♕62 • Marsex Untergang ♛

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Jungkook

Erneut werfe ich einen Blick auf Taehyung, der mit verschränkten Händen vollkommen Abwesend in die leere starrt. Seit heute Morgen wirkt er wie verändert, etwas stimmt nicht, das weiß ich auch ohne, dass er es mir sagt. Er war bereits lange vor mir wach, scheinbar konnte er nicht schlafen und auch wenn er mich hätte wecken können, tat er es nicht. Er hielt mich die ganze Nacht umschlungen, als hätte er Angst, dass ich ihm davonlaufen könnte und obwohl es mich glücklich machen würde, jeden Morgen so aufzuwachen, merke ich, dass etwas ihn beschäftigt.

Vater wollte, dass wir uns hier treffen um die Gäste von der Verlobungsfeier zu verabschieden, aber ich weiß, auch ohne dass er es ausspricht, dass er eigentlich nur Taehyung hier haben wollte. Es widert mich an zu sehen, wie er ihn jedes Mal neben sich aufstellt um ihn zu präsentieren, wie eine Waffe, die er unseren Gästen zeigt, als Warnung dafür, was er tun könnte, sollten sie sich je gegen ihn wenden. Aber was mich viel mehr beschäftigt ist, was das ganze mit Taehyung anstellen könnte.

Mein Vater verliert langsam den Verstand. Er wäre nicht der erste König, der sich von Prophezeiungen und Vorsehungen unter Druck setzen lässt, aber was es schlimmer macht ist die Tatsache, dass er unberechenbar ist. Wenn er glaubt, Taehyung nicht unter Kontrolle zu haben, wird er ihn vernichten, bevor er zu einer Gefahr für ihn werden kann. Er würde ihn töten, ungeachtet der Konsequenzen.

Ich weiß nicht, was die beiden in diesem Moment denken, aber als ich wach wurde, sagte er etwas, wovon ich glaubte es wäre auf uns bezogen. Ich war glücklich es zu hören, aber je öfter ich ihn ansehe, desto mehr geht mir durch den Kopf, dass mehr dahinter stecken könnte.

„Ich kann mich nicht ewig verstecken."

Immer wieder gehe ich diese Worte durch, denke über die Bedeutungen nach, die sie haben könnten, denn wenn sie nicht auf uns bezogen sind, was könnte er sonst meinen? Er trägt auch heute wieder die Kapuze seines Umhangs, die Ringe aus Illiora hat er weg gelassen und auch das Blau seines gestrigen Gewands ist dem roten gewichen. Er sagte, er kann sich nicht ewig verstecken und doch tut er es. Was sollten diese Worte dann bedeuten?

Ich richte den Blick wieder nach vorne, als mein Vater den Kopf zu mir dreht und die Stirn runzelt. Ich weiß nicht, ob er gemerkt hat wie sehr ich den Prinzen angestarrt habe, aber seines Blickes nach zu urteilen, scheint ihm heute generell etwas nicht zu passen. Es muss etwas geschehen sein, aber wenn dem so wäre, hätte er bereits eine Versammlung der Berater einberufen.

Es dauert nicht lange, bis er seinen Blick wieder auf die Treppen richtet, um erkennen zu können, wenn ein weiterer Gast aus der Tür kommt. Ich verschränke die Hände hinter meinem Rücken und stelle mich wieder gerade hin. Aus dem Augenwinkel heraus versuche ich Taehyungs Gesichtsausdruck zu erkennen, irgendwas was mir verraten könnte, was in diesem Moment in ihm vorgeht.

Obwohl ich ihn auf diese Weise zwar sehen kann, ist es viel zu undeutlich um einen Gesichtsausdruck erkennen zu können und doch sehe ich seine Reaktion auf das, was er sieht ganz deutlich. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und richte den Blick wieder nach vorne.

Vater räuspert sich kurz und ich balle die Hände zu Fäusten als ich das selbstgefällige Grinsen in dem Gesicht dieses Bastards sehe. Ich wünschte allmählich ich hätte mir den Ausrutscher damals bei Seok für ihn aufgespart, er hätte es nicht anders verdient und Vater kann nichts anderes tun als mir eine Predigt zu halten. Aber ich halte mich nicht meines Vaters wegen zurück, sondern wegen Taehyung.

Begin |Vkook|Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz