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Ich kann nicht fassen dass Levi mir glaubt. Aber vielleicht macht er es nur um mich nicht zu kränken. Keine Ahnung.
Im Moment will ich nur eins: nicht mehr traurig sein. Stark werden. Wie Levi.

So viele Schicksalsschläge, und trotzdem steht er hier, kalter, gleicher Gesichtsausdruck wie sonst. Man denkt er ist unantastbar. Nichts kann ihn aus der Fassung bringen.
Nicht einmel Erwin Smith.

Ich muss zugeben dass unser erstes Treffen nicht so blumig war. Ich hatte angst als mein Bruder in den Dreck gepresst wurde. Meine Schreie hallten durch die Luft, doch Levi ließ sich nicht beirren. Er war ruhig. Er wusste was kommen würde, und wie er reagieren musste.
Nur damals wusste er es nicht. Damals. Als Farlan und Isabell starben.

Jetzt trotte ich hinter einen humpelnden Levi der mich hinter sich herzieht, mitten in der Nacht. Es ist so dunkel dass ich blind gehe. Levi hat Katzenaugen. Er sieht überall. Ein echter Überlebenskünstler.

Irgendwann bleiben wir stehen, und ich höre wie eine Tür leise aufquietscht, und endlich erkenne ich dünnes Licht.

"Levi? Was machst du so spät hier?"

Ich trete hinter Levi ein. Erwin steht am Fenster und schaut hinaus. Eine kleine Kerze brennt am Schreibtisch.
Sein Blick gleitet sofort auf mich.
"(V/N)! Geht es dir gut?"

Er kommt auf mich zu und legt seine Hand auf meine Stirn.
"Levi, siehst du nicht dass sie zittert?"

Levi dreht sich erschrocken um.

"M-mir g-gehts g-gut-t. I-ist nu-ur k-kalt.", stottere ich.

Levi zieht seine Jacke aus und legt sie über meine Schulter. Ich sehe sicherlich gerade zu lustig aus in der viel zu großen Jacke.
Doch ich spüre die Wärme der Jacke, da sie von Levis Körper gewärmt wurde und rieche den wundervollen Duft frischer Wäsche.

Levi führt mich zu einem Stuhl und deutet mir, mich zu setzen.
Er lässt sich vorsichtig und die Rippen haltend auf den anderen nieder.

"Was kann ich für euch tun?", fragt Erwin, setzt sich auf den Stuhl hinter seinem Büro und verschränkt seine Finger.

"(V/N) hat sich erinnert. Was damals passiert ist.", antwortet Levi.

"Und?"

"Na los. Erzähls ihm ruhig, (V/N)."

Ich atme tief durch.

"Ich weiß nicht wieso oder wie, aber ein riesiger Titan hat mir das Leben gerettet. Er hat mich vor anderen Titanen bewahrt, mir Essen gebracht und sich um mich besorgt. Und irgendwann hat er mich wohl wieder zurück zur Mauer gebracht...", murmele ich kleinlaut.

"...ein Titan?"

Ich nicke stumm.

"Äußerst sonderbar..."

Erwin reibt sich grübelnd den Nacken.

"...und du bist dir ganz sicher?"

"Erwin sie sagt die Wahrheit!", zischt Levi.

"Levi, ich verstehe ja-"

Weiter kommt Erwin nicht. Ein ohrenbetäubendes Geräusch, ein helles Licht. Wie in Zeitlupe spüre ich wie meine Haut brennt.
Und im nächsten Augenblick liege ich mit riesigen Höllenschmerzen auf dem Boden. Ich sehe einige Flammen flackern und Staub wurde durch das einst so saubere Büro gewirbelt. Auf meinem Körper liegen einige kleine Holzbalken.
Erschöpft, erschrocken, panisch.

Das sind die einzigen Gefühle die meinen Körper durchfluten.

Ich sitze mich erschöpft auf, huste den Staub aus meinen Lungen. Meine Augen tränen wegen den feinen Staubpartikeln.

Ich schaue auf meine aufgeschürften Knöchel, meinen blutenden Gliedmaßen. Mein Kopf pocht höllisch, und in den Ohren höre ich nur ein lautes und grelles Piepen.

"Argh.... L...Levi...?"
Alles was ich aus meiner Kehle quetschen kann.
Ich versuche meinen Körper weiterzuschleifen. Die Sicht ist trüb, ich wimmere vor Schmerzen. In der Ecke liegt ein Körper. Vorsichtig ziehe ich mich weiter dorthin. Ich drücke mühevoll einen schweren Balken von der Person. Und schon erblicke ich die goldene Mähne von Erwin. Einige Kratzer im Gesicht. Ihm ist wohl nichts schlimmes passiert, denn seine Atmung ist normal, und sein Herz schlägt regelmäßig. Er ist wohl nur ohnmächtig.
Ich quietsche. Das sind wohl die schmerzhaftesten Momente in meinem ganzen Leben. Ich fühle mich so, als würde mein Körper dem Schmerz gleich nicht mehr standhalten können und aufgeben. Es ist unmöglich mich noch weiter zu bewegen.

Und dann wird die Tür aufgerissen. Oder zumindest das, was von der Holzplatte noch übrig ist. Hereingestürmt kommt Mike.
Ich versuche meinen Arm zu heben und ihn zu mir zu rufen. Schnell kommt er auf mich zu, blickt von mir zu Erwin.

"Ach du scheiße. Was ist passiert?"
Ich bin zu erschöpft zum Antworten.

"L-le-ev-i.", flüstere ich nur. Ich kann ihn nirgends sehen.

Ich merke nur noch wie weitere Soldaten in das Zimmer reingestürmt kommen, doch es fühlt sich alles taub an.
Langsam spüre ich wie mein Körper nachgibt. Die Schmerzen sind zu extrem.

Alles um mich wird schwarz, die panischen Stimmen der Soldaten werden immer entfernter, bis ich falle. Immer tiefer. Ins Nichts.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt