• 31 •

2.2K 136 26
                                    

(V/N)'s Sicht
Die ständige Dunkelheit nagt an meiner Seele. Es ist kalt und nass, aber gleichzeitig erstickend in diesem Keller. Mein Körper glüht.
Ich bekomme kaum Essen, geschweige denn zu Trinken. Ich fühle mich schwach und kränklich. Lange halte ich es nicht mehr aus.

Das Blut tropft im Tempo in eine kleine rote Pfütze. Neben dem ist mein schwerer Atem das einzige Geräusch das man vernehmen kann. Stundenlang, tagelang höre ich nur meinem Herzschlag zu. Regelmäßig pochend, als würde es sich auf das Ende zubereiten. Schon seit Wochen habe ich keine Sonnenstrahlen gesehen. Oder einfach nur Licht. Geschweige denn von frischer Luft.

Die Einsamkeit erdrückt mich. Die Fesseln haben sich schon so tief in meine Haut geschnitten dass sie schon ganz wund ist.

Langsam aber sicher verliere ich die Hoffnung, was doch das einzige war das mich bis jetzt am Leben erhalten hat. Die Hoffnung Levi wieder zu sehen. Ich verwelke wie eine rote Rose, gehe jeden Moment nur einen Schritt näher auf den sicheren Tod zu.

Und dabei immer wieder Grubers Worte. Was er von mir verlangt. Es ist so verrückt, so seltsam. Doch ich spüre dass er recht hat. Aber ich will das nicht tun! Egal wie lange sie mich hier einschließen, egal wie sehr sie mich foltern. Ich werde standhaft bleiben.

Die Tür wird wieder aufgeschleudert. Endlich wieder spüre ich etwas Licht auf meiner Haut. Erleichtert atme ich kurz auf, doch als ich wieder das ecklige Gesicht meines Vaters sehe wird mir übel. Kaum zu glauben dass er denkt er könne mich auf seine Seite locken. Lächerlich.

"Und? Hat sich das Fräulein entschieden?"

"Ich spucke auf die Entscheidung.", krächze ich. Meine Kehle ist ganz trocken, sodass meine Worte nur in einem kratzigen, rauen Ton rauskommen.

Er lacht kurz auf.

"Du bist so dickköpfig wie deine Mutter."

Er kommt auf mich zu, doch ich sehe ihn nicht an. Ich höre lediglich die schweren Schritte seiner Stiefel. Er fährt mit den Fingern durch meine Haare und zieht meinen Kopf dann an ihnen hoch. Ich verziehe kurz mein Gesicht vor Schmerz, sehe ihn dann hasserfüllt an.

"Ich habe diese Eigenschaft deiner Mutter gehasst."

Er schaut mir tief in die Augen, mit einem aggressivem, befehlshaberichem Blick, lässt mich dann los.

"Aber die Dickköpfigkeit hast du auch teilweise von mir. Vergiss das nicht."

Er geht wieder auf die Tür zu, dreht sich dann kurz um.

"Du hast so viel von mir..."

"Halt dein Maul du Arsch! Ich will nichts mit dir zu tun haben! Wir sind uns gar nicht ähn-"

Ich huste drauf los. Wasser. Ich brauche unbedingt Wasser. Ich kann nicht einmal mehr sprechen. Ich fahre mit meiner trockenen Zunge über meine völlig gerissenen Lippen. Ich möchte weinen, doch ich werde diesem Monster diese Genugtuung nicht geben.

Die Tür schließt sich mit einem lauten Poltern.

Wieder diese stechende Dunkelheit. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Keine Ahnung ob bloß ein Tag oder ein Jahr vorrübergegangen sind. Verloren, so fühle ich mich.

Nicht mal ein roter Faden den ich  ergreifen könnte um mich hier rauszuziehen. Doch ich würde mich nicht rausziehen. Im Moment will ich nur die Person am anderen Ende des Fadens mit mir in die Schwärze ziehen. (Kommentiert wer weiß aus welchem Anime das kommt:D)

Die Stille ist lauter als alles andere. Plötzlich ein Poltern. Erschrocken hebe ich mein Kopf und schaue in die Richtung, in der ich die Tür schätze. Noch ein Poltern. Gedämpfte Schreie. Eisen gegen Eisen. Da kämpft jemand. Wieder ein Schrei. Dann Ruhe.

