♕65 • Schattenwald ♛

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Jungkook

Es gibt unzählige Geschichten, die sich über diesen Wald erzählt werden und ihr Ursprung ist unbekannt. Obwohl keiner von uns wirklich weiß, was dort vor sich geht, sind sich alle einig, dass es gefährlich ist. Vater verzweifelt bereits seit Jahren daran, etwas über die Geheimnisvollen Besucher und das Verschwinden der Menschen, die zu tief hinein gehen, zu erfahren.

Immer wieder schickt er unsere Soldaten hinein, unter ihnen waren bereits die besten Schwertkämpfer und gefürchtetsten Assassine, die dieses Land zu bieten hat, aber auch die kehrten nicht zurück. Bereits unter der Herrschaft meines Großvaters wurde der Wald für verbotenes Gebiet erklärt. Kein Mensch, ob Bürger oder Besucher und auch keine Soldaten oder die Wache darf diesen Wald ohne die Erlaubnis des Königs betreten.

Im Gegensatz zu Illiora, wo du die Stadt vom Schloss aus sehen kannst, ist unseres rundherum umgeben von einem Wald. Deswegen haben wir ihn in zwei Abschnitte geteilt, den westlichen und östlichen Teil. Während der westliche Teil ungefährlich ist und es der einzige Weg in die Stadt ist, ist es der östliche Teil, der seit jeher vollkommen unerforscht ist und von allen lediglich der Schattenwald genannt wird.

Die Menschen erzählen sich Geschichten von furchterregenden Gestalten, Geistern und Monstern. Es gibt so viele Beschreibungen und Berichte darüber, was das für Wesen sein sollen, dabei war nicht einer von denen, die diese Geschichten erzählen, jemals dort, denn die, die es waren, kamen nicht zurück um es uns zu erzählen. Vater hatte es eigentlich bereits fast aufgegeben die Schattenwesen zu finden, bis letzte Nacht eine Wache Alarm schlug als im Wald ein Feuer wütete.

Die Glocken rissen uns alle aus dem Schlaf, Joohyun und Taehyung hämmerten bereits mit den Fäusten gegen die Tür meines Gemaches, als ich wach wurde. Wir hatten mit dem schlimmsten gerechnet und für einen Moment sah ich die Bilder vom Angriff des Widerstands vor mir aufblitzen. Sie konnten uns an dem Tag nicht unser Königreich nehmen, aber sie nahmen uns die Königin und unsere Mutter.

Joohyun weinte während wir nach Vater suchten und die Bediensteten rannten panisch im ganzen Schloss umher, bis eine der Wachen mit dem Befehl kam uns auf die Schlossmauern zu bringen. Es war kein Angriff, den göttern sei Dank, es war ein Feuer im östlichen Wald, nicht riesig und doch groß genug um gesehen zu werden.

Vater war sofort wieder überzeugt davon, dass diese Geschichten wahr sein müssen. Er glaubt, dass in diesem Wald Hexen leben, die sich damals zurückgezogen haben als die Jagd nach ihnen begann. Er glaubt, sie hätten sich im Schattenwald ein Leben aufgebaut und er würde alles dafür tun um genau das zu vernichten. Deswegen schickt er dieses Mal auch nicht irgendwelche Soldaten vor, sondern Taehyung und mich.

Er verdrängt die Tatsache, dass Taehyung nicht bereit ist in seinem Auftrag Menschen oder jegliche andere Wesen zu töten. Er glaubt nach wie vor, dass er von alleine merken wird, dass die Macht, die er besitzt, für mehr genutzt werden will als nur gutes. Im Gegensatz zu mir glaubt er das, was Sungjae sagte. Er glaubt, dass Götterwesen die enorme Macht, die sie besitzen, immer frei setzen wollen und er glaubt, dass der Verstand der Preis für eine solche Macht ist. Die Menschen haben Marsex Nichts nie vergessen und Vater versucht genau das herbei zu führen, nur dieses Mal mit Taehyung an seiner Seite.

Ich schiele kurz zu ihm rüber, versuche zu erkennen, was er wohl gerade denkt, aber seine Miene ist eingefroren und seit wir los geritten sind, verließ kein einziges Wort seine Lippen. Es braucht keine Hexe um mir bewusst zu machen, dass er gerade scheinbar nicht sprechen will, aber ich kann ihm diesen Gefallen nicht tun. Wir haben nie miteinander geredet, deswegen sind auch zwei Jahre vergangen ohne das wir auch nur einen Schritt voran gekommen sind, bis jetzt. Aber ich kann nicht in alte Muster fallen und  riskieren, dass er sich von mir entfernt.

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