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Erinnerungen können schmerzhaft sein. Man denkt dass man von ihnen weglaufen kann, doch schlussendlich holen sie einen immer wieder ein.

Heute hat mich diese Wahrheit wieder getroffen. Diese Gedanken die ich aus meinem Kopf gebannt habe sind wieder da. Wie Dämonen kreisen sie in meinem Unterbewusstsein herum und zehren an meinem Glück.

Trotz allem gibt es noch die guten Erinnerungen. Aber im Moment sind sie gewichen.

Levi drückt Eren und Hanji aus dem Zimmer die sich wehren und herumtoben. Aber dieses Mal gebe ich Levi recht. Ich möchte allein mit ihm sein.

Dann kommt er auf mich zu, kniet sich vor mich hin und legt seine Hände auf meine Knie.
Schweigend mustert er mich an. Er wartet darauf dass ich erzähle. Er will die ganze Wahrheit kennen.
Ich seufze, atme tief ein, tief aus. Es wird schwer werden mich zusammenzureißen.

"Zwei Erinnerungen sind heute wieder aufgetaucht, Levi. Zwei so schreckliche. Ich habe sie wieder durchlebt. Ich hatte gehofft sie niemals wieder sehen zu müssen..."

Levi schweigt weiter. Er nimmt meine Hand in seine und verschränkt unsere Finger. Ich schaue ihm dabei zu. Er lässt seinen Blick nicht von mir. Ich senke jedoch den Blick.

"Die erste Erinnerung war die aus dem Untergrund. Ich weiß es mag jetzt verrückt klingen und ich habe es dir auch noch nie gesagt, darum wird das jetzt vielleicht etwas schockierend für dich sein."

Ich richte meinen Blick und schaue in seine Augen.

"Mein Vater lebt. Sein Name ist Edgar (N/N). Und er hat Mutter getötet."

Levis Miene bleibt unverändert, doch ich spüre wie eine Unruhe in seinen Augen tobt.

"Es war ein normaler Tag. Mutter hat uns zu Essen gekocht, Vater war weg. Er machte mir angst. Immer schon kam er betrunken nach Hause und schlug Mama. Manchmal schlug er auch mich.
Eines Tages kam er nach Hause, schrie dass Mutter ihn verraten hat, und noch irgendetwas über mich. Mutter versuchte ihn zu beruhigen, doch er war sehr wütend. Er kam mit einem Messer auf mich zu, wollte mich töten. Mutter sprang vor mich und fing den Stich ab. Sie starb.

Vater war nun auf mich fixiert. Aus Panik rannte ich aus dem Haus und wollte nur weg. Ich höre immer noch Vaters hallende Schritte und seine wütende Schreie hinter mir. Irgendwann konnte ich mich irgendwo verstecken. Vater lief an mir vorbei und ich sah ihn nie wieder. Nach einigen Stunde die ich zusammengekauert im Versteck saß wagte ich es wieder nach Hause zu gehen.
Dort sah ich einen Jungen, der vor der Tür stand und meine tote Mutter betrachtete. Er war nicht sehr groß, doch irgendwie vertraute ich ihm. Ich habe immer gesehen wie Mutter ihm Essen gab und mir sagte dass ich ihm vertrauen kann und dass er ein gutes Herz hat.

Dieser Junge warst du, Levi."

Ich sehe in sein kurzes Lächeln. Wie recht Mutter doch hatte.

"Die zweite Erinnerung ist noch leicht verschwommen. Ich hasse sie. Sie führt mir vor Augen wie schwach ich doch bin.

Es ist die Geschichte außerhalb der Mauer. Meine Knochenbrüche waren verheilt und ich hatte den Titanen schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Langsam machte ich mir Sorgen da sich schon viele Titanen um mich versammelt hatten.
Irgendwann begannen sie unruhig zu werden. Sie tobten und versuchten den Baum raufzuklettern. Panisch sah ich mich um, doch der große Titan war nirgends zu sehen. Einer hatte schon begonnen hoch zu klettern. Er würde mich gleich erreichen.
Also sprang ich mit aller Kraft auf die nächste Baumkrone um mich zu schützen. Jedoch war es eine hohe Tanne mit wenigen Ästen, also rutschte ich ziemlich weit nach unten. Ich hing mit den Füßen in der Baumkrone fest, und meine Kleider hatten sich ebenfalls verfangen. Ich baumelte nun dort, ziemlich nah an den Titanen, hilflos. Ein ziemlich großer Titan streckte seine Arme nach mir aus und sprang immer wieder um mich runterzureißen. Jedoch fehlte ein beängstigendes kleine Stück um an mir ran zu kommen.
Doch jedes Mal als er sprang zerfetzten seine langen Nägel meine Haut, und ich schrie ohne Erlösung. Es dauerte Stunden bis der andere Titan wieder zu mir eilte und mich rettete, doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich fast keine Haut mehr an den Armen."

Ich verdrücke mir einige Tränen, denn ich spüre den Schmerz der Erinnerungen.

"Levi. Ich glaube fest daran dass dieser Titan anders ist. Ich glaube dass er gut und nett ist."

Ich schaue auf meine völlig zerkratzten Narben. Die Wunden sind schrecklich tief und lang. Ich verschränke meine Arme unsicher und möchte kein Wort mehr sagen.
Es tut zu weh.

Levi steht auf und schließt mich in die Arme.

"Es tut mir so Leid, (V/N). Ich verspreche dir dass ich jeden einzelnen Titan töten werde der dir zu nahe kommt. Weil ich dich liebe."

Überrumpelt reiße ich die Augen auf. Ich lege meine Arme um seinen Hals und drücke mein Gesicht in seine Schulter. Dieses mir so bekannte Gefühl. Dieses ruhige Herzpochen. Dieser saubere Duft. Diese wohlige Wärme.

"Ich liebe dich auch, Levi Ackerman."

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now