Was ist da draußen los?

Die Tür wird aufgestoßen. Gleißend helles Licht verblendet mich und schmerzt in meinen Augen.

"(V/N)!"

"Levi?", quieke ich.

Der Umriss in der Tür wird klarer. Es ist tatsächlich Levi. Schnell kommt er auf mich zu. Er legt seine Hände um mein Gesicht und betrachtet dieses.

"Diese Schweine! Es tut mir so Leid. Geht es dir gut? Bist du verletzt?"

Ich nicke schwach. Mit einem einzigen Schnitt sind meine Fesseln alle gelöst. Mit Levis Hilfe stehe ich auf. Meine Knie zittern leicht und ich fühle mich so leer und schwach.

"Lass mich dir helfen."

"Ich brauche keine Hilfe.", sage ich kalt und stolpere mit riesigen Schmerzen aus dem Zimmer. Ich kann ihm im Moment nicht in die Augen blicken, so erbärmlich fühle ich mich gerade.

Levis Sicht
Es ist irgendetwas passiert. Irgendetwas ist hier im Keller mit (V/N) passiert. Ihre sonst so leuchtenden Augen sind kalt und ausdruckslos. Ihre Freude ist verschwunden.

Mein Herz schmerzt. Obwohl ich sie gefunden habe fühle ich mich so als ob sie dennoch verloren ist.

Meine (V/N) ist verschwunden, und sie kam nie wieder zurück.

Zeitsprung

(V/N)'s Sicht
Mein Zustand war anfangs sehr kritisch. Ich musste einige Tage in einer Krankenstation bleiben bevor ich zum Hauptlager zurückkonnte. Nun sitze ich in der Kutsche, einen vergipsten Arm und noch etwas wacklig auf den Beinen. Die Ärzte, oder besser gesagt die Leute die vorgeben Ärzte zu sein, meinten dass mein Rücken komplett mit einer Rasierklinge verunstaltet wurde. Komisch. Ich kann mich gar nicht daran erinnern. Nicht mal an den Schmerz. Es ist aller weg.

Meine Handgelenke sind leicht blutig gewesen, aber die Schnitte werden nach einiger Zeit verschwinden.

Ich schaue aus dem Fenster. Es regnet gerade. Ich liebe den Regen. Das sanfte Prasseln auf meiner Haut.
Levi hasst den Regen. Er sagt immer er wird nur schmutzig.

Als wir gerade an die Oberfläche kamen stand ich immer stundenlang im Regen. Levi wurde immer sehr wütend und musste mich reinzerren während ich ihn tretete und protestierte.
Wir sind gleich angekommen. Der Regen wird immer stärker, das Prasseln immer regelmäßiger. Ich lächele leicht und strecke meinen Arm hinaus. Wie ich das doch vermisst habe.

"Nimm deinen Arm wieder rein, Brat."

Levi funkelt mich böse an.
"Na gut."

Ich ziehe ohne Wiederworte den Arm wieder in die Kutsche und starre weiter hinaus.

Die Kutsche bleibt stehen. Wir sind da.
Langsam steige ich aus und strecke sogleich meinen Kopf in den Himmel. Das Wasser ist angenehm kühl und läuft mir den Rücken runter. Den jetzt völlig zerkratzen und misshandelten Rücken. Doch das ist mir egal.

Ich stehe einfach nur da und genieße das angenehme Gefühl auf meiner Haut. Plötzlich und wie aus heiterem Himmel fange ich an zu weinen. Der Schmerz der letzten Wochen hat mir ganz schön zugesetzt. Denn ich kann mich erinnern. An jeden einzelnen Wimpernschlag.

Levi bemerkt es und zieht mich in seine Arme. Er sagt einfach nichts.
Wir stehen lange im Regen. So lange dass ich befürchte dass meine Knochen schon nass werden. Und Levi, der über alles den Regen und den Schlamm hasst, sagt nichts. Er drückt mich einfach an sich und summt leise ein Lied vor sich hin. Ein Lied das er mal von seiner Mutter gelernt hat, hat er gesagt. Wenn er nicht schlafen konnte. Und seit jeher hat Levi mir das Lied immer vorgesungen wenn ich einen Albtraum hatte, wenn ich geweint habe.

Gott, habe ich ihn vermisst.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now