♕45 • Letzte Worte♛

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Taehyung

Leise schließe ich die Tür hinter mir und gehe noch ein letztes Mal sicher, dass ich jede kleinste Haarsträhne auch gut unter den Umhang gestopft habe. Ich habe bereits überlegt, ob es nicht besser wäre die Haare wieder kurz zu schneiden, zumindest kurz genug das ich nur die Kapuze aufzusetzen brauche um sie zu verstecken, aber Joohyun beharrte darauf das ich mir das gut überlegen sollte.

Es ist nicht so, dass ich mein Haar hasse, es gab eine Zeit, da habe ich es getan, aber seit ich hier bin bleibt mir keine ruhige Minute um mir überhaupt Gedanken darüber zu machen. Es ist anders als in Illiora, hier hassen mich die Leute nicht für das was ich bin, sondern für den, der ich bin, nämlich der Prinz aus dem Norden.

Ich schließe kurz die Augen und hole tief Luft ehe ich mich von der Tür entferne und mich auf den Weg zum Hof mache. Es ist ein langer Tag gewesen und obwohl es nur wenige Stunden her ist, fühlt sich das, was während der Besprechung passiert ist an, als wären es Jahre gewesen. Vielleicht liegt es daran, dass ich versuche es vollkommen zu vergessen, aber das kann ich nicht.

Es mag sein, dass der König heute den Anschein erweckt hat er habe sich für mich eingesetzt, aber das bedeutet nicht, dass ich ihm traue, kein Stück. Er hat zwar verhindert, dass ich zurück nach Illiora muss und dadurch vielleicht der Krieg weiter geht und auch, dass Seok mich der dunklen Magie aussetzt, aber er hat eine Sache gesagt, die mein Misstrauen in ihn und seine Motive bestärkt. Er sagte ich wäre eine Waffe, eine Waffe, die er niemals hergeben würde.

Nervös fahre ich mit dem Daumen über die stellen am Finger, wo ich normalerweise stets Ringe trage. Baekhyun sagte, dass ich keinen Schmuck an den Händen tragen sollte wenn wir gemeinsam meine Fähigkeiten trainieren. Er sagte, falls ich die Kontrolle verliere, könnte es im schlimmsten Fall sein, dass ich sie mein Leben lang als Eisklotze an meinen Fingern tragen muss.

Ich glaube, dass die Vorstellung ein wenig übertrieben ist, aber ich respektiere es, immerhin nutzt er seine Freizeit und kommt hierher damit wir im Hof üben können. Er behandelt mich zwar, als wäre ich ein Held und das, obwohl ich noch nie etwas gutes im Leben getan habe, aber für mich ist er der Held.

Kurz hebe ich den Kopf als ich Schritte von jemandem höre, der mir entgegen kommt und mache mich bereit mir die Kapuze ein wenig tiefer ins Gesicht zu ziehen, als ich merke, wer diese Person ist.

Er bemerkt mich nicht sofort, sein Blick ist auf den Hof gerichtet, den man von hier aus bereits erkennen kann und er schlendert mit langsamen Schritten durch die Gänge. Es scheint, als sei er viel zu sehr in Gedanken vertieft, denn er bemerkt nicht das ich stehen bleibe und ihn ansehe während er mir immer näher kommt.

Ich wusste, dass wir uns irgendwann begegnen würde, spätestens Morgen früh beim Frühstück, wenn er überhaupt aufgetaucht wäre, aber ich hätte nicht damit gerechnet das es so plötzlich geschehen würde.

Ich erinnere mich gut an die Wut, die ich verspürte als unsere Blicke aufeinander trafen, aber als er den Kopf wendet und mich erblickt, da spüre ich auch noch etwas anderes. Es ist Erleichterung und obwohl sie so deutlich zu spüren ist wie das starke klopfen in meiner Brust, kann ich mir beides nicht erklären.

Er sieht mich einfach nur an und mit jeder Sekunde die vergeht, strömen die Worte von heute Mittag zurück in den Vordergrund. Er ist ebenfalls stehen geblieben und für einen kurzen Moment vergesse ich das vergangene und die Zukunft, die uns vielleicht erwartet, für einen Moment, ja nur eine Sekunde, sehe ich nur ihn.

Im Gegensatz zu mir hat er sich kein Stück verändert, es sind immer noch dieselben braunen Haare mit dem selben Haarschnitt der seinen perfekten Gesichtszügen solchen Ausdruck verleiht und es sind dieselben braunen Augen; die mir mehr Hoffnung geschenkt haben als ich hierher kam.

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now