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(V/N)'s Sicht
Langsam schlage ich meine Augen auf. Zwei starke Arme drücken mich an einen warmen Körper.
Als ich aufsehe erkenne ich Levi. Er ist eingeschlafen. So friedlich.

Vorsichtig versuche ich seinen Griff zu lösen. Als ich seinen Arm leicht zur Seite schiebe, brummt er genervt und drückt mich nur fester an sich, sodass er mir du Luft abschnürt. Leider hat sich mein Arm unter seinem Griff verfangen, der jetzt deutlich schmerzt. Er ist seltsam verdreht und ich schaffe es nicht mich loszurappeln.
Ich sitze wie in einer Falle. Bei jeder kleinsten Bewegung wird der Griff fester.

"Aniki!", quetsche ich schmerzerfüllt hervor.

Er schlägt die Augen auf und schaut mit Angst in den Augen auf mich.

"Was hast du?"

"Du... erdrückst... mich..."

Levi lockert sofort seine Arme um meine Taille, und ich keuche nach Luft.

"Tut mir Leid...", murmelt er.

"Schon gut.", sage ich als ich mich beruhigt habe.

Peinliches Schweigen erfüllt die Luft.

"(V- (V/N)?"

"Hm?"

"Würde es dir etwas ausmachen... mich nicht mehr 'Aniki' zu nennen? Es veriwrrt mich etwas..."

Ich schaue ihn als erstes überrascht an, fange dann lauthals loszulachen. Sein Gesicht gerade ist einfach zu komisch! Diese Unsicherheit.

"Wenn du das willst, Baka.", lache ich.

"(V/N)! Ich meins ernst!"

"Du bist niedlich wenn du wütend wirst.", lache ich und drücke ihm schnell einen Kuss auf die Wange.
Seine Miene wird jedoch nur finsterer.
Er ist so niedlich! Diese kleine Fältchen an den Augen wenn er wütend wird.

Unsere durchaus wichtige Konversation wird unterbrochen, als die Tür aufgerissen wurde. Hereingeplatzt kommen meine Freunde.
Das erste Gesicht das ich erkenne, ist Eren.

"(V/N)! Wie geht es dir?", sprudelt es aus ihm heraus.

Levi schenkt ihm einen Todesblick, den Eren aber gekonnt ignioriert.

"Alles in Ordnung.", lächele ich.

"Und ihr habt euch wieder vertragen?", fragt Ymir etwas gleichgültig.

"Ja."

"Tch."

Ich stupse ihn leicht an.

"Levi. Sei nicht so..."

Mein Blick wandert auf meinen Arm. Hanji hat ihn sicherheitshalber mit einer Schiene fixiert. Auf dem Tisch neben meinem Bett liegen die Handschuhe. Schon wieder durchfährt mich Unsicherheit wegen meinen Narben.

"Ich... wir haben uns Sorgen gemacht.", sagt Eren und steht neben dem Bett. Levis Blick ist auf ihn fixiert, er lässt ihn keine Sekunde aus den Augen.

"Keine Sorge.", lächele ich breit.

"Wir haben dir Blumen gepflückt.", grinst Christa und hällt mir einen Strauß rosa Blumen entgegen.

"Die sind wunderschön! Danke!"

Levi fühlt sich sichtlich unwohl. Kein Wunder. Normalerweise wäre er in so einer Situation abgehauen, doch er kann sich nicht bewegen. Ich sehe das aus meinem Augenwinkel. Er will jetzt allein sein.

"Ich werd sie neben meinem Bett stellen.", flöte ich und springe auf. Meine Freunde flattern wie Vögel hinter mir her.

"Gute Besserung, Heichou!", rufen noch Petra, Ed, Gunter und Auruo und salutieren. Levi nickt kurz und versucht sich aufzusetzen. Man kann es ihm aber auch nie recht machen!

Leise stöhnend steht er dann kurz nachher auf den Beinen und humpelt aus dem Zimmer.

Ich setze mich im Schneidersitz auf meinem Bett, und meine Kameraden hocken vor mir.

Sie erzählen noch lange wie ihr Tag war, was sie alles gemacht haben und sogar was es zu essen gab. Es ist lustig und erfrischend und ich genieße jeden Moment mit ihnen.

Irgendwann stehen nach und nach immer mehr Leute auf und gehen, bis nur noch Armin, Mikasa, Sascha, Jean, Connie und Eren auf dem Bett sitzen.

"Lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen!", ruft sie.

Alle sind einverstanden.

"Ich zu erst!", meldet sich Connie, "Also Eren. Wahrheit oder Pflicht?"

"Pflicht!"

"Dann box Jean eins in die Fresse."

Lachen erfüllt die Luft. Nur Jean sitzt mit grimmigem Gesicht da.

"Na gut.", lacht Eren und bildet eine Faust.

"Von mir aus. Aber wehe du zerstörst mein Gesicht."

Und schon landet Erens Faust in Jeans Gesicht. Ein erschreckter Schrei, gefolgt von hunderttausend Schimpfwörtern, begleitet von herzlichem Lachen.

"Jetzt darf ich!", ruft Eren und wischt sich eine Träne fort.

"(V/N). Wahrheit oder Pflicht?"

Pflicht würde mein Arm sicherlich nicht mitmachen, also nehme ich Wahrheit.

"Was hast du gemeint als du gesagt hast dass es den Aufklärungstrupp nur durch dich noch gibt und du damals alle gerettet hast?"

Scheiße. Nicht mal ein einziger Tag lang kann meine Vergangenheit ruhen.

Ich merke wie ich augenblicklich rot werde und vergrabe mein Gesicht in meine Handflächen. Mir schießen die Gesichter von Farlan und Isabell in den Kopf. Die ich an diesem Tag verloren habe.

"Und gebt auf euch acht, Levi und (V/N)!", hat Farlan uns hinterhergerufen während Isabell mit breitem Grinsen gewunken hatte. Und dabei waren sie doch die, die acht geben sollten. Als hätte man ihre Gesichter aus der Geschichte radiert. Als hätten sie niemals existiert.
Als hätten sie nie mit mir gelacht, geprügelt, geweint, geküsst, gekichert, gegessen und getrunken. Ich vermisse sie so sehr.
Es fühlt sich an als könnte meinen Körper den Schmerz kaum aushalten. Eine unaufhaltsame Kälte die langsam meinen Geist und Körper vergiftet, mich aussaugt und eine leere Hülle hinterlässt.

Kommt zurück.

Mein Herz krampft sich zusammen.

"Ich... ich will nicht darüber reden...", nuschele ich schließlich und spüre die Leere die mich umhüllt.
Ich bin doch so einsam.

Eine Hand auf meiner Schulter lässt meinen Kopf hochschnellen.

"Ist schon gut...", murmelt Armin.

Ich bin nicht allein.

Ich nicke schwach und schaue auf meine Arme.

Ist schon gut.

Was für eine wundervolle Lüge.

Um mich abzulenken geht das Spiel weiter. Armin übernimmt und lustige Aufgaben entstehen, und als Jean seine Rache bekommen hat musste selbst ich wieder lachen.

Danach verschwanden sie und ließen mich wieder allein.

Und dabei höre ich immer noch diese Worte in meinem Kopf. Diese Worte die mir so sehr im Herzen schmerzten. Die mir den Verlust erst richtig vor Augen führen.

Ist schon gut.

Coming Home // Levi x Reader x ErenWhere stories live. Discover now