♕ 23 • Träume♛

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Jungkook

Ich schicke meine beiden Wachen weg als ich Taehyung auf der Mauer stehen und damit die Chance auf ein weiteres Gespräch mit ihm sehe. Er hat seine Kapuze tief in sein Gesicht gezogen, sodass ich es nicht erkennen kann, aber alleine der blaue Mantel und die vielen Ringe an seinen Händen, die nur zu sehen sind, weil der Wind seinen Umhang nach hinten weht und sie frei legt, verraten ihn.

Für die Menschen in Illiora hat Schmuck eine wichtige Bedeutung, anders als bei uns. Hier trägt man ihn um zu zeigen, dass man wohlhabend ist und ihn sich leisten kann, dort ist es anders, tiefgründiger. Man glaubt, dass ein Teil der Seele eines Menschen in Dingen, die er während er lebte besaß, weiter lebt, vor allem etwas was so nah bei einem war wie Schmuck. Taehyungs trägt an fast jedem Finger mehrere Ringe und der Ohrschmuck lässt sich auch quasi nicht mehr zählen, so viel trägt er, aber komischerweise sieht es nicht überladen oder komisch aus, ganz im Gegenteil. Es sieht verdammt heiß aus.

"Eure Hoheit", sage ich und kann meine Freude in meinem Lächeln kaum verstecken. In letzter Zeit sind der Prinz und ich uns näher gekommen, was vor allem auch Joohyun zu verdanken ist, die mir jeden Tag etwas neues über seine und ihre Religion beibringt, wie etwa diese Sache mit dem Schmuck. Es ist viel leichter sich mit einer Person zu unterhalten, für die man sich wirklich interessiert und bei der man nicht nur so tun muss, was leider viel zu häufig der Fall ist. Taehyung ist eine mehr als nur willkommene Abwechslung. Seit er hier ist verlasse ich mein Gemacht sogar öfter in der Hoffnung ihm im Innenhof beim beten zu begegnen oder sonst irgendwo im Schloss.

Er sieht mich kurz an als ich mich neben ihn stelle und muss scheinbar kurz schmunzeln, weil ich wahrscheinlich wieder ein dämliches Gesicht mache. Joohyun sagte mir, dass sie und der Prinz über mich gesprochen hätten und das er mir gegenüber anscheinend aufzutauen scheint. Sie sagte, dass er meine Offenheit bewundert, weil er sich selber als sehr steife Person sieht und sich wünschte er könnte etwas mehr entspannen. Verübeln kann man ihm das nicht, wenn ich an seiner Stelle in verfeindetem Gebiet wäre, würde ich mein Schwert nie aus der Hand legen. Das einzige woran er sich klammern kann ist das Wort meines Vaters, dass ihm als Gast nichts getan wird.

"Ich sagte dir bereits, dass du nicht so förmlich mit mir reden sollst", sagt er und sieht wieder nach vorne auf die Landschaft wo vor Wochen noch all die Leichen begraben wurden. Der heutige Tag ist komplett anders als der damals, heute regnet es nicht, es gibt keine Kälte, die einen schrecklichen Tag wie damals unterstreicht, ganz im Gegenteil. Die Sonne scheint, die Wolken leuchten in einem satten weiß, wie sie es häufig hier im Süden tun und sogar die Blumen haben wieder angefangen zu blühen, an den Stellen, wo die Menschen begraben wurden.

"Ich versuche es." Ich verschränke die Arme hinter meinem Körper und sehe kurz die Wache an, die nur einige Meter von uns entfernt steht und starr geradeaus guckt. Am liebsten würde ich auch sie, genau wie meine eigenen, weg schicken, aber Vater besteht darauf, dass er Taehyung stets begleitet. Er sagt zwar, dass das dem Schutz des Prinzen dient, aber ich bin mir sicher das es viel eher Bewachung als Schutz ist, die er beabsichtigt.

Ich versuche mich nicht durch ihn stören zu lassen und sehe wieder den Prinzen an, dessen Blick in die Ferne gerichtet ist. Es ist schwer seinen Gesichtsausdruck zu deuten, generell ist Taehyung kein besonders offener Mensch und sehr verschlossen, aber ich denke, dass es dieses Mal ziemlich offensichtlich ist, was er denkt. Er ist bereits zwei Monate an unserem Hof und das er sich ausgerechnet diesen Teil der Mauer ausgesucht hat, auf dem er nach Norden gucken kann, ist sicher kein Zufall.

"Vermisst Ihr-" Er sieht mich wütend an gerade als ich weiter sprechen möchte, also korrigiere ich mich schnell. "Vermisst du dein Land, deine Familie und dein Volk?" Ich an seiner Stelle würde es tun, vor allem in einer Situation wie dieser. Ich würde nicht unbedingt Vater und seine Kriegsplanungen vermissen, aber Skravis an sich und meine Schwester.

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