♕ 22 • Ewigkeit♛

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Taehyung

Verwirrt sehe ich Jungkook an, als ich aus dem Licht der Sonne, das den Hof erhellt hat, in den kühleren Bereich des Flures trete, den die Sonne zu meinem Glück nicht erreicht. Joohyun sagte, dass sie verstehen würde, wenn ich nicht jeden Tag mit ihr hierher käme um zu beten, sie weiß als einzige wie sehr mich die Sonne ermüdet und vor allem wie sehr sie mich schwächt, aber ich weiß auch das es sie umso glücklicher macht das ich sie trotz diesem Umstand jedes mal begleite. 

Für sie ist das beten wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als für mich, denn sie hat bereits zwei Personen verloren für dessen Seele sie beten will und eine Seele eines Lebenden für die sie es jetzt schon tut. Ich hingegen habe nur meinen Vater und selbst bei dem bin ich mir nicht sicher, ob er meine Gebete überhaupt braucht. Er ist selber religiös, der Großteil unseres Landes ist es, im Gegensatz zum Skravischen Volk. Er hat seine eigenen Gebete, die ihn retten können, also habe ich etwas getan, was ich wohl niemals jemandem sagen werde.

Die letzte Begegnung mit Jungkook hat mich verwirrt über meine eigenen Gefühle zurück gelassen, ich weiß immer noch nicht warum mein Körper damals so auf seine Nähe und vor allem auf seine Worte reagiert hat, aber ich bin der festen Überzeugung das es ein gutes Empfinden war. Es kam in keinster Weise dem Gefühl gleich, das ich verspüre wenn ich Sungjae oder den König sehe, es war viel eher eines das man mit dem Anblick von fallendem Schnee vergleichen kann: faszinierend und Intensiv. 

Ich bin erst einige wenige Monate am Skravischen Hof und nach der anfänglichen Verachtung sind meine Gefühle gegenüber dem Prinzen ungewiss, aber ich glaube das er kein schlechter Mensch ist und das auch er die Gnade der Götter verdient hat, deswegen habe ich heute um eben diese für ihn gebeten. Die Götter können gute von schlechten Menschen unterscheiden, selbst wenn sie nicht beten und selbst wenn Jungkook nicht auf die nötige Weise bestattet werden sollte, hoffe ich das seine Seele ihren Weg durch die neun Tore findet. 

Ihn so kurz nach solchen Gedanken hier stehen zu sehen, versteckt im Schatten und mit einem lächeln in seinem Gesicht als er mich erblickt, weckt in mir ein wenig Panik. Nach dem letzten Treffen weiß ich tatsächlich nicht wie ich mich benehmen soll, immerhin bestand mein bisheriges Verhalten ihm gegenüber stets aus Ignoranz und Gleichgültigkeit, aber als er wie selbstverständlich auf mich zu kommt, bewegt auch mein Körper sich automatisch in seine Richtung. 

Wir bleiben vor einander stehen, nicht so nah wie wir uns an dem Abend gewesen sind, aber dennoch viel näher als zuvor und irgendwie fühlt sich das natürlich an. All die Zweifel verfliegen, ein Teil der Nervosität bleibt zwar, aber sie wird von so vielen Gefühlen überdeckt, das sie kaum mehr spürbar ist, wie ein Statist im Theater. 

"Wartest du etwa auf deine Schwester?", frage ich und sehe über die Schulter zu ihr rüber. Sie ist so weit von uns entfernt, das sie unser Gespräch nicht einmal belauschen könnte wenn sie hinhören würde. 

Er nickt und wirft ebenfalls kurz einen Blick zu ihr rüber bevor er mich wieder ansieht. "Wir wollten gemeinsam in die Stadt. Sie sagte, sie wollte sich auf dem Markt amüsieren und ich gehe mit um darauf aufzupassen, dass ihr kein Mann zu nahe kommt."

Ich muss bei dem Gedanken an Jungkook als Wache der Prinzessin schmunzeln. Das komischste an der ganzen Sache ist, dass ich mir das sogar nur allzu gut vorstellen kann. Jungkook mag zwar Jung sein, aber er hat einen recht beachtlichen Körperbau und auch wenn ich ihn noch nicht wütend erleben durfte, würde ich auf das Vermögen meines gesamten Landes Wetten das man keinen Spaß mit einem wütenden Jungkook hätte. 

Die Freude vergeht mir allerdings schnell, als ich mich bei dem Gedanken erwische, selber diese Mauern zu verlassen und hinaus zu treten. Bereits in Illiora war ich stets nur eingesperrt, habe dieselben Menschen Tag für Tag gesehen, dieselben Mauern und dieselbe Landschaft, Jahr für Jahr. Ich dachte, dass dieses Bündnis für mich mehr Freiheit bedeuten würde, aber das tut es nicht. Ich bin immer noch eingesperrt. 

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