte ich ihr sicherlich schon längst ihr Shirt von den Schultern gerissen. Sie schaut mich mit großen, fragenden Augen an.

"Sie heißt Michelle."

Sie lächelt, und ihre rosaroten Bäckchen formen ein Lächeln.

"Michelle...", wiederholt sie sanft, "Ein sehr schöner Name."

Ich nicke. Sanft küsst sie das Fell des Kätzchens, das so aussieht als würde es jeden Augenblick sanft in einen tiefen Schlaf eintauchen. Sie wäre eine gute Mutter geworden. Aber noch wichtiger: sie ist mein perfektes Mädchen. Ich werde sie beschützen, ich werde sie ehren, ich werde sie sogar vergöttern.

Denn sie ist alles was ich brauche. Sie ist mein helles Licht das die Dunkelheit weichen lässt. Mein Herz pocht unaufhörlich schnell wenn ich in ihrer Nähe bin, meine Hände beginnen sogar leicht zu zittern. 

Niemals wieder werde ich zulassen dass uns irgendetwas trennt. Und wenn es der Tod ist, dann werde ich ihr folgen. Denn ich werde dem Licht folgen, um der Dunkelheit zu entkommen.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt