♕ 1 • Widerstand ♛

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Jungkook

Wenn man die Augen im durcheinander schließt, hört man nichts weiter als das, was man sich wünscht zu hören. Mit offenen Augen sehe ich die Soldaten meines Landes, sehe die Rüstungen, in denen sie stecken, aus Metall so schwer, dass sie sich nur mit viel Mühe auf den Beinen halten können. Ich weiß, dass diese Männer eine harte Reise vor sich haben und genau so sehr weiß ich, dass viele von ihnen sterben werden, egal wohin sie auch gehen. Wenn ich die Soldaten sehe, sehe ich nur das Leben von Menschen, das viel zu früh endet, aber wenn ich sie schließe, ist alles ganz anders.

Ich höre den Regen, der heute besonders stark auf uns herunter prasselt, als wäre er ein Vorbote für alles, was nach diesem Tag kommen wird und ich spüre den Wind auf meiner Haut. Da sind keine Soldaten mehr, kein Tod, der sie ereilen wird. All das Blut, das auf ihren Wegen und in den kommenden Jahren vergossen wird, verstummt. Stattdessen ist da diese beunruhigende Ruhe, fast noch schlimmer als das laute Horn, das den Krieg ankündigt.

Mitten auf dem Hof stehen sie versammelt, in zwei Reihen aufgestellt, bereit auf ihre Pferde zu steigen. In der Mitte ihrer Formation steht eine große Kutsche, noch unbepackt und unbemannt. Jemand in diesem Schloss bereitet eine Reise vor und das ich nicht weiß wer dieser jemand ist, bedeutet das es jemand von ganz oben sein muss. Jemand, der die Dinge an mir vorbei bestimmen kann und davon gibt es nur eine Person.

Ich löse meinen Blick von den Vorbereitungen und sehe nach oben auf die Terrasse des Thronsaales, auf welcher der König steht und das geschehen mit einem breiten Grinsen beobachtet. Er sieht zufrieden aus, ein seltener Anblick, hat er doch immer Zweifel an allem. Allerdings muss das wohl heißen, dass das hier tatsächlich sein Plan war und das es etwas gutes für ihn bedeutet, aber nur weil es das für ihn ist, gilt das gleiche nicht für mich und den Rest der Bevölkerung.

Abergläubisch bin ich nicht und meinem Vater gegenüber würde ich das, was ich denke, auch nie offen legen, aber ich glaube, dass dieser Tag für nichts gutes stehen kann. Als ich jünger war, gerade neun geworden, begegnete ich beim verstecken spielen einer weißen Hexe unten in den Verließen. Mein Vater hatte mich vorher oft genug vor ihnen gewarnt, aber als ich sie da sah, waren seine Worte vollkommen vergessen. Für mich war sie nicht das furchteinflößende, vom Teufel besessene Wesen, von denen man uns als Kindern immer erzählte. Sie sah aus wie ich, wie jeder andere Mensch. Alles was sie von uns unterschied war die Tatsache, das sie mächtiger waren als wir.

In meinem Königreich werden Hexen, Seher und die, die sie die verlorenen Kinder nennen, gejagt und getötet. Man glaubt, sie seien das Unheil, das auf diese Welt gebracht wurde und das ihre Auslöschung aus ihr einen besseren Ort machen würde, einen, der dem Himmel gleich kommt, aber ich halte das für Blödsinn. Eine Rasse ist niemals der Grund für Tod und Krankheit, es sind die Menschen, die sich gegenseitig umbringen. Wir sind es, die Kriege führen.

Die Hexe sprach mit mir, erzählte mir vom Leben ihrer Art, wie sie sich versteckt halten und was sie von den Roten Hexen unterscheidet. Sie schien mir wie jeder andere Mensch. Sie sah so aus wie wir, sie sprach wie wir und sie bewegte sich wie wir. Aber sie trug etwas an ihrem Körper, das sie als Hexe auszeichnete. Es ist das weiße Mal an ihrem Handgelenk, etwas das aussieht wie die Äste eines Baumes und ihre Verbundenheit zur Natur symbolisieren soll. Es ist ein Symbol, mit dem jede weiße Hexe geboren wird und das sie nur ablegen kann, wenn sie auch ihre Kräfte aufgibt. Ich fragte sie warum sie dies nicht tat, warum sie bereit ist dafür zu sterben und sie sagte mir lediglich das es das ist was sie ist. Es ist, als würde man von mir verlangen das Mensch sein aufzugeben.

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